ÁRSTíðIR LíFSINS - Saga á tveim tungum II: Eigi fjǫll né firðir
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2020
Mehr über Árstíðir Lífsins
- Genre:
- Folk Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Ván (Soulfood)
- Release:
- 22.05.2020
- Ek býð þik velkominn
- Bróðir, var þat þín hǫnd
- Sem járnklær nætr dragask nærri
- Gamalt ríki faðmar þá grænu ok svǫrtu hringi lífs ok aldrslita
- Um nætr reika skepnr
- Heiftum skal mána kveðja
- Er hin gullna stjarna skýjar slóðar rennr rauð
- Um nóttu, mér dreymir þursa þjóðar sjǫt brennandi
- Ek sá halr at Hóars veðri hǫsvan serk Hrísgrísnis bar
Ein ambitioniertes Projekt.
Ohne große Vorankündigung schneit im Rahmen des Soundchecks ein neue ARSTIDIR LIFSINS-Album herein. "Saga á tveim tungum II: Eigi fjǫll né firðir" (im Folgenden "Saga II") heißt das neue Werk, welches als zweiter Teil der 2019 begonnenen Erzählung über den norwegischen König und Begründer der norwegischen christlichen Tradition Óláfr Haraldsson fungiert. Dass ein Doppelalbum über historische Begebenheiten und Sagen ein ambitioniertes unterfangen ist, leuchtet auch ohne Sprachkenntnisse und damit verbundenes Textstudium der Lyrics ein.
Das Stichwort lautet hier (wieder einmal) Gesamtkunstwerk, denn mit der Konsequenz, auch die Texte nicht etwa auf Deutsch oder Englisch zu interpretieren, hat ARSTIDIR LIFSINS seit dem ersten Album ein Alleinstellungsmerkmal inne. Denn als reines Black-Metal-Album lässt sich ein Werk, das erst einmal zehn Minuten der Einführung benötigt, kaum bezeichnen. Die Stärke der Musik von ARSTIDIR LIFSINS ist seit jeher die Atmosphäre, die scheinbar konfliktlose Koexistenz von Folk-Musik und brachialem Klang. Auch wenn sich an der Qualität im Grunde nichts geändert hat, finde ich diese Perfektionierung des ULVER-Schemas inzwischen immer öfter als anstrengend. Natürlich kann man sich auf dem fünften Album der Truppe wieder wunderbar von der Welt nordischer Sagen vereinnahmen lassen, doch die Songs an sich haben gerade aufgrund ihrer Vielschichtigkeit und der fremden Sprache wenig Greifbares.
Es ist schwierig mit ARSTIDIR LIFSINS und mir. Einerseits schätze ich Bands, die so unnachahmlich an ihrem ganz eigenen Kurs festhalten, und auch "Saga II" bietet so viel mehr an Stimmung, an zu Entdeckendem, als die meisten Black-Metal-Bands es aufbringen können. Und doch kam nach intensiver Auseinandersetzung mit diesem Album nicht die (erhoffte) Euphorie auf, die mich auch zukünftig dieses 75-minütige Mammutwerk öfter in den CD-Player schieben lassen würde. Einzelne Songs herauszupicken, ändert daran nichts. Jedes Riff sitzt und die derben Momente, die so episch zelebriert werden, dass es eine Wonne ist, verdienen meinen Respekt. Die majestätischen Chöre - eigentlich genau das Material, aus dem skandinavische Sehnsucht gemacht ist. Und doch werde ich heuer nicht warm mit dem neuen Album dieser wunderbaren Band. Wer weiß, vielleicht ziehe ich die Scheibe in einem halben Jahr wieder aus dem Regal und wundere mich, welches Hirngespinst mich bei der Besprechung wohl heimgesucht haben mag.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Nils Macher