Phantom-Kommando
- Regie:
- Lester, Mark L.
- Jahr:
- 1985
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Commando
1 Review(s)
26.12.2007 | 09:02Zu Beginn bis Ende der Achtziger boomte das Action-Genre und einer seiner Helden war unbestritten der kalifornische Gouvernator aus der Steiermark. Kaum ein "Äktsch'nfüim", in dem sein imposanter Körperbau nicht bildfüllend zu Markte getragen wurde. Da Masse aber meist ziemlich schlecht für die Klasse ist, befanden sich darunter auch ziemliche Gurken - auch wenn manche davon heute fast schon wieder Kultstatus erreicht haben. "Commando" aus dem Jahre 1985 (im Deutschen titelmäßig zu "Phantom-Kommando" aufgewertet) gehört sicherlich zu den Anwärtern auf einen hohen Platz im Kult-Trash-Olymp des Filmbiz. Man bekommt die von 20th Century Fox vertriebene DVD als Single-Disk entweder einzeln, gebündelt im so genannten "Battle-Pack" (zusammen mit "Predator" Teil 1 und 2), oder als aufgebohrte "Century³ Edition"-Doublette.
Zur Story
Colonel John Matrix hat den Schießprügel an den Nagel gehängt. Vorher konnte dem Oberst einer Elite-Einheit die Luft nicht pulverdampf- und bleihaltig genug sein. Doch seit er seiner Tochter Jenny versprochen hat, sich nicht mehr in aller Herren Länder für Uncle Sam als Zielscheibe zur Verfügung zu stellen, ist Schluss. Doch einem alten Bekannten, seines Zeichens Wäre-Gern-Präsident einer südamerikanischen Bananenrepublik, ist der gute Colonel von einer früheren Mission noch in Erinnerung - allerdings in keiner positiven. Dank der Intervention der Amis wurde sein Intimfeind damals zum Präsidenten im fiktiven Staate Val Verde, was dem verhinderten Diktator natürlich denkbar wenig in den Kram passt. Dummerweise kommt er mit seiner Schauspiel-Guerillero-Truppe nicht mal vielleicht in die Nähe des Machthabers. Dieser vertraut allerdings Matrix, doch wie den unwilligen Haudegen dazu kriegen, El Presidente umzunieten? Genau, man braucht Druckmittel.
Zunächst lässt das Despotenabziehbild alle Ex-Mitglieder der Spezialeinheit aus dem Weg räumen. Die Geheimhaltung über deren neue Identitäten und Aufenthaltsorte im zivilen Leben hat keinen Sinn, wenn es offensichtlich einen missliebigen Verräter gibt. Das merken auch die US-Militärs - wieder einmal - zu spät. So kommt es, wie es kommen muss: Die lustig mordende Folklore-Truppe findet schließlich auch den Weg zu Matrix' abgelegenem Domizil und formuliert dort mit allerhand Feuerwerk die Bitte um Kooperation eindringlich. Der derart umschmeichelte Super-Ballermann greift zum selbigen und lehnt die Einladung freundlich, aber bestimmt um sich schießend ab. Doch die Drückerkolonne ist hartnäckig und schnappt sich als Faustpfand das Töchterlein, was Papi zumindest temporär etwas gefügiger macht. Er denkt allerdings nicht wirklich daran, sich in die Pampa karren zu lassen, und büxt aus. Rund elf Stunden bleiben ihm, um seine Tochter aufzuspüren und möglichst viele böse Buben abzumurksen.
Eindrücke
Man weiß nicht, wo man damit anfangen soll, über diesen Film herzuziehen. Am besten gleich zu Anfang beim Story-Build-up. Es ist wohl nur im verwirrten Hirn des Drehbuchklempners logisch, warum die ehemaligen Kameraden Matrix' überhaupt dran glauben müssen, es sei denn, man wollte herausfinden, wo er steckt - doch niemand fragt sie nach seinem Aufenthaltsort und es scheint, als wüssten die Guerilleros das ohnehin bereits alles. Da ihr Auftraggeber die Über-Kampfmaschine Matrix und seine kompromisslose Art ebenfalls sehr genau kennt, wäre es taktisch wohl sicher klüger gewesen, sofort bei ihm aufzukreuzen und Fakten zu schaffen, anstatt schlafende Hunde, mit einer für die weitere Geschichte übrigens vollkommen sinnlosen und überflüssigen Mordserie, zu wecken und dadurch unnötig auf sich aufmerksam zu machen, eventuell sogar noch entdeckt zu werden und mitsamt der ach-so-geheimen Revolutions-Aktion aufzufliegen.
Wie so vieles in diesem Film dient dieser theatralische Schachzug im Plot wohl einzig und allein dazu, den Bodycount in die Höhe zu treiben, zu zeigen, wie abgrundtief böse die bösen Jungs drauf sind, und vielleicht als halbgare Erklärung dafür, warum die US-Army auch noch dilettantisch mitmischen muss. Denn eins ist klar: Nur der grausig posende und ganz offenbar zu hundert Prozent kugelsichere Obermacker ist cool genug, alle(s) mit einem dämlichen Spruch auf den Lippen wegzuballern, was auch nur annähernd kreucht und fleucht. Zudem gedachte er, in seinem Geräteschuppen (!) demnächst offensichtlich eine Filiale von "Guns 'R Us" zu eröffnen - nur eine Pershing II fehlt (vermutlich war die grade drüben in der Garage zur Reparatur), ansonsten ist alles da, was der ambitionierte Hobbysoldat in seiner Freizeit so braucht, um den Dritten Weltkrieg im Alleingang zu bestehen.
Der größte Angriff auf die Lachmuskeln und eine der denkwürdigsten Szenen der Filmgeschichte dürfte jene sein, in welcher der Held vom Fahrwerk einer startenden Boeing, aus respektabler Höhe, in ein offensichtlich flaches Sumpfgebiet abspringt (was für sich genommen schon vollkommen unglaubwürdig ist) und diesem dann auch noch unversehrt, mit perfekter Frisur und nicht mal vollständig durchnässtem Sacko (die komplette obere Hälfte der Jacke ist furztrocken) entsteigt. Ein Evergreen ist auch der fast schon legendäre "Porsche-Goof", bei welchem ein zuvor arg ramponierter Neunelfer-Turbo im nächsten Take ohne eine Schramme und frisch gewaschen aus dem Bild fährt. Das alles ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Wo man auch hinschaut, der Realismus wird entweder mit Füssen getreten, durch hölzern-dümmliche Dialoge vergeigt oder geht im Geböller automatischer Waffen baden.
Bis auf Arnie fanden sich auch keine namhaften Darsteller für den Cast und "Commando" war bestimmt auch kein ideales Sprungbrett für die Schauspieler. Einzig Vernon Wells als kettenbehemdeter Fiesling Bennett bleibt dem Zuschauer vielleicht länger im Gedächtnis, allerdings nicht wegen seiner gekonnten Darstellung, sondern wegen seines beknackten Freddy-Mercury-Gedächtnis-Outfits. Der typische Ober-Bösewicht war zu dieser Zeit entweder Russe oder Südamerikaner - diese Feindbilder waren dem Publikum leicht zu verkaufen. Hier ist es halt ein Südamerikaner mit dem originellen Namen "Arius" (ein Schuft, wer hier "Arier" liest). Dessen Guerilleros sterben wie die Fliegen und auf seiner Insel-Hazienda scheinen unfähig-dummdödelige Soldaten zu den nachwachsenden Rohstoffen zu zählen. Es ist tatsächlich so, dass man einige davon gleich mehrfach heldenhaft abkratzen sieht.
Regisseur Mark L. Lester hat weder vorher noch in seiner weiteren Karriere durch cineastische Großtaten auf sich aufmerksam gemacht, sondern blieb stets im B-Movie-Segment bzw. im TV-Geschäft verhaftet. Daher hat er wohl auch die Unart übernommen, Szenen- und Statisten-Recycling zu betreiben und ein- und dieselbe Einstellung gleich mehrfach zu verwerten, was insbesondere dann super lächerlich wirkt, wenn es so offensichtlich gemacht wird wie hier - das kennt man sonst eigentlich nur aus Serien wie etwa "The A-Team". Nur, dass hier ein wenig blutiger gestorben wird, als das im TV möglich wäre. Als Totalausfall kann man auch die Fahrstuhl- - pardon: Filmmusik bezeichnen. Kaum zu glauben, dass dieses nervig-unpassende Gedudel tatsächlich von James Horner (u. a. "Braveheart", "Troja") stammen soll. Alles in allem macht "Commando" den Eindruck eines filmgewordenen Baller-Videospiels, bei dem der Held unendliche Freileben hat.
DVD und Bonusmaterial
Bei der Bildqualität gibt es mit Blick auf das Alter des nicht noch einmal remasterten Ausgangsmaterials wenig zu beanstanden. Beim Sound schon eher. Dass DD 2.0 das einzige Soundformat ist, ist dabei nicht einmal der störende Faktor - es ist die grundsätzlich zu dumpfe Abmischung. Die Single-Disk-Edition bietet außer der ungeschnittenen Fassung (gähn!) des nach SPIO/JK als "strafrechtlich unbedenklich" eingestuften Films nichts weiter an. Okay, der Kinotrailer ist drauf, das war's dann aber auch schon.
Fazit
Dieser überzogene und in jeder Filmminute unglaubwürdige Einmann-Armee-Helden-Quatsch ist so mies, dass er fast schon wieder gut ist - und sei es nur, um anderen Filmemachern als schlechtes Beispiel dafür zu dienen, wie man es nicht macht. Die herz-, sinn- und hirnlos zusammengeschusterte Story mit ihrem hohen Bleianteil, löchriger Continuity, stereotypen Figuren, flachen Sprüchen und Arnies geradezu lächerlichem Dauer-Posing rufen vielleicht bei spätpubertierendem Publikum noch ein gewisses Maß an Begeisterung hervor. Alle anderen, deren letzter Akne-Ausbruch schon etwas länger zurückliegt, lachen sich entweder kringelig oder wenden sich ab in Grausen - je nach Neigung. Zum Weinen ist jedenfalls die DVD-Ausstattung der Single-Disk-Version.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
Originaltitel: "Commando"
USA 1985
Genre: Action
20th Century Fox Home Entertainment, 2001
Single-Disk, Uncut, SPIO/JK "strafrechtlich unbedenklich"
Bonus: Kein
Laufzeit: 87 Minuten
Bildformat: 16:9 Widescreen (1 : 1,85)
Tonformat: DD2.0 (Deutsch, Englisch)
Produktion: Joel Silver, Joseph Loeb III, Matthew Weisman
Story / Drehbuch: Joseph Loeb III, Matthew Weisman / Steven E. de Souza
Regie: Mark L. Lester
Kamera: Matthew L. Leonetti
Musik: James Horner
Darsteller u. a.: Arnold Schwarzenegger (Matrix), Rae Dawn Chong (Cindy), Alyssa Milano (Jenny), Vernon Wells (Bennett), James Olson (General Kirby), Dan Hedaya (Arius), David Patrick Kelly (Sully)
- Redakteur:
- Jürgen Pern