VANGUARDIAN - III: Inhumanity
Mehr über Vanguardian
- Genre:
- Modern Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 22.10.2025
- Gathering Momentum
- Peripherals
- ...In Humanity
- LI-2 XA-1
- Dead Space
- Lost In Endeavour
- Demolition Hour
- Electric Sorrow
- Inner Sanctum
Sehr viel Heavyness, aber recht wenig Kontrolle.
Nach zwei EPs fühlen sich die Musiker von VANGUARDIAN für ihren ersten Release auf der Langstrecke bereit, müsen sich diesmal aber noch konkreter damit beschäftigen, die Vielzahl der extremen Ausdrucksformen unter einen Hut zu bekommen. Denn unterm Strich passiert auf "III: Inhumanity" zwar eine ganze Menge, de facto wiegt die stilistische Heterogenität aber diesmal noch schwerer. Fragt sich also, wie die Finnen diese Herausforderung lösen.
Nun, anfangs setzt man noch auf typische Modern-Metal-Charakteristika: Brachiale Grooves, vereinzelte Core-Elemente, heftigstes Gebrüll und Gewitter-Drumming zeichnen die Szenerie und geben zunächst eine ganz anständige Figur ab. Die Band versteht ihr Handwerk und ist auch an den Instrumenten versiert, die Vocals sind recht variabel und beherrschen Growls und Screams in allen Tonlagen, zudem scheppert es auch ganz ordentlich aus der Box, weil sich VANGUARDIAN erneut eine ziemlich fette Produktion hat zurechtzimmern lassen.
Je weiter die Platte fortschreitet, desto variantenreicher wird es dann auch: Deathcore, Grind, Crossover, manchmal auch ein bisschen Modern-Thrash: Ja, die Band ist zur umfassenden Klaviatur imstande und präsentiert diese auch mit breiter Brust, verzettelt sich gelegentlich jedoch in den unnötig komplexen Arrangements und rast von einem Extrem zum nächsten, ohne dabei Punkt und Komma zu setzen. Das hat anfangs noch eine gewisse Intensität, bringt aber auch mit sich, dass man den Songs nicht immer in Gänze folgen kann, da man zwangsläufig das Gefühl bekommt, die Kontrolle würde verloren gehen.
Es ist manchmal so, als würden SLIPKNOT und FEAR FACTORY gegen einen Wust aus Death Metal und Neo-Thrash ankämpfen, während ein paar Grindcore-Arrangements eher spontan als gezielt eingeworfen werden. Für eine Weile macht das Spaß, für ein paar längere Augenblicke kann man auch applaudieren, weil VANGUARDIAN technisch auf der Höhe ist, aber ab einem gewissen Punkt wird es dann auch anstrengend, weil die Songideen eine Spur zu konfus gestaktet sind - obwohl genau das in einem Song wie 'Demolition Hour' paradoxerweise das Salz in die Suppe bringt.
"III: Inhumanity" ist eine enorme Challenge, ein ständiger Kampf mit dem musikalischen System, das die Nordeuropäer hier installiert haben, aber nicht durchgehend ein lohnendes Abenteuer, weil die Strukturen nicht immer nachvollziehbar sind. Wem es nicht abgefahren und heavy genug sein kann, der wird sicherlich hellauf begeistert sein. An dieser Stelle reicht es bei mir aber nur für einen gedämpften Applaus - denn zum gleichen Preis hätte "III: Inhumanity" auch ein echter Killer sein können. Das Potenzial ist jedenfalls gegeben.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes


