NIGHT ETERNAL, THE - Fatale
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/23
Mehr über Night Eternal, The
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Van Records / Soulfood
- Release:
- 14.07.2023
- In Tartarus
- Prince Of Darkness
- We Praise Death
- Ionean Sea
- Stars Guide My Way
- Run With The Wolves
- Prometheus Unbound
- The Requiem
- Between The Worlds
Wäre die Scheibe nicht brandneu würde ich von einem "Klassiker" schreiben.
In Sachen Newcomer bin ich ja ein elendiger Skeptiker. Gerade, wenn eine solche Band an allen möglichen und unmöglichen Stellen abgefeiert wird als sei sie die Inkarnation des ultimativ Besten, verfliegt meine Lust, diese Band überhaupt erst anzutesten. Dass die Band in der Regel gar nichts für so ein Euphorie-Domino kann, ist mir eigentlich klar, ändert aber leider nur selten etwas an meiner eigenen Borniertheit. Von daher ist dieses Quintett aus Essen mit seiner EP und der nachfolgenden Scheibe 'Moonlit Cross' aus dem Jahr 2021 erstmal an mir vorbeigerauscht. Erst bei der Suche nach Jahreshighlights habe ich ein erstes Ohr in besagtes Album gewagt … und war vom Fleck weg begeistert. Das ist eine Begeisterung, die bis zum heutigen Tag anhält und die eine Vorfreude auf "Fatale" erzeugt hat, die ich in den letzten Jahren nur selten verspürt habe.
Nun steht die offizielle Veröffentlichung vor der Tür und ich soll meine Höreindrücke der letzten Wochen mit Euch teilen. Gar nicht so einfach, wenn man so begeistert ist. Dabei machen die Essener Rabauken namens THE NIGHT ETERNAL gar nichts Außergewöhnliches. Es gibt weder irgendwelche extreme Auslotung irgendwelcher Grenzen, noch musikalische Eskapaden oder solistische Glanzleistungen. Nein, die Jungs wissen einfach, was sie können und zelebrieren dies in Bestform: Sie schreiben sensationell mitreißende Heavy-Rock-Songs, die von der ersten Sekunde an ein riesengroßes Feuer im Herzen des Zuhörers entfachen, das auch nach dem Verklingen der letzten Note noch so hell und kraftvoll leuchtet, dass man tagelang Notenfolgen vor sich hin summt und man sogar manchmal aus dem Nichts heraus die Faust ballt und irgendeine Passage singt.
Was jetzt wie ein Fanboy-Kniefall klingt, kann gar keiner sein, denn dafür sind meine Vorzeichen mit THE NIGHT ETERNAL viel zu kurz gesetzt. Es ist vielmehr der Versuch, meine Euphorie über diese grandiose Musik in Worte zu kleiden. Und das beginnt schon beim herrlich warmen und organischen Klangbild, welches allen Instrumenten einen angenehmen Freiraum lässt. Naturgemäß liegt das Augenmerk auf den beiden Gitarren, die hier ein Feuerwerk abfackeln, welches niemanden kalt lassen kann. In allen Songs wimmelt es nur so vor heimtückischen Melodien, die sich unwillkürlich ins Ohr fräsen. Dahinter gibt es kraftvoll nach vorn treibende Rhythmen, die solche Nummern zu Klassikern werden lassen. Hat er wirklich Klassiker geschrieben? Ja, hat er. Der banale Grund liegt auf der Hand beziehungsweise im Ohr: Wäre "Fatale" vor 40 Jahren erschienen würden wir ollen Silberrücken alle ehrfürchtig von einem eben solchen Schwärmen und ich denke, der Zeitpunkt des Erscheinens kann nicht ausschlaggebend für so eine Bezeichnung sein.
Hatte ich oben schon kurz über den musikalischen Output der Band geschrieben, muss ich hier noch ergänzende Worte zum Gesang von Ricardo Baum verlieren. Sein kraftvoller, rauer, manchmal aber auch leidender Gesang ist so originell, ich würde ihn schon jetzt unter Hunderten sofort wiedererkennen. Er lebt die Texte und transportiert somit Emotionen, die zumindest mich sofort fesseln können.
Da kann ich jetzt auch kaum banal auf einzelne Songs hinweisen, denn hier ist ein Gesamtwerk entstanden, welches mich durchgehend gleichermaßen begeistern kann. So etwas habe ich heutzutage extrem selten. Da wäre mein einziger, minimaler Kritikpunkt oder vielmehr Wunsch für zukünftige Alben: Bitte etwas buntere Grauschattierungen im Tempo, denn ich kann mir eine Erweiterung in doomigere Gefilde ebenso vorstellen, wie eine Akustik-Nummer oder gar mal einen High-Speed-Boliden. Hier ist die Grundsubstanz für ganz viel Facettenreichtum gegeben, den ich auf folgende Alben erhoffe. Dies ist auch der einzige Grund, weshalb es aktuell noch nicht die Höchstpunktzahl gibt. Vielleicht auch als kleiner Anreiz für diese wunderbare Truppe. Vielen Dank für solche Musik!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae