AXENSTAR - Chapter VIII
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/23
Mehr über Axenstar
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Inner Wound Recordings / Alive
- Release:
- 01.12.2023
- Heavenly Symphony
- Through The Fire And Brimstone
- The Great Deceiver
- Enchanted Lands
- The Flame Of Victory
- No Surrender
- Holy Land
- Eye For An Eye
- Life Eternal
Skandinavischer Melodic (Power) Metal aus der erweiterten Spitzengruppe des Genres.
Der Beginn des 21. Jahrhunderts stand nicht nur im Zeichen schrecklicher, weltpolitisch einschneidender Ereignisse, sondern erlebte auch die zweite Welle der Melodic Heavy/Power Metal-Bewegung, die ganz besonders in Skandinavien stattfand. Hier wandelte man genüsslich auf den noch recht frischen Spuren von HAMMERFALL und STRATOVARIUS und perfektionierte die Verbindung knackig harter Klänge mit flotten neoklassischen Gitarrenwirbeln, einfach gestrickten, eingängigen Melodien und einer ordentlichen Portion Edelkitsch. Zu den Protagonisten dieser Strömung darf neben Bands wie SONATA ARCTICA, DRAGONLAND, ASTRAL DOORS und THUNDERSTONE auch die schwedische Formation AXENSTAR gezählt werden. Zwar blieb der Truppe um Ausnahmesänger Magnus Winterwild der kommerzielle Erfolg weitestgehend verwehrt, vermutlich weil sie zeitlebens bei kleineren Labels ohne die nötige Promotion-Schlagkraft herumkrebste. Aber dennoch steht der Name AXENSTAR in Liebhaberkreisen bis heute für mit feinstem Florett gefochtenen Gourmet Melodic Metal voller großflächiger Melodie- und Spannungsbögen und Earcandy-Hooklines mit zart schmelzender AOR-Schlagseite. Mir persönlich sind vor allem das formidable Zweitwerk "Far From Heaven" (2003) und der nicht minder starke Nachfolger "The Inquisition" (2005) in allerbester Erinnerung geblieben. Versteht sich von selbst, dass ein brandneues Album von AXENSTAR auch ca. 20 Jahre später noch ein gern gesehener Gast in meiner Musikbox ist.
Nun ist bekanntlich die Vorfreude die Größte ihrer Art und die Ernüchterung danach oft eine besonders Bittere. Kann "Chapter VIII" wirklich an alte Glanztaten anknüpfen? Die Antwort ist ein ganz klares "Ja, aber...". Zunächst mal stelle ich mit einiger Genugtuung fest, dass die guten alten Skandi-Melodic Power-Standards noch alle sitzen und an keiner Stelle zwicken. Die wieselflinken Gitarrenläufe, die cineastischen Keyboards, die glasklaren, geradezu schwebenden Gesanglinien, die Würze aus Pathos und Drama - all das steckt bereits im tollen Opener 'Heavenly Symphony' drin. Magnus' Stimme ist immer noch ein Hochgenuss, allerdings finde ich sie stellenweise etwas zu zaghaft und zu leise. 'Through The Fire And Brimstone' rockt in den Strophen leichtfüßig und fast schon fröhlich und wird dann von einer begnadeten Bridge in diesen typischen, Gänsehaut erzeugenden Midtempo-Hymnus transformiert, den meiner Ansicht nach NOCTURNAL RITES bereits kurz vor AXENSTARs ersten Schritten zur Perfektion gebracht hatte. Die obligatorische, getragen epische Heavy-Halbballade folgt mit 'The Great Deceiver' auf dem Fuße. Das ist soweit alles ganz wunderbar, vor allem wenn man wie ich noch schöne Erinnerungen damit verbinden kann.
Doch leider muss ich auch etwas Wasser in diesen vorzüglichen Wein gießen. Spätestens nach der Hälfte der Platte fragt man sich, ob AXENSTAR auf "Chapter VIII" nicht doch zu sehr auf Nummer Sicher geht. Oder anders gesagt: Man hat immer das Gefühl, früher wie heute, dass diese Band eigentlich noch mehr könnte, wenn sie sich endlich mal mehr trauen würde, die geliebten Schemata vielleicht nicht zu verlassen, aber doch wenigstens mal ein bisschen anders zu interpretieren. Und da ist dann das Klischee vom ewigen Hoffnungsträger nicht weit, der immer wieder sehr schöne Arbeiten abliefert, aber bei dem der Knoten nie richtig platzt. Das klingt jetzt vielleicht schlimmer als es ist, AXENSTAR gehört auch mit "Chapter VIII" im Segment Melodic Heavy/Power Metal immer noch zur erweiterten Spitzengruppe. Aber ein Austrudeln der Platte mit (ich sag's mal bewusst böse) gesichtsloser Stangenware wie 'Eye For An Eye' und 'The War Within' steht uneingeschränkter Begeisterung dann eben doch im Weg. Somit können Genre-Aficionados mit diesem Album bestimmt nichts falsch machen, doch zum Erweitern der Fan-Gemeinde wird es wohl nicht reichen. Es ist durchaus möglich, dass meine Note einen halben Sympathie- und Nostalgie-Bonuspunkt enthält.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan