Centipede
- Regie:
- Gregory Gieras
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
1 Review(s)
09.05.2007 | 12:53Story
Kurz vor seiner Hochzeit plant der ehemalige Höhlenkletterer David einen ganz besonderen Junggesellenabschied. Gemeinsam mit seinem alten Team möchte er noch einmal seiner einstigen Berufung nachgehen und reist wenige Wochen vor seiner Vermählung nach Indien, um dort die sagenumwobenen Shankali Höhlen zu erforschen.
Doch der Abenteuertrip wird für das wiedervereinte Team bereits nach wenigen Stunden zum Alptraum. Noch während man in einem unterirdischen Labyrinth Davids baldiges Fest feiert, stürzt die Höhle über ihnen ein, so dass der Ausgang zur Außenwelt mit einem Mal versperrt ist. Einer der Gefährten kommt dabei sofort ums Leben; allerdings ist er nicht von den Trümmern zerquetscht, sondern kurze Zeit vorher von einem Insekt vergiftet worden. Auf ihrer Suche nach einem Ausweg stößt auch der restliche Trupp auf die fürchterlichen Monster, die sich in der Shankali Höhle tummeln. Und schneller als befürchtet droht ihnen eine furchtbare Qual: lebendig gefressen zu werden.
Meine Meinung
Ich würde mal glatt behaupten, dass Drehbuchautor und Regisseur Gregory Gieras ein riesiger Fan der kultigen Trash-Reihe “Tremors - Im Land der Raketenwürmer“ ist, anders lassen sich die abermaligen Parallelen zu seinem aktuellsten Werk “Centipede“ wohl kaum erklären. Ziel dieser ebenfalls vollkommen trashigen Produktion war es laut Klappentext, den Zuseher mit zwei grundlegenden Urängsten des Menschen zu konfrontieren, nämlich der Klaustrophobie und dem Ekel vor Insekten, doch wenn man am Ende darauf bezogen ein Resümee ziehen muss, dann ist ihm dies in keiner Sekunde in der erdachten Art und Weise gelungen. Vielmehr stellt sich heraus, dass “Centipede“ lediglich ein ziemlich billiges Action-Filmchen mit völlig durchschaubarer und nur wenig spannender Handlung ist, dessen einzige ausgelöste Angst darin besteht, dass man an den ernsten Stellen zu sehr lachen muss.
Nun, Scherz beiseite, jedenfalls so weit es geht. Denn im Grunde genommen kann man die verkrampft beginnende und künstlich aufgebauschte Story gar nicht ernst nehmen (und damit ist natürlich nicht der fiktive Inhalt als solcher gemeint), weil die Schockeffekte, die Dialoge, die Darstellung der fiesen Riesenwürmer und nicht zuletzt die völlig überforderten Schauspieler einfach nur grottenschlecht sind. Hinzu kommt, dass die Idee hinter “Centipede“ in etwa so innovativ ist wie ’wir setzen mal sechs Jugendliche in ein verlassenes Haus und sehen mal was passiert’. Aber man lasse sich das jetzt noch einmal auf der Zunge zergehen: Da ist also ein Typ, der kurz vor seinem Eintritt ins Spießbürgertum ein letztes Abenteuer mit seinen alten Freunden erleben möchte und sich natürlich ausgerechnet an einen Ort begibt, der der Legende nach von bösen Dämonen besetzt wird. In seinem Team befindet sich natürlich auch seine Ex-Freundin, die nach wie vor etwas für ihn empfindet, aber leider mittlerweile einen anderen Mann (ebenfalls aus diesem Team) glücklich macht. Diese Truppe steigt ohne große Vorbereitung in die enorm tiefe Höhlenlandschaft hinab und erreicht in Windeseile den Punkt, der so tief ist, dass gerade mal acht Leute ihn wieder lebend verlassen haben. Aber für die durchtrainierten Männer und Frauen ist dies kein Problem, schließlich sind 3000 Höhenmeter ja ein Klacks. Aber irgendwie musste ja das schaurige Szenario entworfen werden, in dem die Riesenwürmer aktiv werden sollen. Derweil geht’s unterirdisch gehörig zur Sache. Die Decke stürzt ein, der ungeliebte Mitläufer fällt dem Monster zum Opfer und die übrigen Abenteurer sitzen plötzlich in der Falle. Weil ihr Instinkt und Orientierungssinn aber so toll sind, gelingt es ihnen immerzu, sich in Sicherheit zu bringen, während draußen bereits ein lachhaft ausgestattetes Rettungsteam auf sie wartet und versucht, die Gruppe mit Funksprüchen und einem Sonar aus der Höhle zu befreien. Sehr effektiv auch. Aber das Ende vom Lied sollte ja jedem klar sein, der hier ein wenig zwischen den Zeilen gelesen hat. Denn wenn hier zwar einige Verluste zu beklagen sind, der Trash-Bereich der amerikanischen Filmfabrik arbeitet aber ebenfalls mit Happy Ends. Oder so ähnlich…
Wundersamerweise hat mich “Centipede“ dennoch bestens unterhalten. Nicht etwa weil der Inhalt so unheimlich spannend war oder die Story so furchtbar innovativ. Vielmehr habe ich mich darüber gefreut, für mich selber herauszufinden, was Leute an solch billig aufgemachten, schlecht gespielten Streifen fasziniert. Und ich persönlich denke einfach, es ist der unfreiwillige, immer mit massig Stoff gefüllte Humor, der hier zu keiner Sekunde zu kurz kommt und die klischeebesetzte Story von der ersten bis zur letzten Minute nährt. Bedauernswert ist lediglich, dass man nicht selber die Rolle eines Synchronsprechers übernehmen durfte. Bei diesen gehaltsarmen Dialogen wäre es nämlich sicher eine Wonne gewesen, die flache Lyrik zu vermitteln. Doch sei’s drum, schmunzeln darf man ja trotzdem.
Wie es sich für einen solchen Streifen gehört, ist das Bild ein wenig körnig - ganz so wie in den Achtzigern, als derartige Filme wie Pilze aus dem Boden schossen und das Genre belebten wie nie zuvor. Soundtechnisch ist Centipede“ hingegen auf dem aktuellsten Stand, was aber eigentlich gar nicht mehr ins Gewicht fällt. Bei diesen ’fulminanten’ Wortwechseln hätte man auch in Stereo seinen Spaß gehabt.
Fazit
“Centipede“ ist ein echter Leckerbissen für Liebhaber des trashigen B-Movies, ohne jeden Anspruch, dafür aber reich an plumper, überspitzter Action und insgesamt mit den wohl schwächsten Texten, die ein solcher Film innehaben kann. Aber wer schon “Tremors“ mit Begeisterung verfolgt hat, der wird sicherlich auch diese Gieras-Produktion lieben. Auch wenn ich den Raketenwürmern im Zweifelsfall den Vorzug geben würde.
- Redakteur:
- Björn Backes