House of Cards: Das letzte Kapitel. Die komplette dritte Miniserie (Blu-ray)
- Regie:
- Vardy, Mike
- Jahr:
- 1995
- Genre:
- Thriller
- Land:
- GB
- Originaltitel:
- House of Cards. The Final Cut. Season 3
1 Review(s)
06.07.2014 | 13:21Aufregender Abschluss einer 1A-Politthriller-Trilogie
Francis Urquhart, der Premierminister, hat in seinem politischen Leben alles erreicht, doch die Herrschaft der Konservativen bröckelt. In den eigenen Reihen formieren sich die Gegner, um ihn zu beerben. Doch Francis ist noch nicht bereit aufzugeben, er will sich durch einen historischen Friedensvertrag für Zypern einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern und zugleich sein finanzielles Altenteil aufbessern. Doch sein entlassener Außenminister Tom Makepeace ist ein harter Gegner, der ihn um jeden Preis entmachten will. Francis zieht in seine letzte große Schlacht... (Verleihinfo)
Die mit dem Primetime Emmy® und dem BAFTA preisgekrönte BBC-Produktion verfilmt den gleichnamigen Bestseller von Michael Dobbs, der selbst im Stab von Margret Thatcher gearbeitet hat. Die Mini-Serie diente zudem als Vorbild für die aktuelle US-Version von ,,House of Cards".
Filminfos
O-Titel: House of Cards. The Final Cut. Season 3 (GB 1995)
Dt. Vertrieb: Pandavision
VÖ: 15.07.2014
EAN: 4048317475551
ASIN: B00ICIV6VE
FSK: ab 12
Länge: ca. 205 Min.
Regisseur: Mike Vardy
Drehbuch: Andrew Davies nach dem Roman von Michael Dobbs
Musik: Jim Parker
Darsteller: Ian Richardson (Francis Urquhart), Diane Fletcher (Liz Urquhart), Paul Freeman (Makepeace), Isla Blair (Claire Carlsen), Nickolas Grace (Pitt), Glyn Grain, Nick Brimble (Corder) u.a.
Die Episoden
1) Folge 1
Francis Urquhart (Richardson), der langjährige Premierminister erschießt seine Hündin. Sie hat ihm lange genug gedient. Friede ihrer Asche, meint er zu seiner Frau Elizabeth. Alles hat einmal ein Ende - vielleicht sogar seine Herrschaft, die nunmehr fast so lange währt wie die der Eisernen Lady Margaret Thatcher (über 4880 Tage). Wie er es hasst, dass vor dem Parlament ein Denkmal für sie errichtet werden soll. Schon die Tatsache, dass der junge König, der er auf den Thron gehoben hat (Staffel 2), der verstorbenen Thatcher die letzte Ehre erweist, gemahnt ihn an sein eigenes Ende. Er beschließt, dass sein eigenes Denkmal das der Eisernen Lady in den Schatten stellen soll. Er will sie aus der Historie löschen.
Doch FU befindet sich in einem Umfragetief. Es muss etwas geschehen, und das erste Opfer ist der Außenminister Tom Makepeace. Über dessen Kopf hinweg mischt sich Urquhart in den anstehenden Friedensvertrag zwischen Griechen und Türken auf Zypern, das einst britische Kolonie und immer noch Flottenbasis ist, ein. Makepeace ist düpiert - und heult sich erst einmal an der üppigen Brust seine geliebten Claire Carlsen, einer Abgeordneten und Millionärsgattin, aus.
Elizabeth sorgt sich um ihre Altersversorgung. Als ein türkischstämmiger Kapitalist aus Zypern namens Nuresh ihr einen lukrativen Beratervertrag anbietet, wittert sie fette Beute. Das Geld würde natürlich in eine steuerbefreite Stiftung fließen, versteht sich. Da gibt es nur einen kleinen Haken: Um die Ölvorkommen vor Zyperns Küste ausbeuten zu können, müsste man den Grenzverlauf dort ein klitzekleines Bisschen zugunsten der Türken verschieben. Alles klar? Glasklar! Ein Glück, dass der vorsitzende Richter, Sir Clive Watling, ein Brite ist. Natürlich unbestechlich, versteht sich. Aber völlig?
Auf der Autobahn wird der Konvoi des Premiers von Straßenrowdies angepöbelt. Alle drei werden vom Sicherheitsdienst abgeknallt. Ausgerechnet dessen Leiter, Commander Corder, führt die Ermittlung. Urquhart landet im Krankenhaus. War's das für ihn?
2) Folge 2
Im Krankenhaus erinnert sich Urquhart an eine blutige Sache, die er anno 1956 auf Zypern erlebt hat. Der EOKA-Widerstand - er musste gegen ihn kämpfen, als 19-jähriger Lieutenant. Wie war das noch? Schüsse, Schreie, ein brennender Olivenbaum...
Eine attraktive Frau namens Maria Passolides will ihrem Vater helfen, der 1956 auf Zypern zwei Brüder verlor. Er will ihre Gebeine finden und ordentlich bestatten - natürlich im griechischen Teil der Insel. Was für ein Glück also, dass just an diesem Tag Regierungsdokumente aus den fünfziger Jahren freigegeben werden. In dem zuständigen Archiv findet sie den entsprechenden Report über EOKA-Widerständler. Leider sind die Ortsangaben und der Name des Berichterstattenden geschwärzt. Das unzensierte Original gibt es im Verteidigungsministerium: streng geheim! Sie wendet sich an Urquhart, den zwar Verständnis signalisiert, aber keinerlei Interesse hat, seinen Namen in dieser Sache genannt zu sehen. Wenn das rauskommt, dann will Mr. Passolides Rache am Mörder nehmen...
Claire Carlsen hat einen Plan. Aber was führt sie wirklich im Schilde, als sie sich bei Urquhart als neue Parlamentarische Parteisekretärin, kurz PPS, bewirbt? Zu ihrem Erstaunen ist sie Urquhart willkommen. Der will natürlich, dass sie für ihn seinen Widersacher und ihren Geliebten - "halb Westminster weiß davon!" - Tom Makepeace ausspioniert: Wird Makepeace ihn um den Parteivorsitz herausfordern? Um dies sicherzustellen, macht FU einen gewagten Schachzug: Er fordert, dass Englisch die europäische Einheitssprache wird. Makepeace erklärt ihn für verrückt.
Alles klappt wie am Schnürchen...
3) Folge 3
Weitere Albträume bringen FU um den gesunden Schlaf. Seine Frau und der Sicherheitschef Corder, ihr heimlicher Geliebter, beginnen sich um FU Gedanken zu machen. Wenigstens ist der Plan für die Altersvorsorge gesichert, der Friedensvertrag wird in England unterschrieben.
Claire Carlsen treibt ihren geheimen Plan voran: Sie schickt Maria Passolides zu Makepeace, dem sie weiterhin ihre Unterstützung zugesichert hat - obwohl sie für FU arbeitet. Die Passolides präsentiert Makepeace mit der Sache von 1956 Wahlkampfmunition von höchster Brisanz: FU habe ihre zwei Onkel auf dem Gewissen. Die Parteiwahl der Konservativen geht denkbar knapp aus: Nur 27 Stimmen Vorsprung für FU. Ein zweiter Wahlgang muss die Entscheidung bringen.
4) Folge 4
Allmählich befallen Urquhart Zweifel: Die Gegner wissen offenbar Dinge aus seiner Vergangenheit, über die er keine Kontrolle hat. Er muss irgendwie die Initiative an sich reißen und als starker Mann auftreten. Sein (nicht ganz so origineller) Geistesblitz lautet: "Unsere Falklands!" Das ist Zypern. Ein paar gezielte Indiskretionen, und die Insel explodiert förmlich in Aufruhr und Gewalt. Besonders die Griechen fühlen sich ums Öl betrogen, die Regierung steht mit dem Rücken zur Wand. Die Briten schicken Militär, um ihren entführten Hochkommissar zu befreien - angeblich. Hat Urquhart zu hoch gepokert?
Unterdessen macht Claire Carlsen ihren entscheidenden Schachzug, um sowohl Urquhart als auch Makepeace auszubooten und sich selbst den Weg an die Macht zu ebnen: Die PPS besorgt sich unter falschem Vorwand das unzensierte Original des Militärberichts von 1956, in dem Urquhart seine Vorgesetzten von den Hinrichtungen der Widerständler informiert und angibt, an welchem Ort dies exakt passierte. Doch ihre Aktion wird entdeckt - von den richtigen oder den falschen Leuten?
Als der König Margaret Thatchers Denkmal vor dem Parlamentsgebäude enthüllt, kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall..
Mein Eindruck
Urquhart, wie immer genial gespielt von Shakespeare-Mime Ian Richardson, hat einen echten Minderwertigkeitskomplex: Er will länger regieren als die Eiserne Lady und sie in jeder Hinsicht übertreffen. Der Komplex macht ihn uns richtig sympathisch, obwohl er schreckliche Dinge getan hat - zahlreiche Rückblenden sprechen eine deutliche Sprache. Insbesondere der schockierende Schluss von Staffel 1 ist mir immer noch in schlimmer Erinnerung.
|Alphamännchen|
Doch wie schon König Richard III und Julius Caesar, die er beide zitiert, weiß sich Urquhart auch diesmal zu helfen. Er setzt mit seiner Lady Macbeth einen Plan in Gang, der ihm nicht nur das Alter finanziell versüßen, sondern auch seine Gegner vernichten soll. Allen voran ist dies Tom Makepeace, der Außenminister. Er ersetzt ihn durch seine Marionette Geoffrey Booza (= Säufer) Pitt, den bisherigen Fraktionsvorsitzenden der Konservativen. Dieser Hampelmann wird denn auch von der Opposition als Handpuppe "Sooty" (der Rußige) verspottet - ein "running gag" der Serie. Typisch schwarzer Humor, den man auf der Insel seit jeher pflegt. Pitt sieht sich gezwungen, ein Rücktrittsgesuch bei FU zu hinterlegen - undatiert, für den Fall der Fälle. Das wird später noch wichtig, als er das sinkende FU-Schiff verlassen will.
|Loyalitäten|
Tom Makepeace hat ein Lebemanngesicht wie Dominique Strauss-Kahn (DSK), der angebliche Zimmermädchenvergewaltiger. Dieser DSK hier steigt mit der vollbusigen Abgeordneten Claire Carlsen ins Bett, obwohl er selbst natürlich auch schon verheiratet ist - aber wie lange noch? Wechselnde Loyalitäten gehören in dieser Miniserie ganz wesentlich dazu, um die Handlung voranzutreiben. Sie sind das Salz in der Suppe und sorgen bis zum Schluss für Spannung - und eine überraschende Wendung. Der Zuschauer muss sich unwillkürlich fragen, wer wirklich unentbehrlich und unzerstörbar ist. FU ist es jedenfalls nicht, wie der Zwischenfall auf der Autobahn zeigt.
Lady Macbeth
Dass jeder Politiker seine Schäfchen ins Trockene bringen will, führt dazu, dass "Lady Macbeth" Liz Urquhart in einer Nebenhandlung einen lukrativen Deal mit einem Kapitalisten und einem nicht ganz so unbestechlichen Richter abschließt. Liz Urquhart, überzeugend gespielt von Diane Fletcher (aber leider nicht so überzeugend synchronisiert), weiß, dass sie ihren Gatten, den allmählichen schwermütig werdenden Premierminister ständig den Rücken stärken muss.
|Schatten der Vergangenheit|
Das führt uns schließlich zum politischen Hauptthema der Miniserie: die Zypernkrise. Dass die Briten eine Menge Leichen im Keller haben, von denen keiner wissen darf, dürfte sich allmählich herumgesprochen haben. Schließlich haben sie seit dem Abzug der Römer im 5. Jahrhundert laufend Krieg geführt. Nach dem 2. Weltkrieg zerfiel ihr Weltreich, und einer der brennpunkte war der Nahe Osten, als Ägypten 1956 an Nasser fiel und die Briten und Franzosen aus Palästina vertrieben wurden. Sie hinterließen ein Erbe, das bis heute explosiv ist.
Die Insel Zypern haben die Briten, ähnlich wie Malta, stets als festen Flugzeugträger benutzt. Es war eine Kolonie, so dass im Film noch von einem Hochkommissar die Rede ist. 1956 griff die Nahostkrise auf die Kupferinsel (kypros = Kupfer) über und es entstand eine Widerstandsbewegung. Gegen diese, so will es das Drehbuch, kämpfte, offenbar auch der 19-jährige Lt. Urquhart. Doch welche Rolle spielte er dort wirklich? Seine Albträume geben das genaue Beziehungsgeflecht nicht preis. Nur ein Einschussloch in der Stirn spricht eine deutliche Sprache - jüngere Zuschauer seien gewarnt.
|"Unsere Falklands!"|
Zypern ist nur einer von vielen Standort des Britenmilitärs, wo etliche Leichen unter den Teppich gekehrt wurden. Gut, dass dies in dieser 3. Miniserie endlich mal zur Sprache gebracht wird. Der zynische Dreh besteht nun darin, ausgerechnet Zypern für einen neuen "Falkland-Krieg" zu instrumentalisieren. Dieser kühne Schuss geht leider bitter nach hinten los.
Mehr darf nicht verraten werden. Auf jeden Fall wird die entscheidende Szene live vor der Kamera inszeniert: Hier wird nichts aus dem Off oder von einer Nachrichtensprecherin berichtet, sondern direkt gezeigt. Der Zuschauer sollte sich auf Bilder gefasst machen, die ihm auf den Magen schlagen können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Serie vor 22:00 uhr ausgestrahlt wurde.
Die Blu-ray
Technische Infos
Bildformate: 4:3 (Vollbild)
Tonformate: D in DTS-HD 2.0, Englisch in DTS-HD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D, GB
Extras:
- Audiokommentar zu Folge 1
Mein Eindruck: die Blu-ray
Das restaurierte Bild der Serie aus dem Jahr 1994 ist in vielen Details gestochen scharf. Besonders im Vorspann ist das gut zusehen, als das Kameraauge über Big Ben und die Parlamentsgebäude von Westminster schwebt. Das 4:3-Format erfordert heutzutage schon ein wenig Umgewöhnung.
Die deutschen Untertitel stimmen einigermaßen mit der Synchronisation überein. Doch als ich die englischen Untertitel zuschaltete, ergaben sich zahlreiche Diskrepanzen - eigentlich zu erwarten. So lauten die Arbeitslosenzahlen, die FU vorflunkert, in der Synchronisation "1,857 Millionen", im Original und in den englischen Untertitel aber "1,875 Millionen". Hat da jemand falsch vom Blatt abgelesen?
Dabei zeigte sich, dass das Original wesentlich bissiger, sarkastischer und zweideutiger ist als die doch recht brave Synchronisation. Dies zu verfolgen kann einerseits aufschlussreich sein, andererseits vom Geschehen ablenken.
EXTRAS
Audiokommentar zu Folge 1
Im nicht untertitelten Audiokommentar zur 1. Folge geben der Hauptdarsteller Ian Richardson, der Drehbuchautor Andrew Davies und Ken Riddington, der Produzent, diverse Auskünfte zur Entstehung der Serie und wie die Dreharbeiten verliefen.
Wichtig ist beispielsweise die Vorstellung der einzelnen Schauspieler, von denen ja die meisten erstmals in der Serie auftreten. Richardson ist des Lobes voll für Isla, die die ambitionierte Claire Carlsen spielt. Sie sollte einmal am Broadway an seiner Seite die Eliza Doolittle in "My Fair Lady" spielen, aber das wurde von den Produzenten verhindert: zuviel England.
Gleichzeitig bietet ihm die Blair die Gelegenheit, über ihre zahlreichen Bettszenen mit Paul Freeman zu spötteln: "Dieses Bopping sollte wohl die Zuschauer am Channel-Hopping hindern", mokiert er sich mit sprachlicher Eleganz und Anzüglichkeit. "Bopping" ist eine Umschreibung für Sex, und "Channel-Hopping" ist das Wechseln der Kanäle, auch als "Zapping" bekannt.
Richardson weist auch darauf hin, dass seine eigene Gattin, die doch recht voluminöse Mutter zahlreicher (realer) Kinder, auf der Geburtstagsparty von Urquhart als Statistin zu sehen ist. Apropos Statisten: Der Regisseur sparte auch in der Krankenhaussszene, die in einem realen NHS-Krankenhaus gedreht wurde, an Statisten und stellte gerade mal zwei Leutchen an den Ausgang, um den Premierminister (!) bei seiner Entlassung zu verabschieden.
Hier wurde am falschen Platz gespart. Dafür wurde offenbar in die verhängnisvolle Militärsequenz ordentlich Geld reingebuttert. Ich hoffe, all diese Soldaten waren echte, ebenso ihre Fahrzeuge. Leider sagt der Produzent kein Sterbenswörtchen zu diesem peinlichen Thema.
Unterm Strich
Hauptthema der Miniserie ist weder die Erringung der Macht noch die Absetzung eines royalen Rivalen, sondern - damals, anno 1995, recht vorausschauend - die Europapolitik der Briten. Sie wird an einem Ort festgemacht, der für das britische Militär mit vielen Zeugnissen für eine brutale Herrschaft verbunden ist.
Diese Schatten der Vergangenheit drohen nun, den Premierminister, der inzwischen quasi als Naturgewalt angesehen wird, zu gefährden. Wie er in der Zypernkrise agiert, ist eine direkte Fortsetzung der "Politik der harten Hand", wie sie Urquharts Vorbilder Thatcher und Churchill praktizierten. In den Unterhausszenen musste Richardson nach eigenem Bekunden (siehe Audiokommentar) aufpassen, den Churchill-Gestus nicht zu übertreiben.
Die Serie lebt von dem spannenden, raffiniert eingefädelten Plot und den eindrucksvollen Darstellerleistungen. Natürlich ist Ian Richardson der Star der Darstellerriege und sein nuancenreiches Mienenspiel eine Schau. Er spielt Richard III oder den Königsmörder Macbeth, und seine Elizabeth ist ihm als Lady Macbeth ebenbürtig. Indem er sich an den Zuschauer wendet, macht er ihn zu seinem Komplizen. Doch wehe dem, der ihm vertraut, wie er es suggeriert, denn der tappt in eine böse Falle, genau wie Claire Carlsen.
Durchweg bekommen fast alle Schauspieler eine große Szene, in der sie zeigen können, was sie draufhaben. Sie wissen wir stets, was die einzelnen Figuren bewegt beziehungsweise in den politischen Ruin treibt. Isla Blair und Paul Freeman als Urquharts direkte Rivalen machen dabei eine sehr gute Figur. Aber auch "Mister Nuresh", der so schön aus "King Lear" zitiert, hat zwei, drei feine Szenen. Er ist der typische Gewinner des Raubtierkapitalismus, den Urquhart eingeführt hat, um die Wirtschaft anzukurbeln. Dabei leistet sich "Nuresh" ein paar wundervolle Ausrutscher, als er den "Splendor" neben den "Squalor" stellt, dass Urquhart fast die Gesichtszüge zu entgleisen drohen. Ein Anblick für Götter.
Das Beste kommt zum Schluss, wie sich das für eine Mini-Serie gehört: Action, Sex und Gewalt kommen zusammen - und die Andeutung jenes unseligen Sturzes am Ende der ersten Staffel. Da spielt die Regie raffiniert mit der Furcht des Zuschauers, es könne zu einem weiteren "Dachsturz" kommen. Ziemlich verblüffend sind auch die Aktionen eines Unkenntlichen, der belastendes Material verschickt - mit den vorhersehbaren, katastrophalen Folgen. Kein Königsdrama des Barden von Stratford endete würdiger und dramatischer als diese Miniserie.
|Die Blu-ray|
Die digital überarbeitete Blu-ray bietet, wie zu erwarten, ein gestochen scharfes Bild und Sound in DTS-HD. Beim Bonusmaterial sieht es mau ein, denn außer einem Audiokommentar bekommt der Zuschauer nichts geboten. Der nicht untertitelte Audiokommentar stammt vom Hauptdarsteller Ian Richardson, dem Drehbuchautor Andrew Davies und Ken Riddington, dem Produzent. Er ist amüsant und informativ.
Werbende Trailer sucht man auf der Disc vergeblich, aber das ist sicherlich kein Verlust. Auf sie kann ich ja verzichten, aber wenigstens eine Fotogalerie bzw. Diaschau hätte ich begrüßt, wenn schon kein Making-of existiert.
Michael Matzer (c) 2014ff
- Redakteur:
- Michael Matzer