AEON SPOKE - Above The Buried Cry
Mehr über Aeon Spoke
- Genre:
- Prog Rock
- Label:
- Just For Kicks
- No Answers
- Pablo At The Park
- Suicide Boy
- Grace
- Silence
- Emmanuel
- Face The Wind
- For Good
- Nothing
- Yellowman
Manche Alben kommen wie kleine Wunder über den unvorbereiteten Rezensenten. Wieso unvorbereitet, wird sich jetzt nicht ganz unberechtigt der eine oder andere fragen. Nun, im vorliegenden Fall von AEON SPOKE hatte ich keine Ahnung, welche großartigen Musiker sich hier still und heimlich zusammengefunden hatten. Aber das war ja nur die erste Überraschung, denn bereits mit den ersten Takten folgte die zweite.
Aber mal der Reihe nach. AEON SPOKE bestehen aus vier Musikern: Paul Masvidal (gt./voc.), Sean Reinert (dr,key.,perc.), Evo (gt.) und Stephen Gambina (bs.). Ja, genau! Richtig gelesen! Die ersten beiden zählten nicht nur zur Besetzung von DEATH auf dem grandiosen "HUMAN"-Album, nein, sie waren auch Bestandteil der Innovationsband CYNIC. Deren bis dato einziges Werk "Focus" zählt nicht zu Unrecht zu den ambitioniertesten Metalplatten der 90er Jahre. Leider hat die Band nach einigen Demos aufgegeben und die einzelnen Musiker betätigen sich seither in anderen (großartigen) Projekten. Ich verweise nur auf GORDIAN KNOT, AGHORA oder SPASTIC INK.
So, nun war die erste Überraschung verarbeitet, der Pulsschlag auf Speed-Metal-Tempo angestiegen und der Silberling mit einer ins Unermessliche gestiegenen Erwartungshaltung in den Player geschoben.
Was dann aus den Boxen kam, ist in Worten schwerlich zu beschreiben, denn die Musik von AEON SPOKE ist so emotional, dass man sie fast körperlich spüren kann. Eine Platte mit Tiefgang, die vor allem in der gerade beginnenden Herbstzeit ganz ausgezeichnet passt.
Erwartet also keinen High-Tech-Frickel-Metal, denn genau das bekommt ihr hier nicht geboten. Die Herren Masvidal und Reinert haben es gar nicht nötig, ihre musikalische Fingerfertigkeit zur Schau zu stellen. Vielmehr belegen sie auf "Above The Burried Cry", dass sie in der Lage sind, Musik zu komponieren, die anspruchsvoll und gleichzeitig sogar eingängig klingt. Ein Faktor, der CYNIC-Songs natürlich völlig fehlte. Während "Focus" ein Album für Musiker und Musikverrückte war, ist das vorliegende Album ein Werk, mit dem sich jeder anfreunden kann, der melancholische Musik mit Finessen mag. Ich höre Anleihen bei ANATHEMA oder auch PORCUPINE TREE, wobei man niemals so depressiv wie auf "Alternative 4" klingt und auch keine endlosen Instrumentalpassagen einbaut.
Alle Nummern sind – wie schon die knappen Titel - auf den Punkt gespielt, kurzweilig und trotzdem mit Langzeitwirkung. So kann man sich hier hinsetzen, das Booklet greifen, Kopfhörer aufsetzen und wegdriften. Pauls Stimme klingt zerbrechlich, was den herbstlichen Charakter nur noch unterstreicht. Hier klingt nichts aufgesetzt, alles kommt ehrlich und mit ganz viel Herz daher.
Irgendwo habe ich Vergleiche zu COLDPLAY gehört, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Da diese aber sehr erfolgreich sind, sage ich jetzt mal, dass Freunde dieser Band hier auf jeden Fall hineinhören sollten.
Ein Album für alle leicht melancholisch Veranlagten, die sich aber nicht in depressiven Bombast-Schmacht flüchten wollen. Legt 'Grace' auf und verlasst diese Sphäre. Minimale Instrumentierung, die feingliedrig Besitz von deinen Sinnen ergreift und dich ewiglich nicht mehr frei gibt. Und dieser Song steht mit seiner Klasse und Ausgereiftheit nur als ein Beispiel unter zehn gleichberechtigten Kompositionen.
"Draw me a picture of the sun – So I can hang it in my room – I can believe I'm getting warm – And find courage to pursue" - dieser Auszug aus 'Silence' soll nur einen kurzen Eindruck der Texte vermitteln. Einfach nur noch schön. Unterstützt von einem warmen Sound, bekommen wir hier ein Album für alle aufgeschlossenen Hörer, die zwischen aller Hartwurst auch mal besinnliche Musik ohne Kitsch auflegen wollen.
Ganz groß!
Anspieltipps: Pablo At The Park, Grace, Emmanuel, Silence, Yellowboy
- Redakteur:
- Holger Andrae