Bang Your Head!!! 2002 - Balingen

05.07.2002 | 12:46

27.06.2002, Messeglände

Warm Up Gig (WOM)
27.06.2002

Redaktions-Neuling Timann durfte seine Festival-Premiere schon gleich am Warm Up Gig geben und er liefert hier einen wirklich ansprechenden Bericht ab!

WIZARD + TITAN FORCE + POWERGOD

Das Bang Your Head-Festival 2002 in Balingen hatte dieses Jahr nicht nur hochkarätige und kultige Bands im offiziellen, sondern auch im Club-Programm des fünf Minuten vom Festival-Gelände entfernt liegenden Clubs WOM. So traten am Vorabend des Festivals die reformierten, schon in den Achtzigern genialen TITAN FORCE auf, zusammen mit den deutschen True Metallern WIZARD und POWERGOD, die mit ihrer Metal-Cover-Platte "Bleed For The Gods" einen sehr guten Geschmack bewiesen haben.

Die Eröffnung des über zwei Tage und Nächte anhaltenden Metal-Reigens durften WIZARD übernehmen. Wie sich nach einer knappen Stunde herausgestellt hat, enttäuschte die Band nicht und war somit ein guter Anheizer, um die zahlreich erschienen Metal-Maniacs zum Headbangen und Diven zu animieren. Es herrschte den ganzen Abend bzw. Nacht eine typische Club-Atmosphäre mit stickiger Luft, gut abgemischten lauten Bands, guter Stimmung und viel Bier. WIZARD kann man handwerklich nichts vorwerfen, da sie an ihren Instrumenten fit sind und einen guten Sänger in ihren Reihen haben. Allerdings lassen Song-Titel wie z.B. "Bound By Metal" schnell Vergleiche mit MANOWAR aufkommen und Texte, Songstrukturen und Arrangements hören sich auch nicht besonders originell an. Aber das scheint den wilden Bangern egal zu sein, zumal bei besagtem Song, diese die Möglichkeit hatten, die Backings dazu auf der Bühne mitzugrölen. WIZARD wurden von einigen der sitzenden oder Bier trinkenden Metallern als "ganz nett, aber nix besonderes" empfunden.

Danach war der Hauptgrund an der Reihe, warum ich in diesem Jahr mal wieder die Pilgerfahrt nach Balingen auf mich genommen habe, nämlich TITAN FORCE. Da TITAN FORCE mich und meine Kollegen nach diesem Abend und dem darauffolgenden Tag jetzt auch live voll überzeugen konnten, bleibt nur zu hoffen, dass diese Band ein anständiges Label findet, Platten und Touren folgen werden und Harry "The Tyrant" Conklin die Doppelbelastung mit JAG PANZER verkraftet. TITAN FORCE haben nur zwei Alben in den Endachtzigern herausgebracht und ein paar noch zu veröffentlichende alte Songs in der Hinterhand. Aber gerade diese unsterblichen Melodien der ersten zwei Alben haben TITAN FORCE diesen Kult-Status verpasst. So ließen sie den Set langsam mit "Small Price To Pay" anfangen und zeigten, dass ihre Songs keineswegs verstaubt oder altbacken klingen. Auch musikalisch konnten die drei Flores-Brüder John, Stefan und Mario an Bass, Schlagzeug und Gitarre zusammen mit dem mir unbekannten Neuzugang an der anderen Gitarre voll überzeugen (dieser ist für den an Selbstmord gestorbenen Bill Richardson in die Band gekommen). Der kleine Bassist John Flores ist besonders hervorzuheben, da er erstens mit seinem groovenden, mit dem Schlagzeug perfekt harmonierenden Spiel auf seinem Sechssaiter und zweitens mit seinen tollen Backings überzeugen konnte.
So ersetzte er alleine bei der Überhymne "Shadow Of A Promise" den ganzen Kinderchor-Backgroundgesang perfekt (im Publikum hat jemand gemeint das würde vom Band kommen). Auch die Gitarristen wussten durch ihre eigene Spielweise und Soli zu überzeugen. So wurde z.B. der Strophenteil von "Shadow Of A Promise" mit percussivem Tapping auf den tiefen Saiten gespielt. Aber das Sahnestück der Band ist Harry, der Sänger. Bei seinen genialen Gesangsmelodien lief es einem schon das eine oder andere Mal kalt den Rücken runter. Auch seine sympathische Art auf der Club- und der Festival-Bühne oder danach, verdient noch größeren Respekt, in Anbetracht seines Images als Kult-Metal-Ikone. So hat er z.B. bei dem Gig am Samstag selbstironisch bemerkt, dass bei dem Festival einige Leute sind, die noch kürzere Haare haben als er. Hier muss angemerkt werden, dass er seine hart erkämpfte schulterlange Mähne vor ein paar Wochen wieder einmal in einen Seitenscheitel-Kurzhaarschnitt verwandelt hat. Danach ließ er allerdings im O-Ton folgen: "It doesn´t matter what´s on your head - it matters what´s in your heart!", womit er sicherlich recht hat.
Ein noch unbekanntes altes Stück, welches erst demnächst mit drei bis vier weiteren alten Stücken veröffentlicht wird, wurde zum Besten gegeben: "The Darkness". Dieses Stück geht nicht so schnell ins Ohr, wie viele ihrer Songs, ist aber qualitativ auf dem selben Level. Songs wie "Fields Of Valor", "Winner/Loser", "Master Of Disguise" oder "Fool On The Run" durften an diesem Abend natürlich nicht fehlen. Als letztes Lied vor der Zugabe wurde noch die Kult-Hymne "New Age Rebels" gespielt, welches wie das bis jetzt nur von einem Sampler her bekannte "Only The Strong" leider nicht in die Setlist des darauffolgenden Festival-Tages passte. Verabschiedet hat man sich dann mit der schnellen Metal-Hymne "Blaze Of Glory". So konnten TITAN FORCE an diesem Abend auf der ganzen Linie überzeugen und haben, wie auch am nächsten Tag, bewiesen, dass sie sich weit von dem Gros des derzeitigen Metal-Überschusses abheben.

Der Auftritt von POWERGOD hat sich dann allerdings wegen eines Achsenbruches des Bandtransporters mehrere Stunden verzögert, so dass ich nach einem interessanten Gespräch mit Harry und einem Metalhead alter Prägung müde und glücklich in unser Zelt gezogen bin. Ohrenzeugenberichten zufolge sollen POWERGOD aber auch gut angekommen sein, was sie sicherlich zu einem Teil Ihren Cover-Perlen zu verdanken haben.
[Tilmann]

Redakteur:
Alex Kragl

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