Lewis - Der Oxford-Krimi. Staffel 6
- Regie:
- Diverse
- Jahr:
- 2012
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Lewis season 6
1 Review(s)
13.04.2014 | 19:28Hathaway in Liebesbanden, Lewis gibt den Action-Man
Die 6. Staffel der TV-Serie um den schrulligen Oxforder Kripoermittler Robbie Lewis umfasst vier Episoden von jeweils knapp 90 Minuten Länge.
DVD 1. Gefangen im Netz (The Soul Of Genius )
DVD 2. Das Rätsel des Genies (Generation Of Vipers)
DVD 3. Heimliche Spiele (Fearful Symmetry)
DVD 4. Der unauslöschliche Makel (The Indelible Stain)
Filminfos
O-Titel: Lewis season 6 (GB 2012)
Dt. Vertrieb: Edel
VÖ: 16. Mai 2014
EAN: 4029759093145
FSK: ab 12
Länge: ca. 354 Min.
Regisseur: Tim Fywell, Nicholas Renton, Brian Kelly, David O'Neill
Drehbuch: Rachel Bennette, Simon Block, Patrick Harbinson und Russell Lewis nach Ideen von Colin Dexter
Musik: Barrington Pheloung
Darsteller: Kevin Whatley, Laurence Fox, Clare Holman, Rebecca Front u.a.
Jede Episode ist knapp 90 Minuten lang.
Der Preis liegt bei knapp 26 Euro.
Handlung von Episode 1: Gefangen im Netz (The Soul Of Genius )
Die Literaturprofessorin Miranda Thornton wird tot in ihrem Stadthaus in Oxford aufgefunden. Auf den ersten Blick spricht vieles für Selbstmord. Inspektor Lewis ist jedoch davon überzeugt, dass das Opfer nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Als eine zweite Person einem brutalen Mord zum Opfer fällt, wird klar, dass Mirandas Tod ein eiskalt geplanter Mord war.
Was für ein Motiv liegt dem Mord zu Grunde? In einem Netz aus ehemaligen Lieb- und Freundschaften, Internetaktivitäten, millionenschweren Finanzdeals, Abhängigkeiten und Erpressungen den Überblick zu behalten, ist für Lewis und Hathaway die große Herausforderung.
Mein Eindruck
Die Episode beginnt mit einem raffinierten Gegenschnitt-Drama: Lewis und Hathaway, unsere zwei Kripohelden, schnapopen unter vollem Körpereinsatz einen flüchtigen Cannabisbauern, während im Gegenschnitt die selbstbewusste Literaturprofessorin Miranda Thornton über die treulosen Frauen in den Dramen Shakespeares doziert.
Wie kommt es nur, wundern sich ihre Studenten, dass prof. Thornton den Männern so ablehnend gegenübersteht und sogar moderne Technik ablehnt? Sie muss der letzte Menschen auf der Erde sein, der kein Handy besitzt. Nun pfuscht sie auch noch einem Millionär ins Handwerk, der dem Beaumont-College eigentlich nur Gutes tun will, indem er ein Wohnungsbauprojekt finanziert? Und gleichzeitig wird sie als Männersucherin im Internet geoutet.
Wie dies als zusammenpasst, ist in der Tat eine Aufgabe für 90 Minuten. Das Ergebnis der Ermittlungen ist tragisch, doch davon werden die Toten nicht wieder lebendig. Hathaway gibt sich die Schuld daran, eine der Studentinnen für seine Zwecke eingespannt zu haben und knabbert schwer an dieser Last. Immerhin: Ich hatte den wahren Täter die ganze Zeit kein einziges Mal unter Verdacht.
Handlung von Episode 2: Das Rätsel des Genies (Generation Of Vipers)
Im Wald von Roak Wood wird eine, vor nicht allzu langer Zeit dort vergrabene Leiche entdeckt. Bei der Leiche handelt es sich um Professor Murray Hawes, er hatte es sich offenbar zum Ziel gesetzt, das Geheimnis um das legendäre Buch "Die Jagd nach dem Schnark" von Lewis Carroll zu ergründen, ebenso wie sein Bruder Connor. Der steht ganz oben auf der Liste der Verdächtigen, bis auch dieser einem Mord zum Opfer fällt. Warum mussten die zwei Brüder sterben, die ihr Leben der "Jagd nach dem Schnark" gewidmet hatten?
Mein Eindruck
Wieder mal geht es um Literatur, jedoch nur vordergründig. "Die Jagd auf den Schnark" ist in der Tat ein höchst rätelhaftes Stück, und Hathaway meint (gar nicht mal so abwegig), es sei angewandte Theologie. Als ehemaliger Theologieseminsarist muss er das vielleicht sagen.
Aber es geht auch um die zahlreichen geheimnisvollen Clubs, die es in Oxford gibt. Und irgendwoher muss auch das rätselhafte Gift stammen, das sich so leicht im Labor mit Nikotin verwchseln lässt. Alle diese Hinweise sind auf einer Karte von Prof. Hawes zu finden. Hathaway hat wieder mal den richtigen Riecher. Aber werden er und Lewis rechtzeitig kommen, um weiteres Unheil zu verhindern?
Optisch sehr reizvoll sind die Unterwasserqaufnahmen vom Flüsschen Isis, das sich um Oxford herumschlängelt. Eine besondere Note trägt die romantische Komödie bei, die sich zwischen Hathaway und der jungen Gärtnerin Liv Nash entwickelt. Da kann Lewis nur grinsen. Als Ausgleich gibt es eine Tragödie: Eine Hobbykriminologin fahndet nach der Todesursache ihres Sohnes. Er kam in einem ganz bestimmten Labor ums Leben, glaubt sie.
Handlung von Episode 3: Heimliche Spiele (Fearful Symmetry)
Jessica Lake vertritt kurzfristig ihre Freundin bei einem Babysitting-Job im Haus des jungen Oxforder Geschäftsmannes Nick Addams und seiner Frau Honey. Als das Ehepaar zurückkehrt, finden sie das 18-Jährige Mädchen erdrosselt und im Bondage-Stil kunstvoll ans Bett gefesselt vor.
Eine zweite Leiche wird am Ufer eines Flusses gefunden, durchbohrt von Pfeilen wie der hl. Sebastian. Handelt es sich um Ritualmorde oder vielleicht doch um Eifersucht? Am Ende ist ein unscheinbares Stofftier die entscheidende Spur zum Mörder. Hoffentlich noch rechtzeitig...
Mein Eindruck
Nach der Gothic-Mode aus Episode 2 nun also Bondage, ebenfalls sehr en vogue. Das passt zu dem O-Titel, der das Gedicht "Tiger! Tiger!" von William Blake (1757-1827) zitiert. Die Bondage-Darstellung, in der Jessica gefunden, ist eine Inszenierung. So wie die Bilder von Marion Hammond Bondage-Inszenierungen sind, die nun endlich in einem Oxforder Museum ausstellen darf - gesponsert von einem Millionär, der seine Frau Davina zum Partnertausch animiert.
Es geht um gefühlskalte Umgebungen, gestörte Beziehungen, vorenthaltene Mutterliebe - und um ein verlorenes Stofftier, das Hathaway mit bemerkenswerter Energie sucht. Er findet es an einem denkbar unwahrscheinlichen Ort. Natürlich ist Marion Hammond, die Bondage-Fotografin, von Anfang an in Gefahr, doch wer bedroht sie? Das erfahren wir erst am Schluss.
Ob das alles soviel Sinn ergibt, da bin ich mir gar nicht so sicher. Man müsste sich die Episode noche inmal in aller Gemütsruhe ansehen, schätze ich.
Handlung von Episode 4: Der unauslöschliche Makel (The Indelible Stain)
Am angesehenen Oxforder Institut für Kriminologie hält der Gastredner Professor Paul Yelland einen ebenso viel beachteten wie umstrittenen Vortrag zum Thema "Kriminelle Gefährlichkeit". Seine mutmaßlich rassistischen Thesen stoßen auf heftigen Widerspruch. Noch in der gleichen Nacht wird der Professor von einem Unbekannten erdrosselt. Handelt es sich bei diesem Mord um eine politisch motivierte Tat oder ist das Motiv persönlicher Natur?
Zudem wird eine zweite Leiche gefunden, die auf den ersten Blick nichts mit dem Tod Professor Yellands zu tun zu haben scheint. Durch die Ermittlungen wird schließlich eine Geschichte ans Licht gebracht, die ihren Anfang schon vor vielen Jahren genommen hat.
Mein Eindruck
Mit dem titelgebenden Makel scheint zunächst die dunkle Hautfarbe zweier Darstellerinnen gemeint zu sein, die in dem Geflecht der Motive und Verdächtigungen eine zentrale Rolle spielen. Verdächtige gibt es genügend, allen voran die äußerst ehrgeizige Dozentin Ann Rand, die Yelland einlud, und ihren Mann Fraser, der ein Verhältnis mit einer farbigen Studentin hat. Bis der richtige Täter gefunden ist, vergehen fast die gesamten 90 Minuten, wie es sich gehört.
Sehr schön fand ich das Poe-Motiv des "Purloined Letter". Die bekannte Detektivgeschichte Poes belegt die These, dass gerade das am besten versteckt ist, das sich direkt vor unserer Nase befindet. Zweimal wird Hathaway geradezu mit der Nase darauf gestoßen, doch erst beim dritten Mal kapiert er, was Sache ist. Ansonsten fand ich diese Episode reichlich harmlos.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 16:9
Tonformate: D in DD 2.0, Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras:
- 1 Trailer
- Porträtfotos auf der Innenseite des DVD-Covers
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität des Bildes ist in der Regel sehr hoch, denn es wurde mit hochauflösenden Digitalkameras aufgenommen. Hier gerät sogar Blu-Ray-Qualität in Reichweite, so dass das Ansehen eine wahre Augenweide ist. So ist etwa ein Sonnenuntergang im Gegenlicht ohne jede Verzerrung dargestellt, und auf einer guten Heimkinoanlage sieht das einfach traumhaft aus.
Diese Aussage gilt nicht für Dokumentationsmaterial aus Überwachungsvideos, von Überwachungskameras und anderen Bildquellen. Diese Quellen sind stets gekennzeichnet und nicht Teil der Spielhandlung. Erstaunlich, welche Tricks sich die Bildingenieure heutzutage einfallen lassen - und am Computer umsetzen können. Dass auch laufend gelöschte Emails wiederhergestellt werden, wundert den Zuschauer dann auch nicht mehr. Die britische Polizei ist auf dem neuesten Stand der Technik.
Der Ton ist hingegen umso bescheidener. Immer noch bekommen wir vom ZDF keinen DD 5.1 Ton geboten, sondern nur Stereo in DD 2.0. Untertitel kann man sich gleich an die Backe kleben.
EXTRAS
1) Porträtfotos auf der Innenseite des DVD-Covers
2) Es gibt Werbung in Form eines Trailers:
"Vera. Ein spezieller Fall"
Unterm Strich
Der Rote Faden dieser Staffel ist das fast immer gleiche Strickmuster: Ein alter Fall, der mitunter Jahrzehnte zurückliegt, beeinflusst bzw. verursacht das aktuelle Geschehen, das zu einer Spätfolge wird. Natürlich erscheint das Ergebnis zunächst rätselhaft, bis die Beamten schließlich tief genug gegraben haben, um die Verbindung zur Vergangenheit zu entdecken. Häufig ist späte Rache das Motiv.
Die Autoren stellen klassische Literaturmotive wie den legendären Schnark oder Shakespeare-Tragödien gerne modernen Modeerscheinungen wie Bondage oder Gothic gegenüber. Das ergibt reizvolle Kontraste zwischen Tradition und Innovation, alt gegen jung und vieles mehr. Hathaway mit seinem tiefen Gelehrtenwissen ist meist der Mittler zwischen den beiden Polen.
Endlich wird ihm auch selbst mal eine romantische Beziehung gegeönnt: Die junge Gärtnerin Liv Nash schaut ihm tief in die Augen, und dabei ist sie sicherlich nicht nur verwundert über sein enzyklopädisches Wissen, sondern weiß auch sein gutes Aussehen zu würdigen.
Die Action kommt nicht zu kurz. Schon die erste Episode beginnt mit einem Knall, wie es sein sollte: Lewis und Hathaway machen als "Brutalo-Cops" Schlagzeilen - und die Frauen stehen drauf. Als "Action-Man" steht den beiden mit "Alan Peterson" ein neuer Kollege zur Seite, der gerne mal auf den Straßen aufräumt. Es findet, es gibt zuviele Protestierer und Demonstranten, jawoll! Aber nicht er löst die Fälle, sondern das dynamische Duo.
Ich freue mich auf die nächste Staffel. In England wird bereits die achte Staffel gedreht, wie man hört.
Die DVD
Mag die Bildqualität auch nahe ans Blu-Ray-Level heranreichen, so tut dies der Ton doch nicht. Und dass es zu ZDF-Produktionen wie dieser keine Untertitel gibt, kennt man schon aus leidvoller Erfahrung. Fans werden sich an den Porträtfotos auf der Innenseite des DVD-Covers delektieren. Ansonsten gibt es in der Trailershow nur eine neue DVD zu entdecken: "Vera- ein spezieller Fall". Die Appetithäppchen waren schon mal üppiger. Das alles zusammen führt zu einem Punktabzug.
Fazit: vier von fünf Sternen.
Michael Matzer (c) 2014ff
- Redakteur:
- Michael Matzer
