gebrochene Pfeil, Der
- Regie:
- Delmer Daves
- Jahr:
- 1950
- Genre:
- Western
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Broken Arrow
1 Review(s)
03.09.2005 | 09:20Pazifistischer Western: Mahnung oder Märchen?
Nordamerika um 1870: Die Schlacht zwischen Siedlern und Apachen hat ihren Höhepunkt erreicht. Tom Jeffords (James Stewart), ein ehemaliger Fährtensucher der US-Armee, setzt sich in einem fast aussichtlosen Kampf für eine friedliche Lösung des Konflikts ein. Ihn verbindet eine tiefe Freundschaft mit Cochise, dem Häuptling der Apachen, und er verliebt sich in das wunderschöne Apachenmädchen Sonseeahray. (Klappentext)
Die DVD enthält die restaurierte Fassung mit einer Szene, die in der deutschen Fassung nie enthalten war und die nun mit deutschen Untertiteln präsentiert wird.
Filminfos
O-Titel: Broken Arrow (USA 1950)
Dt. Vertrieb: Koch Media 2005
Release: 05.08.2005
FSK: ab 16
Länge: 93 Min.
Regisseur: Delmer Daves
Drehbuch: Albert Maltz nach dem Roman "Blood Brother" von Elliott Arnold
Musik: Hugo Friedhoffer
Darsteller: James Stewart, Jeff Chandler, Debra Paget u. a.
Handlung
Tom Jeffords (Stewart) erzählt uns seine Geschichte und wie es zum Frieden zwischen Weißen und Apachen kam.
Als er nach dem Bürgerkrieg auf Goldsuche Richtung Arizona reitet, herrscht dort bereits seit zehn Jahren Krieg mit den Apachen. Unter ihrem Kriegshäuptling Cochise (Jeff Chandler) haben sich alle Apachenstämme erstmals vereinigt. Doch die Weißen zahlen für Apachenskalps hohe Prämien. Die beiden Völker begegnen sich daher mit höchstem Misstrauen und meist mit Hass. Die Weißen wollen ihr Land, und die Ureinwohner verteidigen es. Denn ohne Land sind sie nichts, glauben sie.
Tom rettet einem 14-jährigen Apachenjungen das Leben, indem er ihm Wasser gibt und seine Schusswunden heilt. Als Krieger hinzukommen, lassen sie ihn deshalb frei. Doch Skalpjäger nähern sich, und man fesselt und knebelt Tom, so dass er hilflos mitansehen muss, wie die Apachen die Skalpjäger niedermachen. Die Überleben sterben eines qualvollen Todes. (Hier ist die einzige neu eingefügte Szene zu sehen - sie dauert nur wenige Sekunden.)
Als Tom im Saloon davon erzählt, glaubt ihm niemand, ganz besonders nicht der Indianerhasser Brent Slate. Der hat mit den Apachen noch eine Rechnung offen, seit sie seine Frau getötet haben. Nur sein Sohn Chip hat überlebt. Diese beiden werden am Schluss auf verhängnisvolle Weise wieder auftauchen.
Doch zunächst will der neue Kommandant von Fort Grant Tom als Fährtensucher einsetzen, um Cochise wie befohlen binnen sechs Monaten zu vernichten. Tom sagt ihm klipp und klar, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist. Dennoch bietet er sich an, wenigstens die Postreiter vor den Überfällen der Apachen zu bewahren.
Er reitet ins Herz des Apachenlandes, um wenigstens den ersten Schritt zu Frieden und Verständigung zu machen. Dort begegnet Tom der Liebe seines Lebens, Sonseeahray (Debra Paget), heiratet sie, und dort wird er sie wieder verlieren. Doch ist Frieden überhaupt möglich?
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 4:3 (Vollbild, digitally remastered)
Tonformate: DD 2.0
Sprachen: D, Engl.
Untertitel: D
Extras:
- Deutscher Kinotrailer (ca. 2:30)
- Bildergalerie (8:17 Min.)
- 4-seitiges Booklet
Mein Eindruck
"Der gebrochene Pfeil" mutet zunächst wie ein Märchen von der Entspannung an, dabei ist die Aussage des Films - Entspannung und Völkerverständigung - in der Nachkriegszeit, dem bereits begonnenen Kalten Krieg und der Kommunistenhatz unter Senator McCarthy durchaus eine mutige Botschaft. Tom Jeffords verhält sich von Anfang an ziemlich ungewöhnlich: Er rettet einem Indianerjungen das Leben, obwohl dieser ihn sofort umbringen will. Als dessen Verwandte auftauchen, stellt sich der Junge vor Tom: "Dieser Mann ist mein Freund:" Sehr ungewöhnlich in Kriegszeiten. Noch ungewöhnlicher ist, dass Tom die Sprache der Apachen lernt und ihre Kultur verstehen will.
~ Der 11. September ~
Anfangs ist es nur sein Geld, das Tom einsetzt: Er wettet, dass nach seinem Abkommen mit Cochise die Postreiter alle lebend durchkommen werden. Dann muss er sein Leben einsetzen, zu den Apachen reiten, mit den Siedlern streiten, sich mit sturen Militärs herumplagen und eifersüchtige Apachenkrieger überwältigen. Die Siedler belassen es nicht beim Streit, sondern wollen den Indianerliebling gleich aufknüpfen. "Wenn du nicht mit uns kämpfst, bist du auf deren Seite." Das kennt man doch aus der US-Propaganda nach dem 11. September 2001. Nur ein neuer Fort-Kommandant rettet Tom vor dem Strang.
~ Geronimo ~
Dass auch auf Seiten von Cochise nicht alles eitel Sonnenschein ist, belegt die Abstimmung über das Waffenstillstandsabkommen. Neben Geronimo steigen auch noch einige andere Häuptlinge aus dieser unheimlichen Kiste namens "Frieden" aus. Cochise wird schon sehen, was er davon hat. Geronimo machte es ja dann auch bekanntlich seinen Verfolgern sehr schwer, denn er entkam immer wieder über die nahe Grenze nach Mexiko, wohin man ihm nicht folgen konnte. Zuletzt drehte Walter Hill einen schönen, ehrlichen Western über diesen Apachen.
~ Romantik ~
Das romantische Herz dieses Westerns schlägt in der Liebesbeziehung und Ehe zwischen der schönsten Apachin überhaupt (vielleicht mit Ausnahme von Nscho-tschi) und Tom Jeffords. Von Anfang wird Sonseeahray, verkörpert von einer Weißen namens Debra Paget, als etwas ganz Besonderes porträtiert: "Sie steht in besonderer Beziehung zu den Göttern", sagt Cochise, verfüge über heilende Kräfte und könne die Zukunft vorhersagen. Sie - ihr Name bedeutet "Morgenstern" - heilt nicht nur Toms schmerzende Kriegsverletzung, sondern gleich auch sein sehnsuchtsvolles Herz mit. Wie praktisch!
Noch besser ist jedoch, dass sie, um mit Tom zu sprechen, offenbar jedes Apachen-Tabu bricht, das den Umgang von jungen unverheirateten Frauen mit Männern untersagt. Das Allerbeste ist aber, dass ihr Stamm inklusive Eltern in ihre Eheschließung mit einem Weißen einwilligt. Eigentlich braucht Tom bei so viel märchenhaftem Glück auf einem Haufen keinen Glücksbringer mehr.
~ Bewährungsprobe ~
Zurück zum Thema Frieden: Es ist eine Sache, sich für Frieden und Verständigung mit Worten einzusetzen, doch wenn man selbst Opfer einer Gewalttat geworden ist, beginnt die eigentliche Bewährungsprobe. In einer ziemlich komplexen Szene am Schluss des Films erwacht Tom aus seiner Bewusstlosigkeit, um entsetzt festzustellen, dass seine geliebte Ehefrau beim Versuch, ihn zu verteidigen, erschossen worden ist. Da brennen selbst bei diesem Friedensstifter sämtliche Sicherungen durch und er würde die Täter am liebsten eigenhändig abknallen. Davon kann ihn nur Cochise abhalten, der weiß, was auf dem Spiel steht.
