Route 666
- Regie:
- William Wesley
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
1 Review(s)
30.12.2004 | 06:53Der Film basiert auf einem klassischen Horrorthema, das mit einer winzigen Anspielung sogar angedeutet wird: Nachdem ein ruchloses Verbrechen ungesühnt geblieben ist, muss die Aussöhnung mit der Vergangenheit und die Erlösung eines der unschuldigen Opfer erfolgen. Zu diesem Zweck muss die Hauptfigur, ein Marshall, zu seinen Wurzeln reisen und die wahren Verbrecher ihrer gerechten Strafe zuführen. Der Plot, der angedeutet wird, ist der der Horror-Kurzgeschichte "The tell-tale heart" ("Das verräterische Herz") von Edgar Allan Poe.*
Der Titel verweist auf die biblische "Zahl des Tiers", das in der Offenbarung des Johannes für die Apokalypse angekündigt wird. Die Zahl 666 wurde in dem Horrorklassiker "Das Omen" mit Gregory Peck mit großer Wirkung verwendet. Denn 666 ist natürlich die Zahl Satans.
Filminfos
O-Titel: Route 666 (USA; 2001), DVD: 05.09.2002
FSK: ab 18
Länge: 85 Minuten (gekürzt)
Regisseur: William Wesley
Drehbuch: William Wesley, Thomas N. Weber, Scott Fivelson
Musik: Terry Plumer
Darsteller: Lou Diamond Phillips ("Mut zur Wahrheit"), Lori Petty ("Gefährliche Brandung"), Steven Williams ("Akte X - Der Film"), L.Q. Jones ("Der Patriot"), Dale Midkiff u.a.
Handlung
Die US-Marshalls Jack und Stephanie, gespielt von Lou Diamond Phillips ("Mut zur Wahrheit") und Lori Petty (in "Gefährliche Brandung" als Keanu Reeves' Freundin), haben einen gefährlichen Auftrag in Arizona bekommen: Der Kronzeuge eines Mafia-Prozesses muss quer durch die Wüste nach L.A. gebracht werden. Nicht gerade ein gemütlicher Job: Frederick 'Rabbit' Smith stellt sich als nervende Quasselstrippe à la Eddie Murphy heraus. Und die Mafia sieht in der Überführungsaktion eine willkommene Gelegenheit, sich des Verräters zu entledigen.
Zum Glück haben Jack und Steph eine schlagkräftige Truppe von schwer bewaffneten FBI-Agenten dabei. Bereits am Ort der Festnahme des Kronzeugen gibt es daher eine mordsmäßige Schießerei, bei der die Luft voll Blei gepumpt wird, was die Rohre hergeben. Merkwürdig ist aber, dass die angeschossenen Mafiakiller schon wenig später unverletzt aufstehen - gerade so, als wären sie Zombies.
Um den Verfolgern zu entgehen, biegt Marshall Jack vom normalen Highway ab, um auf der Route 666 unauffällig zu entkommen. Das hätten er besser bleiben lassen sollen: Die Route ist Sperrgebiet, aber keiner weiß warum. Immerhin kennt sich Jack in dieser Gegend gut aus, wuchs er doch hier mit seinem Dad auf. Es ist altes Indianerland.
Bei einem verfallenen Friedhof entdeckt Jack vier Gräber: Hier liegt sein Vater Jack La Roca begraben, neben drei anderen "Bankräubern". Alle starben am 28. August des Jahres 1967. Zunächst geht es Jack darum herauszufinden, was damals geschah. Blitzartige Visionen, offenbar sein indianisches Erbe, zeigen ihm eine Gruppe von Sträflingen, die damals von Polizisten erschossen wurde, auf Befehl des lokalen Sheriffs Conaway. In der Straße selbst wurden sie begraben.
Und nun kommt der Clou des Films: Die Geister der ruchlos Erschossenen, darunter der unschuldige Jack La Roca, leben in der Straße weiter und machen sich über die nichtsahnenden Reisenden her, um sich an deren Blut zu laben: Das ist eben der Fluch der bösen Tat. Es macht nichts, dass die Geister das verwitterte Aussehen von Lehmstatuen haben und den Asphalt und Beton der Straße nicht verlassen können. Sie sind gut zu Fuß und ihr Biss tödlich: für Agenten, Polizisten und Sonstige gleichermaßen.
Wird es dem Marshall gelingen, den Fluch, der auf der Route 666 liegt, zu beenden und lebend zum Mafiaprozess zu gelangen?
Die DVD
Technische Infos:
Bildformate: 2,35:1, 16:9
Tonformate: DD 5.1
Sprachen: D, Engl.
Untertitel: D
Extras:
Trailer
Mein Eindruck
In seiner Gesamtheit weiß der Zombiestreifen auf Western-Art durchaus gut zu unterhalten. Die Dialoge sind witzig, schnell und voll Ironie, besonders die von Rabbit Smith. Sehr passend auch, dass die tödliche Route 666 an der "Rattlesnake Ranch" beginnt und dass der fiese Sheriff die Story "The tell-tale heart" von Edgar Allan Poe liest. Außerdem wird Agent Jack von einem lokalen Schamanen übers Ohr gehauen: Als Folge hat er jede Menge Peyote-Rauschmittel intus und ist nicht mehr so hundertprozentig einsatzfähig.
Die elegische bis dräuende Begleitmusik passt zum Western-Ambiente, mit klagenden E-Gitarren und allem. Den passenden 3D-Raumklang liefert dazu Dolby Digital 5.1. Der Schnitt ist schnell und macht den Film dynamisch. Die Make-up-Effekte sind einigermaßen glaubwürdig gelungen.
Leider kann Regisseur Wesley dieses gute Niveau nicht durchhalten, weil ihm ein paar kapitale Fehler unterlaufen sind, über die man schon sehr gnädig hinwegsehen müsste. So ist das Auto der FBI-Agenten zwar mit kugelsicheren Fenstern versehen, aber die Agenten schießen dennoch von innen nach außen durch die Windschutzscheibe! Revolver, die "abgefeuert" werden, zeigen kein Mündungsfeuer! Das ist äußerst schwache Arbeit, Mr. Wesley.
Wer sich über die Haken in der Handlung Gedanken macht, wird schnell ins Grübeln kommen, woher es beispielsweise kommt, dass einer der Zombies von der Straßengang kilometerweit weg ist von seinem angestammten Gebiet, um ausgerechnet die Herren Agenten daran zu hindern, der Mafia am Zeug zu flicken. Das ist doch schon recht weit hergeholt. Dass einer der Agenten ausgerechnet Marshall Jack auf dem Kieker hat und ihn ständig fertigmacht, ist auch nicht gerade einleuchtend. Diese Reihe ließe sich mühelos fortsetzen.
Unterm Strich
"One way in, no way out" lautet der Untertitel - der Geist hinter diesem Film war zwar willig und einfallsreich, allein die Ausführung ließ dann doch einiges zu wünschen übrig. Immerhin reichen Gehalt und Inszenierung, um den Film über rund 80 Minuten zu retten. Wer auf Zombiefilme steht, findet hier eine interessante Variante für das Make-up der Untoten.
"Route 666" ist eine interessante, aber nicht hundertprozentig gelungene Kombination von Splatter-Zombie-Horror, Agententhriller und einem Schuss Mystizismus (Schamane, Prophezeiung).
Dass die DVD ohne jedes Bonusmaterial (außer dem obligaten Trailer) verkauft wird, ist dabei eine schwache Leistung und führt zu Punktabzug.
*: In dieser Poe-Geschichte kann ein Verbrecher nicht schlafen, weil er sich einbildet, das Schlagen eines Herzens unter den Dielen seiner Stube zu hören. Er steigert sich dermaßen in seinen Wahn hinein, dass er die verbrecherische Tat gesteht. Und alles ist aus der Ich-Perspektive erzählt. Mitreißend.
- Redakteur:
- Michael Matzer