70000tons of Metal - Miami - Georgetown - Miami

11.05.2012 | 20:40

23.01.2012, MS MAJESTY OF THE SEAS

Please stay on board and Rock!

Heute steht der Landgang auf dem Programm. Wem die Konzertunterhaltung noch nicht ausreicht, der konnte im Vorfeld einen Ausflug auf den Cayman Islands buchen. Diese sind allerdings ziemlich preisintensiv und gehen zeitig los. Also entscheiden wir uns für ausschlafen. Doch mit ausschlafen ist nichts. Der Kapitän begrüßt über den Schiffsfunk alle in ihren Kabinen und teilt mit einem lauten "Good Morning, Ladies and Gentlemen-Rock 'n' Roll" mit, dass das Schiff nun im Hafen angekommen ist und es bald mit dem Transport auf die Insel losgeht. Da die Passagiere mit Tender-Booten an Land gebracht werden, bildet sich erst einmal eine lange Schlange und wir entscheiden uns für ein gemütliches Frühstück.

Nachdem sich der Andrang gelegt hat und der Magen gefüllt ist, machen wir uns auf zur Inselerkundung. George Town, der "Seven Mile Beach" oder ein Ausflug nach "Hell" wären möglich. Im Hafen angekommen, stehen viele Taxis und sind auf Touristenfang. Doch erst einmal geht es zu Fuß durch das Zentrum von George Town mit einer "Fachsimpelei", bei welcher Bank wir nun unser Geld anlegen wollen. Von außen wirken die berühmt-berüchtigten Banken eher unscheinbar. Es gibt sogar eine Credit Suisse hier! Aber ehe wir lange Formulare für die Kontoeröffnung ausfüllen müssen, geht es mit dem Inselbus an den Strand. Der ist übrigens um ein Vielfaches preiswerter als die Anbieter im Hafen und vom Fahrer gibt es gleich noch Infos über die Insel dazu. Schließlich hat er auch nicht alle Tage solche "komischen" Passagiere zu chauffieren.

Am Strand angekommen, heißt es nun relaxen, im glasklaren Wasser treiben und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Die Gedanken an das kalte Deutschland währen nur kurz. Entlang des Strandes sind überall Metaller anzutreffen und gemeinsam wird der nächste Strandkiosk zwecks Bier heimgesucht. Ja, so lässt es sich aushalten! Doch irgendwann geht auch dieser Tag zu Ende, schließlich fährt gegen halb sechs das letzte Tender-Boot vom Hafen ab. Also geht es gemütlich zurück mit einem kurzen Stopp in einen der hiesigen Zigarrenshops. Mit etwas Verspätung und zu einem Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch legt das Schiff ab. Ein weiteres Schiff der gleichen Reederei macht sich ebenfalls auf den Weg und zum Abschied gibt es noch ein kleines "Horn-Battle".

Bevor wir uns den Konzerten widmen, geht es zum obligatorischen Abendessen. Dort wo sonst eher eine steife Atmosphäre herrscht und die Tischzeiten festgelegt sind, kann während des Festivals jeder kommen und gehen wann er will. Eine Armada von Servicekräften begrüßt die Gäste und begleitet sie an einen Tisch. So kann man sich seine Tischnachbarn nicht heraussuchen, was auch nicht schlimm ist. Schließlich gibt's ja genug zu erzählen und so sitzen wir dann mit zwei Leuten von ELUVEITIE am Tisch, umringt von AMORHIS-, THERION- und TRISTANIA-Mitgliedern. Wann hat man das schon einmal?
[Swen Reuter]

Das Schöne an der Cruise ist die Bequemlichkeit. Und zugleich ist diese auch ein Nachteil. Ein 3-Gänge-Menü zum Abend ist hervorragend, nimmt jedoch auch sehr viel Zeit in Anspruch. Man sollte durchaus eineinhalb Stunden einplanen. Das hat wiederum zur Folge, dass man manche Gigs schlichtweg verpasst. Dies trifft uns heute bei CROWBAR. Die schwergewichtige Doom-Walze hat von der kleinen Spectrum-Lounge allerdings nicht mehr viel übrig gelassen, als wir ankommen. Der letzte Song läuft bereits, und alles geht im Applaus unter. Ein wenig schade, weil dies auch schon die letzte Möglichkeit gewesen ist, die Band zu sehen.

Der zweite Gig von NIGHTWISH findet unter freiem Himmel statt. Es kann also etwas ganz Besonderes werden. Alles ist angerichtet, doch es verläuft nicht so ganz wie erwartet. Zumindest erwarten wir etwas anderes zu hören, als beim ersten Gig am Montagabend. Doch das geschieht nicht, es wird haargenau dasselbe zu Gehör gebracht. Sicher ist die Show nicht schlecht, auch bei den meisten Zuschauern ist die Stimmung ganz ordentlich. Jedoch kann man von einer Band mit diesem Status und genügend Songs im Hintergrund auch ein wenig Variation in den Sets erwarten. Zumal man innerhalb von drei Tagen vor nahezu denselben Zuschauern spielt. Fazit: ein bisschen schwach, was hier geboten wird und gleichzeitig die Enttäuschung des Tages.

Knapp eine Stunde später entern MY DYING BRIDE die Bühne. Zur passenden Zeit, knapp nach Mitternacht, wird es also düster und schwermütig. In Rauch gehüllt und zu den Klängen von 'To Remain Tombless' betritt der britische Sechser die Bretter, die für manche die Welt bedeuten. Und von der ersten Sekunde an merkt man, wie es einen mit einer Gänsehaut überzieht. Man wird förmlich in den Bann der Trauer gezogen. Sänger Aaron Stainthorpe leidet bei jedem Song mit und auch beim Publikum sorgen 'Bring Me Victory' und 'The Crown Of Sympathy' für Begeisterungsstürme. Mit dem knalligen 'The Whore ,The Cook And The Mother' geht es dann weiter auf der Reise durch die Düsternis. Das Ambiente ist wohl selten so passend. Die Ansprachen von Sänger Aaron sind eher knapp und kurz, die Songs sind dafür episch lang. Mit 'The Cry Of Mankind' kommt man dann schon in das letzte Konzert-Drittel. Das spornt alle nochmal zu Höchstleistungen an, egal ob auf oder vor der Bühne. Es wird nochmal so richtig genossen, sich in Traurigkeit zu baden. Die passende Untermalung liefern dazu 'Your River' und das finale 'The Dreadful Hours'. Ein absolutes Highlight geht damit zu Ende, wenn nicht gar DAS Highlight der Reise. Zusammengefasst lässt sich sagen: düster, episch, geil!

Setlist:
To Remain Tombless
Bring Me Victory
The Crown Of Sympathy
The Whore, The Cook And The Mother
Like Gods Of The Sun
The Cry Of Mankind
Your River
The Dreadful Hours

Jetzt den Abend ruhig ausklingen lassen fällt flach. Zumindest hier draußen geht es jetzt heftigst weiter mit KATAKLYSM. Die Kanadier um Maurizio Lacono sorgen für heftiges headbangen und einige Nackenschmerzen am nächsten Tag. Sehr lange stehen wir das nicht durch und verziehen uns in Richtung der nächsten Band in das Chorus Line Theatre.
[Matthias Köppe]

"Eben noch im bequemen Sportanzug, jetzt schon auf unserer Showbühne!", so in etwa kann man das bei SAMAEL sagen. Während wir vor dem Gig in gemütlicher Runde noch die Gelegenheit hatten, mit Sänger Vorph ein paar Worte zu wechseln, lässt er es im Anschluss auf der Bühne richtig krachen. Zugegeben, bei meinem letzten Besuch eines SAMAEL-Konzertes war ich von der Show ziemlich enttäuscht. Irgendwie spielten sie da mit angezogener Handbremse. Doch was soll ich sagen, vielleicht liegt es ja an der frischen Meeresbrise, der Auftritt hier entschädigt für alles. Die Schweizer ballern einen Song nach dem anderen heraus, als ob es kein Morgen gäbe. Dabei gibt es gar nicht so viel neues Material, sondern "Passage", das 1996er Album wird recht ausgiebig beackert. Am Montag war bereits der erste Auftritt und so hat sich die Band mit den Örtlichkeiten schon gut arrangiert. Auf die Frage hin, ob Vorph dabei gespürt hat, dass er auf einem Schiff spielt, meinte er nur kurz: "Nein, überhaupt nicht." und ergänzt: "Das lag vielleicht am ruhigen Seegang." Auch für die Band ist dieser Gig nicht alltäglich und so sind sie glücklich mit an Bord zu sein. "Wann kann man schon einmal so wie heute, kurz vor einem Auftritt am Strand relaxen?", meint er grinsend und auch für ihn hat das Ganze etwas Urlaubsfeeling. Ganz und gar nicht relaxt, sondern eher voller Wut schreit er auf der Bühne. So kurz vor vier Uhr morgens ist das für Band und Publikum eine Herausforderung. Deswegen ist das Chorus Line Theatre auch nicht brechend voll. Doch die verbliebenen Fans bekommen ein richtiges Hitfeuerwerk auf die Ohren und können zu 'Shining Kingdom' oder 'Rain' noch einmal abgehen. 'The Ones Who Came Before' beendet diesen Konzertabend und alle verlassen glücklich und zufrieden den Saal und wir fallen ins Bett.

Setlist:
My Saviour
Shining Kingdom
Rain
Luxferre
The Truth Is Marching On
Slavocrac
Reign Of Light
Jupiterian Vibe
Chosen Race
The Ones Who Came Before
[Swen Reuter]

Redakteur:
Swen Reuter
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