UHRILEHTO - Ihmisvihan Eliitti
Mehr über Uhrilehto
- Genre:
- Black-/Death Metal
- Label:
- Schwarzdorn / Twilight
- Release:
- 02.12.2005
- Marraskuun Kahdeksas
- Henkisesti Sairas
- Kolmen Minuutin Armopala
- Huoranpenikat Ja Huijarikunikaat
- Vitutuksen Viitoittama Vuosikymmen
- Korpimetsän Perkele
- Dasaroin Ja Taltoin
- Musta Tie Tyhjyyteen
- Amputoitu Yhteiskunta / Maailma Vaila Majoja
Finnland hier, Finnland da. Seitdem das skandinavische Land im PISA-Test abgesahnt hat, ist es das liebste Beispiel-Kind der Bildungspolitik - und nebenbei scheint noch jeder Finne in einer Band zu spielen. UHRILEHTO sind das nächste Projekt aus finnischen Landen und präsentieren mit "Ihmisvihan Eliitti" einen typisch unaussprechlichen Albumtitel. Es ist die mittlerweile vierte Scheibe der Combo - und ein vielseitiger Kracher, der zeigt, zu welchen innovativen Großtaten die Szene dort trotz des übergroßen Hypes noch fähig ist.
Im Prinzip spielen UHRILETHO in den 44 Minuten von "Ihmisvihan Eliitti" melodischen Black- und Death Metal. Doch täuscht der erste Eindruck, denn die Jungs sind noch viel mehr: Progressive Klang-Experimentatoren, bis der Flitzefinger an der Gitarre zu brechen droht - auch wenn das klischeebehaftete Cover kaum auf einen genialen Geist schließen lässt. So bietet die Scheibe einen Querschnitt fast durch die gesamte Stilistik des modernen Metals: Ob leichte Nu-Metal-Anleihen und jazzige Parts bei 'Kolmen Minuutin Armopala', ein fetziges Orgel-Solo samt doomigen Gitarren im ansonsten rasenden 'Vitutuksen Viitoittarna Vuosikymmen' oder berstender Black Metal der frostigen Art gepaart mit krassen Ami-Death-Riffs bei 'Huoranpenikat Ja Huijarikuninkaat' - in nahezu jedem Song überraschen die vier Jungs von UHRILETHO mit erfrischenden Interpretationen bekannter Stilmittel. Der eigentliche Fluss in den Songs geht trotz der Masse an Elementen kaum verloren, im Endeffekt erscheinen die Stücke nach ein paar Durchläufen homogen, treffsicher und nachvollziehbar. Dazu kommt, dass Sänger Nidhogg ein gar fürstliches Kreischorgan besitzt, er aber auch steinzerbröselnd tief growlen und bardengleich klar singen kann - besonders die Stimmband-Zerreiß-Orgie 'Amputoitu Yhteiskunta / Maailma Vaila Majoja' setzt Maßstäbe in Sachen entsetzliche Verzweiflungsschreie. So leben Stücke wie 'Korpimetsän Perkele' von ihrer dichten Atmosphäre, die zusammen mit der filigranen Gitarrentechnik und dem druckvollen Sound irre intensiv aus den Boxen klatscht, die Synapsen in Schwingung versetzt und das Denken jenseits von Hochgeschwindigkeitsgebolze der Sorte 'Musta Tie Tyhjyyteen' vernebelt.
Mit all diesen Finessen bleibt nur die Gratulation an UHRILEHTO, die mit "Ihmisvihan Eliitti" ein reifes Werk skandinavischer Extremkunst aufgenommen haben. Es verbindet (Melodie-)Gefühl und (Riff-)Härte gekonnt miteinander, wird auch nach dem zwanzigsten Mal noch nicht langweilig und lässt auf viel weitere Sternstunden in der nächsten Zukunft des finnischen Quartetts hoffen. Zwar mag es Leute geben, denen die ganze Musik auf Dauer zu anstrengend ist, doch sind wir einmal ehrlich: Anspruchsvoller Metal ist eben kein Kindergeburtstag, sondern im besten Fall wie bei UHRILEHTO kreatives Futter für die Sinne. Wer das nicht begreift, hört weiter Mainstream-Pop.
Anspieltipps: Musta Tie Tyhjyyteen, Huoranpenikat Ja Huijarikuninkaat, Kolmen Minuutin Armopala
- Redakteur:
- Henri Kramer