VREID - Welcome Farewell
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2013
Mehr über Vreid
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Indie Recordings (Edel)
- Release:
- 22.02.2013
- The Ramble
- Way Of The Serpent
- The Devil's Hand
- Welcome Farewell
- The Reap
- Sights Of Old
- Black Waves
- At The Brook
Weiterhin eine absolute Referenzband des Nordland-Stahls!
Wie die Zeit vergeht! Ziemlich genau zwei Jahre ist es nun auch schon wieder her, dass ich VREIDs "V" mit den vollen zehn Punkten attestiert habe, dass es die Band nun endlich an die Speerspitze des nordischen Metals katapultiert hat. Dazu stehe ich nach wie vor, denn fraglos war es für mich seinerzeit eine echte Sensation wie zwingend sich die Band hier in Sachen Songwriting und Produktion als Meister der grimmigen, kalten Nordland-Epik präsentierte, ohne dabei in Stereotype zu verfallen oder Altbekanntes aufzuwärmen. Ja, "V" hatte sogar eine dezent progressive Note, ohne dabei die schwarzmetallische Aura einzubüßen.
Die Messlatte liegt für das neue Album "Welcome Farewell" also verdammt hoch, und ich gebe zu, dass ich gewisse Zweifel hegte, ob die ehemaligen Weggefährten des viel zu früh verstorbenen Valfar es schaffen würden, an dieses Meisterwerk anzuknüpfen. Nun läuft die Scheibe jedoch bereits seit einigen Wochen regelmäßig und ich muss sagen, dass der Band auf jeden Fall schon einmal viel Respekt dafür gebührt, dass sie mit dem neuen Album gerade nicht versucht, das Erfolgsrezept des Vorgängers zu kopieren oder sich in sonstiger Weise selbst zu wiederholen.
Das neue Album ist weniger kalt, schroff und monumental als der Vorgänger, es schielt deutlich weniger in Richtung der IMMORTAL-Klientel, die allerdings an Sture Dingsøyrs knurrendem Gesang nach wie vor ihre helle Freude haben dürfte. Musikalisch geht es aber auch nicht zurück in Richtung der Black'n'Roll-Vergangenheit der Band. Die Produktion ist erdiger und wärmer geworden, was das Album vom Opener 'The Ramble' an auszeichnet. Außerdem gibt sich die Truppe sehr melodisch, spielfreudig und im Bereich der Leadgitarren durchaus auch verspielt, was gerade den Soli im letzten Drittel zu 'Way Of The Serpent' sehr gut zu Gesicht steht.
Ebenso bestechend wie mitreißend sind die knackigen Riffs, die mich stellenweise ein ganz kleines bisschen an ICED EARTH zu "Night Of The Stormrider"-Zeiten erinnern, und das mächtig drückende Schlagwerk beim flotten 'The Devil's Hand'. Auch der Stimmungs- und Tempowechsel im Mittelteil ist großartig und wird einmal mehr von einem spannenden und passenden Solo veredelt, das in einen doomig walzenden Part mündet, vor das Galopp-Riffing wieder losgeht. Das Titelstück präsentiert sich relativ episch mit fein singenden Leads, gezupften Passagen und tollen Soli, die von unkonventioneller Rhythmik im Schlagwerk begleitet werden. 'The Reap' hat eine folkige Note, 'Sights Of Old' glänzt mit Thrash-Riffing, hartem Rhythmus und feinen Breaks, während 'Black Waves' von einem ur-klassichen Black-Metal-Riff lebt, aber dann mit leicht "angegothten" Gesangspassagen um die Ecke kommt - ein spannendes Experiment!
Da sich die Band keinerlei Ausreißer nach unten gestattet und mit dem nochmals sehr epischen Rausschmeißer 'At The Brook' und seinen tollen Gitarrenmelodien ein weiteres Highlight setzt, bleibt die Feststellung, dass die eingangs erwähnte Messlatte nicht gerissen wurde. Sie wurde vielleicht etwas knapper genommen als beim letzten Mal, weil die Erwartungshaltung etwas höher und damit auch der Überraschungseffekt kleiner war. Aber, und da beißt die Maus keinen Faden ab, die Band bekräftigt ihren Anspruch, auf ihrem stilistischen Feld zu den absolut Besten zu gehören. "Welcome Farewell" ist eine begeisternde sechste Episode aus dem Leben einer aus tragischen Umständen geborenen Band, die zudem mit einem wunderschönen Artwork versehen wurde und damit keinerlei Wünsche offen lässt.
Mehr zu diesem Album:
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle