UNSUN - Clinic of Dolls
Mehr über Unsun
- Genre:
- Gothic Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Mystic Production
- Release:
- 22.10.2010
- The Lost Way
- Clinic For Dolls
- Time
- Mockers
- Not Enough
- The Last Tear
- Home
- Ceased
- A Single Touch
- Why
Radiotauglicher, gotischer Metal aus Polen.
Während der in Leder gekleidete Frontkreischer lange Zeit der unbeugsame Standard im Metal war, eroberten in den vergangenen Jahren weibliche Frontsängerinnen immer mehr die Bühnen der Festivals. Eine davon ist die polnische Band UNSUN. Irgendwo zwischen Gothic, Rock und Metal ist das Projekt angesiedelt, das überraschenderweise vom Ex-Gitarristen Maurycy Stefanovicz der polnischen Death-Veteranen VADER gegründet wurde.
Alleinstellungsmerkmal der Band ist zweifelsohne die Sängerin Aya, die mit klarem, melodischem Gesang auch im Sound das dominierende Element ist. Die Gesangslinien sind radiotauglich und rockig, etwa vergleichbar mit den neueren WITHIN TEMPTATION und (oh graus!) AVRIL LAVIGNE oder P!NK. Untenrum bollert es dann aber doch noch gewaltig metallisch. Ein Riff jagt das andere. Dabei sind die Gitarren, wohl um für den hohen Gesang Platz zu schaffen, extrem tief und zeitweise undifferenziert. Das tut dem Gesamtklang gut und unterstützt den Gesang perfekt, Freunde von guter Gitarrenarbeit kommen aber definitiv nicht auf ihre Kosten. Ebenfalls omnipräsent ist ein flirrendes E-Piano, das mit seinen Arpeggios stark an Tuomas' Spiel auf den früheren NIGHTWISH-Alben erinnert. Ansonsten sind die Keyboards recht dezent, allenfalls ab und an ein Synth-Zwischenspiel oder ein dezentes Pad.
Nachdem der Opener 'The Lost Way' zwar recht gut groovt, aber nicht so recht ins Ohr will, bietet der Titeltrack 'A Clinic For Dolls' einen recht melodischen und hymnischen Refrain. 'Time' erinnert mit einem Groove im Mid-Tempo stark an WITHIN TEMPTATION und ist zumindest im Refrain sehr gelungen und definitiv ein Anspieltipp. 'Mockers' ist recht breaklastig und lässt zumindest in den Gitarren die Freunde des gefälligen Cores aufhören. Schön, ein bisschen kitschig, melodisch und eingängig ist die Ballade 'The Last Tear', der es als einziger Song auf dem Album gelingt, Dynamik und Spannung aufzubauen. 'I Ceased' ist einer der schnelleren Songs, bleibt aber technisch dennoch sehr unspannend. Dafür gibt es aber wieder einen Ohrwurm als Refrain. 'Why' schließt das Album - und das sogar mit dem wohl einzigen progressiven Riff des Albums.
Man bekommt bei UNSUN genau das, was man erwartet: Eingängigen Gothic-Metal, der direkt ins Ohr geht, radiotauglich ist, auf MTV laufen wird und seine Fans eher unter den jüngeren Hörern finden wird. Demnach schlägt UNSUN in ähnlichen Gefilden seine Zelte auf, wo sich auch schon INDICA platziert haben. Das mag alles Sinn machen und vielen Hörern mit einem auf den Gesang zentrierten Fokus gefallen. Die werden das Album dann abhängig vom MTV-Faktor und unabhängig vom technischen Anspruch ohnehin kaufen. Wer aber Originalität, Progressivität und anspruchsvolles Gitarrenspiel möchte, sollte das Album allenfalls als Geburtstagsgeschenk für die kleine Schwester in Erwägung ziehen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Markus Herhoffer