UNSUN - The End Of Life
Mehr über Unsun
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 19.09.2008
- Whispers
- Lost Innocence
- Blinded By Hatred
- Face The Truth
- The Other Side
- Destiny
- Memories
- Bring Me To Heaven
- On The Edge
- Closer To Death
- Indifference
Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie ein erfolgreicher Trend plötzlich eine Lawine lostritt und dabei unendlich viele gleich geartete Bands hervorbringt. Die polnischen Gothic-Metal-Vertreter UNSUN sind da ein gutes Beispiel, denn die Band um Sängerin Aya und mittlerweile ex-VADER-Gitarrist Mauser wurde erst vor ein paar Jahren gegründet und orientiert sich wahrscheinlich rein zufällig am angesagten Sound, der damals unter anderem mit EVANESCENCE oder WITHIN TEMPTATION salonfähig wurde. Mit "The End Of Life" konnte das Quartett immerhin einen weltweiten Deal mit Century Media ergattern, was wiederum auch zeigt, dass die Industrie es noch immer versteht, eine Kuh auch wirklich bis auf den allerletzten Tropfen zu melken.
Melancholische Düsternis, kantige Riffs, atmosphärische Songstrukturen und ein leidenschaftlicher Gesang sind grundsätzlich Zutaten, die jeder Musik sehr gut stehen. Doch lässt das Debütalbum der Polen die genannten Attribute leider viel zu selten aufblitzen und wirkt dagegen streckenweise einfach zu konstruiert und kalkuliert. Es gibt die obligatorisch krachenden Riffs zu Beginn eines Songs ('On The Edge', 'Lost Innocence'), die mit vielen Samples und Loops unterlegten ruhigen Strophen ('Destiny') und bombastischen Refrains ('Bring Me To Heaven', 'The Other Side'); alles gerne auch mal nur mit Klavier ('Face The Truth') oder Akustikgitarre ('Memories'). Das Problem ist nur, dass sie hier größtenteils auf Standards zurückgreifen und man wirkliche Überraschungsmomente eher selten während der vierzig Minuten findet. Den größten Unterschied gegenüber Genre-Kollegen stellt zumindest Gitarrist Mauser mit seinem tiefen Riffing und den zahlreichen Metal-Soli dar, die spielerisch und soundtechnisch recht hart aus den Boxen brettern. Grundsätzlich lobenswert, nur wirken sie im Gesamtkontext fast schon etwas deplatziert und befremdlich. Das will im vorliegenden Fall also (noch) nicht richtig harmonieren.
Im Fokus steht natürlich wie immer der Gesang. Sängerin Aya bewegt sich durchgehend in genretypisch hohen Tonlagen und thront dabei mit einer recht linearen und klaren Stimmer über allem. Technisch keinesfalls schlecht, fehlt mir jedoch die Tiefe, das Feuer und die viel zitierte Leidenschaft. Er berührt mich einfach nicht. Während sie in den Strophen noch einige wenige Akzente zu setzen weiß ('Lost Innocence', 'Destiny'), bleibt sie in den meisten Refrains eher blass. Somit fehlen natürlich die großen Melodien, was wiederum auf Kosten der Langzeitwirkung geht. Hier müsste man noch ein wenig nachbessern.
Alle Genrefreunde, die auch mit Stangenware kein größeres Problem haben, können hier gerne mal antesten. Ob sich Mauser mit seinem Ausstieg bei VADER einen kommerziell großen Gefallen getan hat, darf ich jedoch zumindest auf Grund der Debüt-Scheibe "The End Of Life" eher bezweifeln.
Anspieltipps: On The Edge, The Other Side, Destiny
- Redakteur:
- Chris Staubach