WRETCHED (US) - Decay
Mehr über Wretched (US)
- Genre:
- Deathcore / Progressive Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Metal Blade Records
- Release:
- 17.10.2025
- Decay
- Malus Incarnate
- The Royal Body
- The Crimson Sky
- Radiance
- Clairvoyance
- The Mortal Line
- Behind The Glass
- Lights
- The Golden Tide
- Blackout
- The Golden Skyway
Death-Metal-Wundertüte - zum Genießen oder Zähneausbeißen?
Das US-amerikanische Todesbleiquintett WRETCHED hat eine komplette Dekade verstreichen lassen, um einen Nachfolger für das bei Szenefreunden gefeierte "Cannibal" auf die Beine zu stellen. Auf "Decay" ist nun von den einstigen Deathcore-Wurzeln des Fünfers endgültig nichts mehr zu hören. Hingehen liegt hier eine anspruchsvolle, unkonventionelle Herangehensweise an das weite (Schlacht-)Feld Death Metal vor, dem zwölf sehr unterschiedliche Nummern entsprungen sind.
Und die Amis machen es ihrer Hörerschaft alles andere als leicht. Mit 'Decay' und 'Malus Incarnate' stehen zwei wenig greifbare, etwas ziellose Songs am Anfang - eindeutig nicht die besten Kompositionen auf dem fünften WRETCHED-Album. Das Tempo des düsteren, gar nicht mal so brutalen Titelstücks ist nicht besonders hoch, auch wenn irgendwann die Daumenschrauben in Form von flotter Doublebass und ein paar schneidigen Solo-Einwürfen angezogen werden. Trotzdem plätschert 'Decay' eher vor sich hin, bietet auch keine offensichtlichen Hooks, die anschließend auch dem flotteren 'Malus Incarnate' abgehen. Hier treffen dissonante Riffs auf ein Wechselgewitter zwischen schnellen Schlagzeugsalven und doomig verschleppten Gitarren. Das Geschrei Billy Powers' und der scharfe Sound umrahmen eine morbide Grundstimmung, die dem Album gut steht, für sich genommen aber nicht ausreicht, um tiefere Faszination zu wecken.
Mit den folgenden drei Stücken wird es anschließend emotional packender: 'The Royal Body' ist ein amtlicher Headbanger mit tragischen Melodieeinwürfen, 'The Crimson Sky' eine im Halftime groovende Death-Hymne im Kleinformat, 'Radiance' eine furiose Reise von grimmigem Gemetzel hin zu epischen Melodiebögen. Kompositorisch bleibt WRETCHED schwer greifbar, aber hier bieten sich zumindest klarere Anknüpfungspunkte.
Zur Albummitte wird es besonders schwierig: Erst setzen uns die fünf Herren mit 'Clairvoyance' ein folkig-düsteres Akustikstück im beschwingten Dreivierteltakt vor - durchaus faszinierend, aber auch so ungewöhnlich im Albumkontext, dass man in erster Linie mit Kopfkratzen beschäftigt ist. Danach gibt es mit 'The Mortal Line' gut dreiminütiges Elfengesäusel, ehe wir auf den großen Brocken von "Decay" stoßen: 'Behind The Glass', ein 16-minütiges Instrumental, mit Epik-Metal-Elementen, Western-Sounds und Thrash-Metal-Riffs, zunächst im Wechsel, später gar in Kombination. Ja, das kann man sich fasziniert anhören, aber für meinen Geschmack genehmigt sich die Band an dieser Stelle etwas zu viel künstlerische Freiheit. Nicht wenige werden das Teil entweder skippen oder die Platte hier abbrechen. Dabei warten ja noch vier Songs darauf, exhumiert zu werden. Und das crustig-wilde 'Lights', die schwermetallisch headbangtaugliche 'Golden Tide', das erneut tragisch-hymnische 'Blackout' und der deathig-folkige 'Golden Skyway' als Abschluss sind tatsächlich nicht die schlechtesten Argumente, die WRETCHED noch im Köcher hat.
Was lässt sich unterm Strich festhalten? Da stehen am Anfang zwei schwache Kompositionen, in der Albummitte gibt es einen zeitlich dominanten Durchhänger, daneben aber ein gutes Dutzend durchaus interessante, abwechslungsreiche Progressive-Death-Metal-Vertreter, die ihren Reiz haben und zum Eintauchen einladen. Folglich ein unterm Strich ordentliches Album, das leider an zu vielen Stellen Anlass zum Abschalten bietet.
Anspieltipps: Radiance, Blackout, The Crimson Sky
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause