Gewand, Das
- Regie:
- Henry Koster
- Jahr:
- 1953
- Genre:
- Melodrama
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Robe
1 Review(s)
15.01.2005 | 15:58Dieser superchristliche Propagandafilm wurde 1953 für fünf Oscars nominiert - wahrscheinlich vor allem für die prächtige Ausstattung und die Kostüme. Auch Richard Burton glänzt hier bereits in einer frühen Hauptrolle. Das Bild erstrahlt in der restaurierten Fassung in voller Farbenpracht.
Filminfos
O-Titel: The Robe (USA 1953)
DVD: 28. März 2002
FSK: ab 12
Länge: 128 Min.
Regisseur: Henry Koster
Drehbuch: Philip Dunne nach dem Roman von Lloyd C. Douglas
Darsteller: Richard Burton, Jean Simmons, Victor Mature, Michael Rennie u.a.
Handlung
Rom im Jahre 33 nach Christi Geburt: Marcellus Galleo, Tribun und Senatorensohn (Richard Burton), verärgert bei einem Sklavenkauf den künftigen Kaiser Caligula und wird zur Strafe nach Jerusalem ins pestverseuchte Palästina versetzt, was praktisch einem Todesurteil gleichkommt. Er trifft just zum Passahfest ein, als ein gewisser Jehoschua von Nazareth, seines Zeichens Zimmermann und Prophet, in Jerusalem einzieht.
Marcellus' Sklave Demetrius (Victor Mature), blickt ins Antlitz des Messias und ist fortan wie verwandelt. Er erfährt, dass Statthalter Pontius Pilatus diesen Jesus aus Galiläa verhaften lassen will und beschließt, Jesus zu warnen. Er kommt leider zu spät und wird nur von Judas Ischariot begrüßt, der sich gerade 30 Silberlinge verdient hat.
Auf Pilatus' Befehl hin soll Marcellus die Kreuzigung des Verurteilten organisieren und ausführen. Als Belohnung darf er zurück nach Capri reisen.
Unter dem Kreuz auf Golgatha, der Schädelstätte, würfelt Soldat Saulus und setzt das Gewand des Gekreuzigten als Einsatz. Marcellus gewinnt, doch das Gewand scheint ihm Schmerzen zu bereiten, als er es anlegt. Jesu Blut netzt seine Hand, Demetrius' Tränen fallen auf das Gewand - es ist klar, dass beider Schicksal eng mit dem Kleidungsstück verwoben sein wird. Demetrius raubt es Marcellus und kündigt ihm den Dienst auf, um fortan für die Christen im Untergrund zu kämpfen. Auf der Rückreise plagen Marcellus Albträume vom Gewand und der Kreuzigung.
Marcellus gesteht seiner Jugendliebe Diana (Jean Simmons) seinen beginnenden "Wahnsinn", der mit dem Gewand zusammenhängt, doch Diana steht weiterhin zu ihm. Kaiser Tiberius, der auf Capri seine Residenz hat, besteht darauf, alles über Marcellus' Erlebnisse in Palästina zu erfahren. Der greise Kaiser erteilt ihm zwei Aufträge: Um jeden Preis das "verhexte" Gewand zu finden, bevor noch mehr Leute zu Schaden kommen und zweitens, Tiberius möglichst viele Namen der Jesus-Anhänger, die sich "Christen" nennen, zu melden.
Deshalb kehrt Marcellus als Spion zurück, genauer: nach Kanaan. Doch sieht er Demetrius wieder, der aber das Gewand nicht herausrückt. Viel wichtiger ist jedoch die Begegnung mit Simon Petrus (Michael Rennie), der gegenüber Marcellus zugibt, der als Spion enttarnt worden ist, dass auch er selbst einst Jesus dreimal verraten habe.
Marcellus wandelt sich in der Gesellschaft der friedliebenden Christen und verteidigt Simon Petrus gegen die eigenen römischen Soldaten in einem packenden Zweikampf. Petrus vergibt Marcellus seine Aufgabe auf Golgatha. Daher kann sich der erlöste Marcellus dem Dienst an Jesus weihen, und zwar auch mit seinem Leben.
Der inzwischen Kaiser gewordene Caligula hat ein Auge auf Diana geworfen, die sich aber die meiste Zeit bei Senator Galleo versteckt, Marcellus' Vater. Demetrius, der mittlerweile mit Simon Petrus in Rom eingetroffen ist, wird von Caligulas Christenhäschern gefangen und gefoltert, um mehr Namen zu verraten. Auch Marcellus wird als Anführer der Christen gesucht und haust in den Katakomben. Dort besucht ihn Diana, von der er von Demetrius' Schicksal erfährt. Bevor er geht, ihn zu befreien, übergibt er ihr das berühmte Gewand.
Petrus heilt den schwerverletzten Demetrius mit so etwas wie Magie, und dem römischen Arzt ist das keineswegs geheuer. Senator Gallio enterbt Marcellus, der, nachdem er Demetrius in Sicherheit gebracht hat, gefangen genommen wird. Das letzte Kapitel seines Lebens beginnt.
Zum Glück bekennt sich Diana zu Marcellus und seinem Glauben, und so braucht er nicht alleine vor Gericht zu gehen, das Kaiser Caligula im Senat über ihn abhält. Marcellus bleibt ein treuer Römer, schwört aber seinem Glauben nicht ab - großer Fehler! Er wird nämlich zum sofortigen Tod verurteilt, und Diana beschließt, sein Schicksal zu teilen. Bevor sie ins blaue Jenseits wandeln, übergibt sie ihrem christlichen Sklaven Marcipor das Gewand. Christliche Chöre jubilieren "Halleluja!"
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 2,55:1, 16:9
Tonformate: Englisch in DD 4.0, Spanisch und Deutsch in Hybrid-Stereo DD 2.0
Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch
Extras:
- Originaltrailer
Mein Eindruck
Der Film feiert nicht nur die Entstehung des Christentums, sondern - nur wenige Jahre nach dem Sieg über Nazis und Japaner - auch die Erstarkung der "Kräfte des Guten" nach dem "Sieg über das Böse". Dabei befanden sich die USA kurz vor dem Eintritt in den Koreakrieg, der in den beinahe permanenten Kalten Krieg mündete.
Wie auch immer man zu der christlichen Heils- und Märtyrer-Botschaft dieses Streifens steht, so darf man sich doch an einigen filmischen Qualitäten erfreuen. Die Ausstattung ist phänomenal prächtig und aufwändig - nur "Cleopatra", "Ben Hur" und ähnliche Kaliber können da mithalten. Gleiches gilt für die Kostüme, die allesamt stilecht wirken. Gelegentlich entsteht jedoch der Verdacht, all die prächtigen Hintergründe könnten bemalte Bretterwände sein, so etwa mehrfach auf "Capri". Sicherlich wurde hier kein echter Marmor verbaut!
Herausragend ist allein das Spiel von Richard Burton, der auch ein paar Actionszenen zu bewältigen hat. Diese Schwertkämpfe würde aber Schwertprofi Bob Anderson ("Der Herr der Ringe") wohl nicht ganz koscher finden. Nun ja, 1953 hatte man nur aus Piratenfilmen von ihm gehört.
Die Figuren von Diana und Demetrius sind nicht sonderlich gelungen. Diana macht eine reichlich unmotivierte Wandlung durch, nur um stets auf Marcellus' Seite zu stehen, und Demetrius ist mal hier, mal dort, nur nicht an Marcellus' Seite. Alle anderen sind lediglich (männliche) Figuren, mit denen sich Marcellus auf seinem Werdegang zu einem christlichen Märtyrer auseinanderzusetzen hat.
Jesus von Galiläa selbst taucht nur ganz am Rande auf und ist überhaupt nicht Thema des Films. Dieses wird vielmehr durch das Gewand symbolisiert, das für Jesu geistige Hinterlassenschaft steht: den christlichen Glauben des Neuen Testaments (NT). Und daher wandert das Gewand auch von einer Hand zur anderen, denn die Frohe Botschaft des NT, das Evangelion, wird so weitergegeben.
Die DVD
Auf der DVD ist die restaurierte Fassung verewigt, was bedeutet, dass gekürzte Passagen wieder eingefügt wurden, die nun ausschließlich in Englisch erklingen. Untertitel machen diese Szenen verständlich. Sie erklingen zudem in einem anderen Ton (DD 4.0) als die restlichen deutschen Szenen, die dem Standard Hybrid-Stereo DD 2.0 gehorchen, will heißen: Der Ton ist auf mehr Kanälen zu hören, nämlich vier statt zwei.
Die deutsche Synchronisation aus den Fünfzigern ist ein Ärgernis. Ihre Unzulänglichkeit wird durch die Untertitel deutlich: Sie enthält Auslassungen und Übersetzungsfehler. Aber auch die Untertitel für die unsynchronisierten, nachträglich eingefügten Szenen sind nicht wortgetreu: Tiberius spricht mehrmals über die "entrails of an owl" (die Innereien einer Eule, die den Auguren zur Weissagung dienten), doch statt der direkten Übersetzung "Innereien ..." wird stets die übertragene Wortbedeutung "Weissagung ..." angezeigt. Gut, wenn man Englisch beherrscht.
An Bonusmaterial wurde lediglich der Originaltrailer beigefügt: ein Stück Werbung, wie es im Buche steht. Immerhin kann man es sich, wie den Hauptfilm, im Widescreen-Format ansehen.
Unterm Strich
"Das Gewand" bietet Monumentalkino mit christlicher Botschaft, wobei Richard Burton in Actionszenen und prächtiger Ausstattung glänzt. Die restaurierte Fassung ist interessant, aber nicht umwerfend. Immerhin sind Bild- und Tonqualität vor allem in der Originalsprache von überzeugender Qualität.
- Redakteur:
- Michael Matzer