OVERLORDE - Awaken The Fury
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/23
Mehr über Overlorde
- Genre:
- US Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- No Remorse Records
- Release:
- 22.12.2023
- Awaken The Fury
- Fire In The Sky
- The Madness Within
- Battle At Marathon
- Destroy Us All
- Gargoyles
- Ashes
- Hammer Strike
- Paranoid Delusions
- Migraine
Was passt besser in die Weihnachtszeit als der lang erhoffte Nachfolger zum monumentalen Schneegiganten?
Im Jahr 2004 erscheint ein US-Metal-Album, welches bis heute von einer nicht ganz kleinen Schar geschmacksicherer Liebhaber sehr hoch angesehen wird. Die Rede ist von "Return Of The Snow Giant" von OVERLORDE. Die Musik auf diesem Donnerschlag kann man als Blaupause für modernen US Metal bezeichnen und der Gesang von Bobby 'Leatherlungs' Lucas ist markerschütternd. Leider ging es nach der Scheibe für OVERLORDE nicht weiter und Bobby widmete sich ab 2007 anderen Bands. Als er im Jahr 2009 wieder mit an Bord war, gab es Hoffnung auf einen Nachfolger, aber auch dieser blieb aus. Nun liegt uns endlich das nächste Album vor, auf welchem George Tsalikis, der ehemalige Sänger von ZANDELLE und GOTHIC KNIGHTS, zu hören ist. Ebenfalls relativ neu an Bord ist Drummer George Janeira, während die Saitenfraktion mit Mark Edwards (gt.) und John Bunucci (bs.) unverändert geblieben ist.
"Awaken The Fury", so der Titel des neuen Werkes, lief jetzt etliche Runden bei mir und ich kann sagen, dass sich meine Meinung zu den insgesamt zehn Songs mit zunehmender Anzahl der Spins deutlich verändert hat. So war ich zu Beginn meiner Erkundungsfahrt etwas irritiert, denn die Band hat ihren Stil relativ stark verändert. Alle Songs auf "Awaken The Fury" sind deutlich verspielter als das bisher bekannte Material, welches den Hörer quasi mit dem ersten Anhören komplett mitgerissen hat. Natürlich muss man sich auch erst einmal mit dem neuen Gesang anfreunden, denn einen derartig prominenten Sänger wie Bobby Lucas muss man erstmal kompensieren. Wer George von seinen anderen Betätigungsfeldern her kennt, weiß, wie gut er ist. Auch wenn er nicht so dominant und kraftvoll singt wie Bobby - aber je häufiger ich das Album höre, desto mehr denke ich, dass seine einfühlsamere Stimme etwas besser zur neuen Ausrichtung von OVERLORDE passt. Vor allem in ruhigeren Momenten, ich nenne jetzt mal exemplarisch das über sieben Minuten lange 'Gargoyles', überzeugt George auf ganzer Linie. Aber ich greife etwas vor. Entschuldigung.
Da ich eingangs von stilistischen Veränderungen schrieb, möchte ich darauf nochmal etwas genauer eingehen. Der eröffnende Titelsong setzt nämlich erstmal da an, wo man mit dem Schneegiganten aufgehört hat. Der Song ist druckvoll, rabiat, schnell und hat den Hörer sofort an der Angel. Auffällig ist der angenehm prominente Bass, der neben der Sechssaitigen gleichberechtigt für den nötigen Druck sorgt. Ebenfalls auffällig ist der coole Stereo/Hall-Effekt auf den Vokals. Insgesamt ein Auftakt nach Maß.
Doch schon das anschließende 'Fire In The Sky' zeigt die neue Marschrichtung sehr deutlich. Trotz hohen Tempos geht man rhythmisch deutlich verspielter zur Sache und der Bass spielt eine immer wichtigere Rolle. Ein Umstand, der mir natürlich sehr zusagt. Obendrein fallen mir nicht viele Bands aus diesem Segment ein, die so klingen. Vielleicht SLAUTER XSTROYES? Ja, ein bisschen, wobei diese Truppe dann doch etwas schriller und hektischer unterwegs ist, während wir bei OVERLORDE noch immer epischen Kauz Metal mit der Attitüde zu gereckten Fäusten kredenzt bekommen.
Hört nur mal in das mächtige 'Destroy Us All' hinein und ihr werdet meine Worte verstehen. Hier sägen alle zehn Saiten gnadenlos alles nieder, was ihnen in den Weg kommt und die hackendende Schlagzeugarbeit untermauert dies. Die zweite Hälfte vom abschließenden 'Migraine' mag hierfür ebenfalls als Hörbeispiel dienen. Ebenso toll ist das permanent nach vorn treibende 'Ashes', in welchem man den Stereo-Effekt der beiden Saiteninstrumente wunderbar über einem sehr zackigen Drumbeat genießen kann. Während im rechten Ohr der Tieftöner konstant herumblubbert, schrubbt auf der anderen Seite die Gitarren abwechselnd feiste Riffs oder coole Licks in die Muschel. Grandiose Abfahrt!
Wer jetzt auf einen ebensolchen Durchschlags-Hammer wie vor 19 Jahren gehofft hat, wird eventuell etwas enttäuscht sein, wer aber auf eigenständigen, ständig nach vorne marschierenden US Metal mit toller Instrumentierung steht, wird hier allerbestens versorgt
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae