Seminola
- Regie:
- Budd Boetticher
- Jahr:
- 1953
- Genre:
- Western
- Land:
- USA
1 Review(s)
30.07.2007 | 18:00Gut gemeint ist nicht gut gekonnt
Florida, 1835: Das Indianervolk der Seminolen, angeführt von Häuptling Osceola (Anthony Quinn), verweigert die Umsiedlung in ein Reservat. Leutnant Caldwell (Rock Hudson), der den Häuptling aus seiner Jugendzeit kennt, bemüht sich um eine friedliche Lösung des Konflikts - doch der falsche Ehrgeiz seines Vorgesetzten führt unweigerlich zum Kampf.
Filminfos
O-Titel: Seminola (USA 1953)
Dt. Vertrieb: Koch Media (22. Juni 2007)
FSK: ab 12
Länge: ca. 85 Min.
Regisseur: Budd Boetticher
Drehbuch und Romanvorlage: Charles K. Peck jr.
Musik: Henry Mancini
Darsteller: Anthony Quinn, Barbara Hale, James Best, John Daheim, John Day, Lee Marvin, Ralph Moody, Richard Carlson, Rock Hudson, Russell Johnson u. a.
Handlung
Florida im Jahre 1835: In Fort King steht Leutnant Lance Caldwell (Rock Hudson) wegen Ungehorsams und Mordes vor dem Kriegsgericht. Da es weder Verteidiger noch Zeugen gibt, muss er beide Rollen selbst übernehmen. Er erzählt ...
Nach vier Jahren Militärakademie kehrt er 1835 in seine Heimat zurück. Nachdem er einen Indianerangriff abgewehrt und sich bei seinem Kommandeur Major Degan (Richard Carlson) als der neue Späher vorgestellt hat, begibt er sich zu Muldoons Handelsposten. Hier lebt seine Jugendliebe Revere (Barbara Hale) bei einer alten Frau, die Lance ebenfalls sofort in ihre Arme schließt. Mit Revere erinnert sich Lance an seinen Freund, den Halbblutindianer John (Anthony Quinn), der von den Seminolen, seinem Volk, "Osceola" genannt wird (Osceola starb 1838). John ist der Häuptling der Seminolen und führt sie in ihrem zweiten Krieg gegen die Weißen, die Florida zu ihrer Kornkammer machen und den Eingeborenen ihr Land stehlen wollen.
Als Lance seinem Kommandeur gegenüber Sympathien für die Seminolen äußert und bittet, von einem Dschungelkrieg im Sumpfgebiet abzusehen, erntet er nur Misstrauen. Der Major setzt Sgt. Magruder (Lee Marvin mit Schnauzbart) als Aufpasser auf ihn an. Während Revere mit John Osceola noch ein Verhandlungsgespräch mit dem Major vereinbart, bläst dieser bereits zum Angriff. Caldwell muss natürlich mit. Es wird ein strapaziöser Marsch, und dass eine Kanone durch den Sumpf gezogen werden muss, beschleunigt ihn nicht sonderlich.
Doch schließlich gelangen Major Degan und seine Männer doch zum Dorf der Seminolen. Im Morgengrauen greifen die Männer ohne Vorwarnung die Schlafenden an. Doch es ist eine Falle, und die Soldaten können froh sein, mit dem Leben davonzukommen. Der verwundete Lance wird von John Osceola gesundgepflegt, gegen den Widerstand von Kujeck, einem wilden Seminolen mit Irokesenschnitt. Unterdessen bittet der enttäuschte Major Degan Revere, als seine Vermittlerin bei den Seminolen aufzutreten und Osceola um eine Unterredung zu bitten. Revere sagt zu, doch ob es der Major wirklich ehrlich meint, ist wohl zu bezweifeln ...
Mein Eindruck
Ich war von diesem Western, der im Osten spielt, ziemlich enttäuscht. Rock Hudson, Lee Marvin und Anthony Quinn sind große Namen, doch damals standen sie noch am Anfang ihrer Filmkarrieren. Der Name des Regisseurs Budd Boetticher (1916-2001) ist ebenfalls ein Markenzeichen für solide Western-Unterhaltung, doch mit seiner sechsteiligen Ranown-Serie, in der Randolph-Scott die Hauptrolle spielte, war er wesentlich erfolgreicher. "Seminola" wurde von der Kritik zerrissen. Und man sieht auch gleich, warum.
Zunächst mal die Indianer. Obwohl die Seminolen der einzige Indianerstamm waren, der nicht besiegt wurde (es gab drei erfolglose Kriege gegen sie), werden sie doch als Prärieindianer dargestellt, die allesamt besiegt wurden. Sie sind ständig martialisch angemalt, kämpfen mit Pfeil und Bogen und tragen Lederklamotten - genau wie die Sioux oder Cheyenne. Obendrein müssen sie einen Tanz hinlegen, der beim weißen Zuschauer nur eines signalisiert: Kriegsvorbereitung. Lance Caldwell allerdings meint, das sehe mehr wie ein Festtanz aus.
Die Weißen führen sich - mit Ausnahme der Frauen - eben wie Soldaten auf und spielen ihre üblichen Rang- und Machtspielchen. Ihre Posen wirken hölzern und wie die von Marionetten. Peinlich werden die Szenen, in denen sie Revere begegnen, der einzigen ernst zu nehmenden Frau im Film. Plötzlich werden die Gesten der Männer fahrig und zaghaft, als befänden sie sich auf einer Laienbühne beim Weihnachtsspiel.
Schließlich die Kulissen. Das Fort ließen die Universal Studios ebenso nachbauen wie einige der Schauplätze im Sumpf, so etwa beim ersten Angriff der Soldaten auf die Seminolen. Der Dschungel in den Sümpfen sieht wenigstens halbwegs echt aus, aber vor allem deshalb, weil authentische Dokumentaraufnahmen verwendet wurden, z. B. von Alligatoren und Geiern. Ständig dröhnen die Trommeln und signalisieren Gefahr für die weiße Frau, die sich allein in ihrem Kanu zu den "Wilden" wagt.
Der Film mag so ehrlich gemeint sein wie Delmer Daves' beispielhafter Western "Der gebrochene Pfeil" (1950), denn er prangert die Kriegsführung gegen die Seminolen als egoistische Arroganz und Dummheit an, denn der Kommandeur ist nur auf seine Beförderung zum Oberstleutnant bedacht. Doch die filmische Umsetzung entspricht heutigen Erwartungen nicht mehr und muss schon damals die Kritiker zu Spottsalven veranlasst haben. Wäre der Film zehn Jahre später gedreht worden, hätte ich sofort an Vietnam gedacht. Dann wäre die inneramerikanische Kritik aber noch größer gewesen.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: Vollbild (1.33:1)
Tonformate: D in DD 2.0, Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras:
- 4-seitiges Booklet
- Bildergalerie
Mein Eindruck: die DVD
Die Farben dieser restaurierten und digital bearbeiteten Fassung leuchten in strahlender Pracht und vermitteln dem heutigen Zuschauer etwas von dem optischen Genuss, den der Kinozuschauer 1953 in einem großen Kinopalast erleben durfte, bevor er zurück in den tristen Alltag musste. Der Ton ist ebenso einwandfrei. Ich konnte keinerlei Artefakte feststellen. Aber auch Untertitel sucht man vergebens.
Das Booklet liefert einen Artikel von Steffen Wulf, der kenntnisreich die Hintergründe zur Entstehung des Streifens erläutert. Interessant, dass Kameramann Russell Metty auch Stanley Kubricks "Spartacus" (1960) fotografierte. Metty hat besonders den ersten Soldatenangriff furios und lebhaft in Szene gesetzt. Auf der vierten Seite des Booklets ist eine Filmszene mit Hudson und Carlson zu sehen. Merkwürdig, dass ihre Uniformjacken purpurrot statt dunkelblau, ihre Hosen südstaatengrau und ihre Gesichter gelb statt hellrosa sind.
Unter den Extras bietet die unscheinbar betitelte "Bildergalerie" eine Fülle von Text- und Fotomaterial, das von vierfarbigen Filmplakaten und Szenenfotos bis hin zu Inhaltsangabe, Filmkritiken, Programmheften und Webevorschlägen reicht. Besonders die Szenen- und Starfotos (von Hudson, Quinn und Hale) sind von hoher Qualität. Die Galerie läuft nicht mehr selbst ab wie bisher, sondern kann Bild für Bild angeklickt und angesehen werden.
Unterm Strich
"Seminola" muss nicht jeder Western-Kenner auch in der restaurierten Fassung gesehen haben: Dies ist zwar jetzt der "state-of-the-art", aber der Film an sich lohnt sich meines Erachtens nicht. Diese DVD-Edition ist allerdings wie stets in dieser Reihe sorgfältig vorbereitet, Bild und Ton erheblich verbessert und die Extras um nützliche Informationen angereichert worden. Alles weitere Wissenswerte habe ich bereits oben gesagt.
Im Grund muss nur noch der Preis beim jeweiligen Anbieter stimmen, dann sollte man zugreifen. Einziges Manko sind die fehlenden Untertitel, dafür entschädigen allerdings die vielfältigen Informationen in Booklet und Bilderschau.
- Redakteur:
- Michael Matzer