Gruppentherapie: AXENSTAR - "Chapter VIII"

03.01.2024 | 12:18

Zu brav in der zweiten Reihe?

Frohes Neues erstmal vom Gruppentherapie-Team. Wir blicken noch einmal zurück in den Dezember des letzten Jahres. Da belegten die schwedischen Melodic-Metaller AXENSTAR Platz 2 im Soundcheck. Kollege Thunderlaan mag AXENSTAR sehr, übte jedoch trotz satten acht Punkten auch Kritik. Zu sehr auf Nummer sicher geht es ihm auf "Chapter VIII". Hat er da komische Ohren? Um diese Frage zu erörtern, wühlen unsere Therapeuten sogar in alten Umzugskisten.


Dass ich durchaus eine Schwäche für europäischen Power Metal habe, auch wenn ich das immer Euro-Trallala nenne, ist sicher nichts Neues. Genau wie AXENSTAR. Das mittlerweile achte Album der Schweden bringt uns nämlich die gleiche Mischung aus Bombast, Mitsingmelodien und -chören sowie die notwendigen metallischen Zutaten, die aber gelegentlich in den Hintergrund treten. Nichts Neues in Västeras, aber das macht nichts.

Alle drei bis fünf Jahre freue ich mich dennoch über eine neue Auflage des Bandsounds und jubiliere wegen Großtaten wie 'Heavenly Symphony' und 'The Great Deceiver' und 'The Flame Of Victory' und 'Eye For An Eye' und 'Life Eternal'. Da flirren die Saiten, da fließen die Keyboard-Spuren, da säuselt und schreit Sänger Magnus Winterwild klebrige Melodien aus den Rillen, dass es nur so eine Freude ist. Und auch wenn der Rest des Albums das Niveau nicht ganz halten kann, auch wenn das Album sich kaum von den Vorgängern unterscheidet, auch wenn Kritiker AXENSTAR Unoriginalität vorwerfen können, mir ist das alles wurscht. Ich drücke jetzt auf "Repeat".

Note: 8,0/10
[Frank Jaeger]

Wunderbarer, typischer Euro Power Metal wie ihn HELLOWEEN, STRATOVARIUS oder GAMMA RAY fabrizieren, geht eigentlich immer: Und AXENSTAR ist einfach eine Bank, ziehen die Schweden mit geschmackvollen Ohrwürmern und verhältnismäßig wenig Kitsch doch seit über 20 Jahren ihr Ding durch, agieren immer effektiver und gehaltvoller. So reiht sich auch Album Nummer acht nahtlos in die qualitativ hochwertige Diskografie mit ein.

Weshalb sie es nie in die erste Liga geschafft haben, weiß ich nicht, denn auch aktuell wissen die zwingenden Melodien zu gefallen. Frontmann Magnus hat eine sehr wohlklingende Stimme und der Bombast ist Gott sei Dank davon entfernt, nervig und überquellend zu werden. Aktuell glänzen vor allem 'Heavenly Symphony', 'The Flame Of Victory' und 'Through The Fire And Brimstone', da diese Songs die Stärke der Band, catchige Songs an den Euro-Metal-Fan von Welt an den Mann zu bringen, am ehesten repräsentiert.

Mir persönlich sagte die Atmosphäre auf "End Of All Hope", dem Vorgänger, etwas besser zu, auf "Chapter VIII" aber im Vergleich die Kompaktheit der Songs – daher gibt es von mir die gleiche Benotung wie beim Vorgänger.

Note: 8,0/10
[Marcel Rapp]

Jetzt musste ich doch glatt vor dem Schreiben noch eine bestimmte Umzugskiste durchwühlen, und zwar die mit den ganz alten Metal-Shirts. Aber der Aufwand hat sich gelohnt – ich habe mein erstes Bandshirt gefunden. Das "Glory To The Brave"-Motiv von HAMMERFALL. "A Metal Heart Is Hard To Tear Apart ": Welch ein passendes Motto auch für das achte Kapitel von AXENSTAR.

Der jugendliche Stefan würde dieses Album feiern, wie alles metallische was der Postbote vor der Jahrtausendwende brachte. Jetzt sieht es leider etwas anders aus und die von Frank genannten Defizite wiegen zu schwer, um totale Begeisterung zu zeigen. Davon ab ist dieses Werk aber in sich so stimmig und stringent, dass es eine wahre Freude ist. Vom wirklich stimmungsvollen Artwork, über Hits wie 'The Great Deceiver', einem feinen, kleinen Interlude wie 'Enchanted Lands' (man spürt halt nur das Budget), bis hin zu einer für diese Art von Musik einwandfreien Produktion, ist dieses Werk ein sehr starker Vertreter seiner Gattung. Sollte mich jemand fragen, welches Album ich aus diesem Bereich empfehlen würde, dann wäre es mit Sicherheit "Chapter VIII", auch wenn ich selbst hier nicht mehr häufig darauf zurückgreifen werde, weil die Interessen mittlerweile gänzlich anders unterwegs sind. Für einen feinen Nostalgie-Trip ist es aber trotzdem eine feine Scheibe.