Die DVD
Das aufbereitete Bild ist von geradezu makelloser Schönheit und Qualität. Das kann man vom Ton leider nicht behaupten. Allerdings spreche ich dabei nur von einer einzigen Szene und es ist nicht jene wieder eingefügte Szene. Nein, in einer der Saloon-Szenen hält der synchronisierte James Stewart eine flammende Rede, doch plötzlich scheint jedes zweite Wort verschluckt zu werden. Zum Glück endet dieser Fehler schon nach wenigen Sekunden. Die DVD bietet auch Gelegenheit, sich mal das Original anzuhören, inklusive Jimmy Stewarts amerikanischem Westernakzent. Yeah, man!
Die DVD weist nicht viel Bonusmaterial auf, doch dieses hat es in sich. Man sollte es sich genau ansehen, denn es ersetzt in seiner Gesamtheit durchaus ein ausgewachsenes Making-of.
Hinter dem unscheinbaren Titel "Bildergalerie" verbirgt sich eine mit Hintergrundmusik unterlegte Multimedia-Show, die man mit Muße genießen sollte. In gut acht Minuten kann man folgende Inhalte begutachten: Filmplakate in mehreren Sprachen, Szenenfotos mit Stewart, Chandler und Paget; ein deutsches Filmprogramm samt Inhaltsangabe und deutscher Biografie von Stewart. Außerdem findet man einen Artikel über die "Geschichte des Westens" ab 1840, über die interessante Ghost-Dance-Religion und über die Apachen-Völker und ihr Schicksal (Cochise vs. Geronimo). In einem Artikel wird "Der gebrochene Pfeil" als "Bilderbuch eines Antirassisten" bezeichnet und gemeint ist damit Regisseur Delmer Daves. Dessen Biografie ist mit Fotos beigefügt. Die Buchwerbung für den Karl-May-Verlag, Bamberg, übergeht man gerne, aber nicht den "Werberatschlag" der Twentieth Century Fox, der noch eine Fülle von Szenenfotos bereithält.
Der deutsche Kinotrailer überzeugt nicht gerade durch überragende Bildqualität, denn es finden sich etliche Artefakte, aber er vermittelt einen Eindruck dessen, was die Kinogänger damals, als es noch richtige Theatersäle für Filmvorführungen gab, erwartete.
~ Das Booklet ~
... schmücken vorne und hinten zwei Filmszenen, die James Stewart zeigen. Vorderseite: Tom Jeffords reitet in das Hauptlager der Apachen, die Indianer richten Schusswaffen auf ihn: Sieht ungemütlich aus. Rückseite: Tom Jeffords wird erstmals von den Apachen mit Pfeilen beschossen. Die Pfeile treffen nicht, sondern dienen als Warnung und Aufforderung, seinen Revolver wegzulegen.
Auf den Innenseiten ist wieder - wie schon zu "Warlock" - ein Artikel von Richard Oehmann abgedruckt, der offensichtlich aus der Zeit nach dem 11. September stammen muss, denn er bezieht sich auf dieses Ereignis. Dieser Essay ist dermaßen gut und auf den Punkt gebracht, dass er mir fast nichts mehr zu kommentieren übrig lässt. Außerdem spart er nicht mit kritischen Seitenhieben auf gewisse Phänomene in, an und um den Film herum. Alles in allem: sehr lesenswert.
Unterm Strich
"Der gebrochene Pfeil" ist immer noch einer der schönsten und romantischsten Western. Tom Jeffords als idealistischer und ehrlicher Vermittler zwischen zwei verfeindeten Völkerschaften und Kulturen wird zugleich auch als einsamer und kriegsgeschädigter Mann erkennbar, der am Schluss wieder in das große Nichts reitet. Jimmy Stewart spielt Tom als einen ehrlichen Makler, und mit das Charakteristischste und Realistischste, was er der Figur Tom mitgibt, sind seine typischen Handbewegungen: Dieses schnelle Wegschnicken der rechten Hand, das den Yankee verrät, ist in fast allen Stewart-Filmen zu finden, und man sollte darauf achten. Der Film funktioniert nur mit und durch Tom Jeffords, alle anderen, mit Ausnahme von Cochise und Sonseeahray, verblassen dagegen.
Die DVD bietet eine Fülle von informativem Hintergrund-Material, einen hilfreichen Artikel im Booklet, vor allem aber ein überragend schönes Bild, an dem man sich kaum satt sehen kann.
- Redakteur:
- Michael Matzer