Das Dschungelcamp - Welcome to the jungle
- Regie:
- Meltzer, Rob
- Jahr:
- 2013
- Genre:
- Komödie
- Land:
- USA/GB
- Originaltitel:
- Welcome to the jungle
1 Review(s)
17.03.2014 | 16:47Jean-Caude van Damme macht sich zum Affen
"Teambuilding" - da kriegt Agenturchef Crawford leuchtende Augen. Und deshalb schickt er seine einfallslosen Leute, die sich allenfalls in Zickenkriegen ermüden, auf eine einsame Insel. Dort sollen sie unter Führung des knallharten Militaryman Storm zu einem echten Team zusammenwachsen.
Doch aus der trendigen Incentive-Reise wird der Ernstfall, als der Pilot stirbt und auch Storm verschwindet. Ganz auf sich allein gestellt, fallen bei den Großstädtern bald sämtliche zivilisatorischen Hemmungen und Hüllen. Nur der schüchterne Chris sucht mit drei Kollegen ernsthaft einen Ausweg, während Büroekel Phil sich zum Inselkönig ausrufen lässt und seine Untertanen mit halluzinogenen Pflanzen und Gruppensex bei Laune hält ... (Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: Welcome to the jungle (USA/UK 2013)
Verleih: Ascot Elite
VÖ: 25.3.214
EAN: 7613059402454
FSK: ab 12
Regie: Rob Meltzer
Darsteller: Jean-Claude van Damme, Rob Huebel ("Was passiert, wenn's passiert ist?"), Kirsten Schaal, Adam Brody ("Mr. & Mrs. Smith", "Thank You For Smoking"), Eric Edelstein ("The Hills have Eyes 2"), Megan Boone (Lisa)
Budget: 3,5 Mio. $
Handlung
Der schüchterne Chris (Adam Brody) arbeitet in einer Werbeagentur und wird von dem hinterlistigen Phil (Ron Huebel) seiner Idee für ein neues Produktkonzept beraubt. Phil beansprucht alle Lorbeeren - und bekommt vom Chef Crawford auch noch Recht! Chris ist am Boden zerstört. Wie er soll er je die süße Chefsekretärin Lisa (Megan Brown?) für sich gewinnen, auf die alle Kerle scharf sind?
Da winkt unverhofft das Schicksal in Gestalt eines Workshops, auf den Crawford sein Team schickt: Sie sollen Teamgeist unter den Bedingungen eines Überlebenskampfes entwickeln. Leiter des Workshops soll ein gewisser Storm Rothchild sein (van Damme), der angeblich mal bei den Elitetruppen der Kriegsmarine war. Storm hat von Anfang Chris auf dem Kieker, obwohl der völlig unschuldig ist. Aber keiner kann aussteigen, denn sonst steht der Job auf dem Spiel.
Der Flug auf die abgelegene Südseeinsel wird von einem Uralt-Opa gesteuert. Wenigstens verläuft die Landung problemlos. Schon bald muss Chris allerdings feststellen, dass der Uralt-Pilot an einem Herzinfarkt verblichen ist. Wie kommen sie jetzt wieder nach Hause? Dass Storm behauptet, er könne den Vogel fliegen, nimmt ihm keiner ab. Denn inzwischen hat sich Storm seinen Ruf restlos ruiniert. Er setzt Sprengstoff ein, um die Landratten auf Trab zu bringen, und beherrscht auch sonst fiese Tricks. Seine Behauptung, auf der Insel gebe es keine wilden Tiere, wird von einem hungrigen Tiger widerlegt, der Storm anfällt - und beide über eine Klippe stößt.
Nun sind die Stadttypen auf sich selbst gestellt. Endlich sieht Phil, der Angeber,seine Stunde gekommen: Auf die Regeln sei gepfiffen, brüllt er und alle, die von seinem Kaffee gekostet haben, stimmen ihm begeistert zu: Im Kaffee war nämlich euphorisierender Stechapfelextrakt, der Halluzinationen hervorruft. Sie halten Phil für einen Gott und betrachten sich als seine Jünger - auch die Mädels. Chris, der von Phil abgesetzt worden ist, hat hingegen eine mickrige Gefolgschaft: Jared, der Ingenieur (Edelstein), Lisa, die Sekretärin, und Jareds Ex, die naive Karnickelliebhaberin Brenda (Kirsten Schaal).
Die "Wilden", die Phil gefolgt sind, übernehmen die Herrschaft über den Großteil der Insel. Über sie herrscht Phil wie ein Gott, und dementsprechend beten sie seine Statue an. Am anderen Ende der Insel lebt Chris bescheiden und vernünftig. Als er einen Bunker mit einem Funkgerät findet, glaubt er sich und die Seinen gerettet. Doch das Funkgerät benötigt ein Ersatzteil, das sich im Flugzeug befindet. Und das Flugzeug steht im Inselteil, über den Phils Stamm herrscht.
Bevor Chris und die süße Lisa also Hilfe rufen können, müssen sie es mit dem Feind aufnehmen. Aber dafür muss Chris erst einmal sehr viel mehr Selbstbewusstsein aufbauen. Kann ihm Lisa dabei helfen? Immerhin war er ja mal bei den Pfadfindern.
Die Ereignisse nehmen einen unvorhergesehenen und dramatischen Verlauf, als auch Storm wieder auftaucht...
Mein Eindruck
Im Dschungel, da kann man bekanntlich auch als Ami die Sau rauslassen. Ganz besonders dann, wenn es sich um eine einsame Südseeinsel handelt, auf der man Robinson spielen kann. Es ist das erotische Utopia, als das Tahiti schon seit den Zeiten der "Bounty" und seit Herman Melvilles Bestseller "Typee" von 1846 hat herhalten müssen. Schon bald darf der lechzende männliche Zuschauer blanke Busen bewundern. Es ist das erste und letzte Mal.
Allerdings ist inzwischen auch der Teufel im Paradies angelangt: Goldings "Der Herr der Fliegen" (ca. 1950) lässt grüßen. Und genau wie bei Golding erfolgt die Spaltung der Gestrandeten in die "Wilden", die qua Drogen auf eine vorzivilisatorische Kulturstufe zurückfallen, und die "Modernen", die nicht vergessen haben, dass sie hier wegmüssen, wenn sie überleben wollen.
Natürlich gibt es jede Menge Klamauk, aber der Regisseur hat darauf geachtet, den Roten Faden nicht zu verlieren und spitzt die Handlung auf einen finalen Konflikt zu: Wenn Jared, der knuddelige Ingenieur, nicht von den Wilden geköpft werden soll, muss Chris über sich hinauswachsen. Dabei kommen ihm seine Pfadfinderkenntnisse gut zustatten: Ihm "wachsen" quasi Flügel, um den rettenden Schutzengel für Jared spielen zu können. Na, ob das gut geht?
Stichwörter, die ich in Texten zu diesem Film gelesen haben, umfassen "Gruppensex", "Orgien" und "Kannibalismus". Diese sind alle nicht "politisch korrekt", versteht sich, und sollen wohl einer wie auch immer gearteten Satire dienen. Diese Dinge sind allerdings auf der Leinwand keineswegs zu bewundern, sondern werden nur als spinnerte Ideen des "bösen Wilden" Phil erwähnt. Somit wird die ganze Insel-Episode zu einer Art Phantasie auf dem Abenteuerspielplatz.
Nein, so wahnsinnig lustig ist nicht einmal das Auftreten des Hochstaplers Storm, und selbst wenn er völlig übertrieben den wilden Mann markierte, fand ich ihn nicht zum Lachen. Dass er auf der Darstellerliste über dem Namen von Ron Huebel steht, ist unfair. Denn Huebel spielt einen wirklich furchteinflößenden Gottkönig. Er ist umgeben von völlig bekifften und durchgeknallten Untertanen (mit entsprechenden optischen Effekten), die sich dienstbeflissen sofort ans Massakrieren aller Andersartigen machen. Er erinnerte mich an den greisen Ronald Reagan, als der einst die Sowjetunion zum Kriegsobjekt erklärte - völlig Alzheimer-dement und unzurechnungsfähig.
Gott und Antiheld Phil fehlt allerdings Alzheimer, was ihn nur noch gefährlicher macht. Sein Speichellecker und "Asisstent" ist nur zu begierig darauf, seinen Wert unter Beweis zu stellen. Dieses System hat verblüffende Ähnlichkeit mit heutigen Diktatorenstaaten. Diese findet man in Afrika ebenso wie in Nordkorea. Aber wo bleiben nur die "Zivilisierten"? Chris, der Held der Guten, verfügt über kein Selbstbewusstsein, ist ein netter Bursche, der nur den falschen Beruf ergriffen hat. Er verkauft sich unter Wert, weshalb er eine Aufbauhilfe in Gestalt von Lisa braucht, seiner Angebeteten. Liebe, nicht Sex, das scheint seine geheime Zauberformel zu sein: Willkommen bei den Erwachsenen, Harry Potter!
Die Blu-ray
Technische Infos
Bildseitenformat: 16:9 - 2.35:1
Sprache: Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial:
1) Deutscher Trailer (1:34 min)
2) Originaltrailer (2:05 min)
3) Red-Band Trailer (2:16 min)
4) Behind the Scenes (59:12 min)
5) Deleted Scenes (1:22 min)
6) Outtakes (1:51 min)
7) Trailershow
Die Blu-ray: mein Eindruck
Das Bild ist satt und farbenprächtig, Selbst im schummrigen und nächtlichen Szenen sind keine Fehler festzustellen. Der Surround-Ton wird gut ausgenutzt, so dass der Zuschauer rundum beschallt wird. Immer wieder durfte ich die ausgezeichnete Musik bewundern, die richtig Laune macht, und zwar nicht nur auf den diversen Trailern. Was die Untertitel angeht, so sind sie nicht wirklich hilfreich, außer in den geschnittenen Szenen. Die Synchronisation erstickt geradezu den flapsigen Originalton durch Plattheiten. Wer kann, sollte das Original ansehen.
EXTRAS
1) Deutscher Trailer (1:34 min)
Die Story wird halbwegs folgerichtig erzählt. Pointen gibt es natürlich auch reichlich, schließlich ist das eine Komödie. Die Deutschen haben einige unwichtige Szenen aus dem O-Trailer geschnitten.
2) Originaltrailer (2:05 min)
Der Inhalt ist fast genau wie der deutsche Trailer, aber um etliche Szenen bereichert. Natürlich dürfen die blanken Busen nicht fehlen, selbst wenn der Film ab 12 Jahren freigegeben ist. Die Rockmusik ist genauso geil wie auf dem deutschen trailer.
3) Red-Band Trailer (2:16 min)
"Red-band", das klingt schrecklich verboten! Dieser Trailer ist offenbar für ein Publikum ab 16 Jahren gedacht - soll's ja auch geben. Tatsächlich sind hier ein paar nicht ganz jugendfreie Vokabeln enthalten, und das böse Wort vom "Kannibalismus" fällt ebenfalls.
4) Behind the Scenes (59:12 min)
Es gibt zwar kein Making-of, aber dafür eine Menge Interviews mit den Darstellern. Es gibt weder Kommentar noch Musik noch Untertitel, sondern nur puren Text. Wohl dem, der des Englischen mächtig ist.
a) Jean-Claude van Damme (Storm)
b) Ron Huebel (Phil alias Lord Orco)
c) Kirsten Schaal (Brenda)
d) Megan Boone (Lisa)
e) RegisseurRob Meltzer
f) Produzent Justin Kanew
Van Damme ist unglaublich langweilig, denn er schwafelt etwas über den Marktwert dieser Produktion daher. Ist es Verarschung qua Gottstatus, oder hält sich Ron Huebel wirklich für "die Säule des Projekts"? Jedenfalls hatte er seine Probleme mit van Damme, dem Zugpferd des Films - das aber die Hälfte der Zeit durch Abwesenheit glänzt. Dass ihm sein iPad aus dem Trailer geklaut wurde, hat ihn sicherlich auch nicht gerade aufgebaut. Jedenfalls dürfen wir ihn bewundern, wie er per Make-up aus einem Zivilisten in den fürchterlichen "Lord Orco" verwandelt wird.
Kirsten Schaal (Zicke Brenda) ist wesentlich lustiger als die beiden Typen zusammen. Sie hatte allerdings auch ihr Päckchen zu tragen: Moskitos, Hitze und alle Betreuer auf Puerto Rico sprechen angeblich nur Spanisch. Was natürlich Unsinn ist, wie ich aus eigener Erfahrung bezeugen kann. Puerto Rico ist immer noch eine amerikanische Kolonie. Megan Boone hat einiges Vernünftiges über die Story und Adam Brody beizusteuern. Sie kommt sehr sympathisch rüber, was genau zu ihrer Rolle als Anti-Zicke passt.
5) Deleted Scenes (1:22 min)
Eine völlig überflüssige Szene.
6) Outtakes (1:51 min)
Noch eine völlig überflüssige Szene.
7) Trailershow
a) Dallas Buyers Club
b) Don Jon
c) Metallica 3D - Through the Never
d) The Philosophers (siehe meinen Bericht)
e) Odd Thomas (siehe meinen Bericht)
f) Europa Report (siehe meinen Bericht)
g) Starbuck (siehe meinen Bericht)
h) The Guard (siehe meinen Bericht)
i) Grabgeflüster
Unterm Strich
Wer die Vorlage "Herr der Fliegen" kennt, weiß eigentlich schon über den Ausgang dieses "Trainingscamps" Bescheid. Die "Wilden" werden alle Zivilisierten, die noch demokratische Grundprinzipien leben, zur Strecke bringen. Aber dürfen die Wilden wirklich gewinnen? Natürlich nicht! Wir halten den netten Jungs und Mädels die Stange. Es ist zwar ganz nett, mal auf einer einsamen Insel mal die Sau rauslassen zu dürfen, aber wenn's ans Eingemachte, ist Schluss mit lustig: Die Gute müssen gewinnen.
Bevor es soweit ist, dass Chris das Ruder herumreißt und seine Lisa in die Arme schließen darf, flößt uns jedoch ein ausgetickter Lord Orco gehörig Angst ein. Ron Huebel macht als wild gewordener Gottkönig und Ober-Dealer eine gute Figur. Die wird ihm allerdings von einem gewissen Jean-Claude van Damme streitig gemacht, der sich hier zum Affen macht. Ganz klar, dass es zwischen diesen drei Testosteron-getriebenen Typen zu einem dramatischen Showdown kommen muss.
Die Komödie
Aber wo bleibt denn die versprochene Komödie, die das DVD-Cover signalisiert? Mich hat jedenfalls van Damme in seiner Schubkarre nicht gerade zum Lachen reizen können: Er ist nicht böse, nicht verlogen und nicht überdreht genug. Selbst dann nicht, wenn er Vogellaute (oder was er dafür hält) nachmacht. Dafür fand ich Kirsten Schaal als Karnickelliebhaberin Brenda süß bis witzig, stellt sie doch ein paar sehr kluge, bohrende Fragen, die die anderen wirklich nerven.
Lisa, gespielt von der attraktiven Megan Boone, ist einfach nur der gute Kumpel für Chris (Adam Brody), den er braucht, um sein Ego aufzubauen. Dass auch Lord Orco auf Lisa scharf ist, versteht sich von selbst. Darf es soweit kommen, dass er sie zu seiner Konkubine macht? Natürlich nicht. Aber wie das verhindert wird, darf hier nicht verraten werden.
Kulturkritik
Dass die Komödie die Verhältnisse in einer Werbeagentur - oder jeder anderen ähnlichen Bürokultur - durch den Kakao zieht und so kritisierbar macht, dürfte wohl jedem Zuschauer einleuchten. Auf der Südseeinsel lassen sich die Büroverhältnisse der beruflichen Hierarchie jedoch so zuspitzen, dass sie als inhuman zu erkennen sind. Muss wirklich immer ein Mann als Gottkönig an der Spitze stehen? Müssen junge Frauen immer kuschen und für ihn sexuell verfügbar sein, um ihren Job zu behalten? Es ließen sich noch viele weitere Aspekte untersuchen. Die Formel "Herr der Fliegen als Komödie für Stadtneurotiker", wie sie die Agentur schreibt, dürfte hinkommen.
Vorzüge
Der Film ist rasant geschnitten, das Bild besticht mit schönen, kräftigen Farben, ansehnliche Darstellerinnen zeigen, was sie haben, und die Musik kommt mit einem flotten Schuss Rock-Rhythmus daher, der mir sehr gefiel. Der Sound der Blu-ray wird gut ausgenützt. Wenn die Story nur einen Tacken intelligenter und weniger klischeelastig wäre, könnte ich ihr sogar einen Punkt mehr gönnen.
Die Blu-ray
Die Blu-ray bietet m.E. außer gutem Bild und Sound keine Berechtigung, sie der DVD vorzuziehen. Es gibt in der zusätzlichen Stunde an Bonusmaterial beispielsweise kein Making-of, sondern vor allem Werbung in Form von Trailern. Diese Stunde liefert nur eine Reihe von nicht untertitelten und unkommentierten Interviews. Sie anzusehen, ist ebenso ermüdend wie überflüssig.
Für wen sich die Blu-ray eignet
Jugendliche mit einem Sinn für Slapstick-Humor und einer Vorliebe für Jean-Claude van Damme könnten diesen Streifen amüsant finden. Immerhin bietet er gute Musik, blanke Busen und einen interessanten Konflikt.
Michael Matzer (c) 2014ff
- Redakteur:
- Michael Matzer