Note: 7,5/10
[Stefan Rosenthal]



In den vergangenen zwei Dekaden hat sich AXENSTAR zumeist brav in der zweiten Reihe der internationalen Melodic-Metal-Szene eingereiht, und es hat keines der bisherigen sieben Alben in die Highlightcharts des jeweiligen Veröffentlichungsjahres geschafft. Von daher wäre es durchaus überraschend, wenn die Skandinavier nach einer vierjährigen Pause nun mit einem absoluten Monster um die Ecke kommen würden, welches diese nur bedingt erfolgreiche Karriere endlich mal krönen könnte.

De facto gibt sich das Quintett auch auf dem sinnbildlich "Chapter VIII" betitelten neuen Werk auch eher mit Basics und Standards zufrieden und fährt weiterhin auf einer Linie, die keine großen Risiken mit sich bringt, gleichzeitig aber auch nicht den verspäteten Durchbruch beschert. Die Melodien klingen weitgehend abgegriffen, in Sachen Vielseitigkeit sind die zehn neuen Kompositionen auch keine wirkliche Offenbarung und im Hinblick auf die Performance bleibt "Chapter VIII" sogar noch hinter den letzten Releases zurück, weil alles ein bisschen lieblos und routiniert klingt.

Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass auch die etwas flotteren Nummern lediglich den eigenen Katalog zitieren und keine wirklichen Spannungsbögen kreieren. AXENSTAR zieht sein Ding sicherlich konsequent durch, doch den Wunsch, eventuell auch mal neue Interessenten zu erschließen, dürfte sich für die Schweden mit "Chapter VIII" erneut nicht erfüllen. Mit Standard-Stoff reißt man eben auch heute keine Bäume aus!

Note: 6,0/10
[Björn Backes]

Die Jungs von AXENSTAR sind 2023 mit Album Nummer acht am Start. Auf dem originell "Chapter VIII" betitelten Werk halten die seit 2001 aktiven Power Metaller an ihrem angestammten Stil fest.

Ist das nun gut oder schlecht? Wer die künstlerische Weiterentwicklung von Album zu Album sucht, ist hier falsch und darf das Werk gern eher im Mittelfeld der Notenskala einsortieren, aber eine 6,5 ist ja schließlich gemäß einer alten Soundcheck-Weisheit keine schlechte Note.

Aber! Da mir der Stil der Jungs, klassischer, gradliniger Power Metal der europäischen Prägung, sehr lieb und teuer ist, bin ich recht froh, dass die Band an ihrem Stiefel festhält und nicht plötzlich Elektrospielereien, Discoelemente oder andere moderne Klänge in ihren Sound einbaut, um aktuell in der Szene mehr Anklang zu finden.

Wer HAMMERFALL und ähnliche Bands mag, zählt wohl auch zur Zielgruppe von AXENSTAR, wobei diese im Vergleich zu ihren bekannteren Landsleuten die Refrains ein wenig weniger eingängig und hymnisch gestalten und die Doublebass deutlich häufiger durchtreten. Wodurch es beim ersten Durchgang von "Chapter IIIV" den Stücken an diesen Widerhaken fehlt, die sofort im Ohr hängenbleiben und so das ganze Album insgesamt etwas gleichförmig klingt.

Hört man jedoch ein zweites und drittes Mal hin, entfalten die Stücke eine unwiderstehliche Magie und Langzeitwirkung. Songs wie 'Through Fire And Brimestone' oder 'Holy Land' seien hier exemplarisch genannt.

Die Vorgänger-Alben von 2014 und 2019 laufen immer noch regelmäßig, und ich würde als Genre-Liebhaber auch nach heutigem Stand noch jeweils bockstarke 8 Punkte spendieren. Und da das achte Album den anderen in nichts nachsteht, gibt es diese Punkte hier natürlich auch.

Note: 8,0/10
[Maik Englich]



Über die Feiertage drehte sich "Chapter VIII" nun auch bei mir ein paar Mal, mit zunehmendem Wohlwollen. Klar, Innovation-Suchende werden hier genau nichts finden. Fans von eingängigem Happy Metal hören aber ein solides Werk, das mir persönlich vor allem in der zweiten Hälfte Spaß macht. Vor allem die beiden Songs, die Kollege Thunderlaan in seinem Hauptreview ditcht, nämlich 'Eye For An Eye' und 'The War Within' laufen mir blendend rein, ganz vorne ist aber die Hymne 'Holy Land'.

Allerdings bin ich skeptisch, ob sich diese Songs für lange im Gedächtnis festsetzen werden. All meine Vorredner haben es bereits mehrfach erwähnt: Das Gefühl der Zweitklassigkeit haftet der Musik von AXENSTAR von vorne bis hinten an. Kein Spatz, der sonst auf diese Musik schimpft, wird hier jemals vom Gegenteil überzeugt werden. Und seid ehrlich, liebe Trallala-Fans: falls ihr die Wahl hättet, würdet ihr dann nicht doch lieber die Originale von HAMMERFALL, KAMELOT oder RHAPSODY (das sind die Bands, an die ich mich hier am meisten erinnert fühle) auflegen?

Note: 7,0/10
[Thomas Becker]

Redakteur:
Thomas Becker
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