AWFUL TRUTH, THE - Awful Truth
Mehr über Awful Truth, The
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 05.03.1990
- It Takes So Long
- Circle Of Pain
- I Should Have Known All Along
- Higher
- Ghost Of Heaven
- No Good Reason
- Drowning Man
- Mary
Wer KING'S X sagt, muss auch THE AWFUL TRUTH sagen.
Reden wir heute über den typischen Texas-Sound der 90er, den zumeist Produzent Sam Taylor gebastelt hat, fallen zumeist zwei Bandnamen: KING'S X und etwas seltener GALACTIC COWBOYS. Diese beiden Bands haben einen Sound kreiert, den es eigentlich nur im Staate Texas gab und der auch nur selten kopiert wurde. Buddelt man etwas tiefer, stolpert man über die fantastischen ATOMIC OPERA und kurz vor dem Erdkern dann auf THE AWFUL TRUTH. An der Qualität der Musik kann es kaum liegen, dass kaum jemand Notiz von diesem Trio nimmt. Eher an der Tatsache, dass die Band lediglich ein selbst betiteltes Album veröffentlicht hat, bevor sich Bassist Monty Colvin und Drummer Alan Doss aufgemacht haben, GALACTIC COWBOYS zu formieren. Sehr schade, wie ich finde, denn eben jenes Album ist für mich eines der herausragenden in diesem Metier.
Schon der von einem herrlich pumpenden Bass nach vorne getriebene Opener 'It Takes So Long' zeigt, in welche Richtung wir hier Fahrt aufnehmen. Mehrstimmiger, wundervoll harmonischer Gesang, fette Rhythmusgitarren, die immer wieder von kurzen Akustik-Momenten aufgelockert werden und eine mächtig groovende Rhythmussektion. All' das eingebettet in das warme Klangbild von Sam Taylor. Man glaubt im Proberaum neben Röhrenverstärken zu stehen und fühlt das angenehme Blubbern in der Magengegend, wenn der Tieftöner fröhlich blökend Laut gibt. So will ich das!
Dieses Konzept zieht sich durch alle acht Songs des Albums und macht es so zu einer Songsammlung, die sowohl wunderbar beschwingend nebenher laufen kann als auch zum tieferen Abtauchen unterm Kopfhörer hervorragend funktioniert. Wer jetzt nicht so ein hüftsteifer Bewegungslegastheniker wie ich ist, wird sicherlich auch noch das Tanzbein zu etlichen Nummern schwingen können. Diese letzte Analyse basiert auf einer rein theoretischen Annahme und der Feststellung, dass beide Füße während des kompletten Albums in stetiger Wippbewegung waren.
Trotz des ähnlichen Charakters aller Nummern gibt es dennoch ausreichend Abwechslung auf dem Album. So wird die zweite Hälfte des knapp sieben Minuten langen 'Higher', mit seiner brachialen Durchschlagsenergie, zu einem absoluten Headbanger, während 'Ghost Of Heaven' wunderbar leichtfüßig aus den Boxen wabert. Hier hört man das typische THE-BEATLES-Flair dieser Musik besonders deutlich heraus.
Außerdem muss ich noch das rhythmisch knochentrocken anmutende Hackbrett 'No Good Reason' hervorheben, in welchem der Kontrast zwischen butterweichem Gesang und besagter Rhythmik besonders hervorsticht. Hammer!
Das Highlight des Albums hört für mich aber auf den Namen 'Circle Of Pain', besticht neben all den bereits beschriebenen Vorzügen durch eine fast schon fies eingängige Gesangsmelodie. Hat man den Song einmal angehört, haftet er tagelang im Hirn. Sensationell!
Es ist erstaunlich, dass die Scheibe heute nicht als Kult gilt, denn das musikalische Potential dazu ist mehr als ausreichend vorhanden. Wahrscheinlich ist aber das Prädikat "gute Musik" schon lange keine Auszeichnung mehr. Vielmehr muss man zu irgendeinem Untergrund-Zirkel gehört haben, um heute noch Beachtung zu finden. Dass die Scheibe bei Metal Blade erschienen ist, zeigt ein bisschen die Hilflosigkeit der Labels, wie man solche Musik denn vermarkten soll. Offenbar sind Metal Fans als aufgeschlossen anerkannt oder zumindest als solche Fans, die sich tiefer mit ihrer Musik beschäftigen. Nun denn ...
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae