TUATHA DE DANANN - In Nomine Éireann
Mehr über Tuatha De Danann
- Genre:
- Celtic Metal / Folk Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Sound City Records
- Release:
- 18.12.2020
- Nick Gwerk's Jigs
- Molly Maguires
- Guns And Pikes
- Moytura
- The Calling
- The Wind That Shakes The Barley
- Newry Highwayman
- The Masters Reels
- The Devil Drink Cider
- The Dream One Dreamt
- King
Eine Irland-Rundreise mit Kurskorrektur...
Irgendwie ist es schon ein bisschen schade, dass die Brasilianer von TUATHA DE DANNAN immer noch zu einem absoluten Geheimtipp in der Szene gehören, aber andere Bands mit Flöten und Geigen kommerziell durch die Decke gehen. Damit teilen sie das gleiche Schicksal wie die Kollegen von SKYCLAD, welche auf dem letzten WACKEN-Auftritt zu unchristlicher Zeit vor knapp 50 Leuten spielen mussten. Doch woran liegt das genau?
Ihre Interpretation von Irish-Folk und die gleichzeitige Verzahnung mit Metal war schon immer etwas rauer, obskurer und kerniger um bei der großen Masse zu punkten. "An Acquired Taste" eben. Während sich SKYCLAD ab den frühen 2000ern dann dem eingängigeren Klang der Irish Pub-Klientel zuwand (ohne entsprechende Erfolgssteigerung), blieb TUATHA DE DANNAN die letzten Jahre weiterhin very british. Logische Konsequenz waren somit auch Gastbeiträge des ehemaligen SKYCLAD-Frontmannes Martin Walkyier und eine konsequente Weiterführung des bekannten Klangkosmos.
Doch anscheinend soll sich dies mit Album Nummer fünf nun ändern, denn die Band hat es auf jede verdammte St. Patrick's Day-Playlist in 2021 abgesehen und dafür sind alle Mittel erlaubt. "In Nomine Éireann" ist quasi ein Loblied auf das irische Liedgut geworden und bietet, neben einer Wagenladung an Gastmusikern, neun traditionelle irische Songs, welche alle Parameter für eine grüngefärbte Kompilation erfüllen.
Das Rückenmark bilden vier instrumentale Stücke, welche sich Reel und Jig auf die traditionellen Herangehensweisen aufteilen. Hier punktet die Band insbesondere durch den Einsatz von echten traditionellen Instrumenten (Banjo, Whistle, Uilleann Pipe, Bodhran usw.) und dem Gespür für tolle Melodien mit der notwendigen Abwechslung im Songverlauf. Das ist wirklich klasse Qualität. Wer sich z.B. bei 'Nick Gwerk's Jig' beschwert, dass das Albumintro anscheinend nicht enden will, hat das grundsätzliche Konzept der Platte nicht wirklich verstanden.
Ein anderer Bestandteil der Scheibe sind die typischen Coverversionen, wo der Charme eher in der härteren Ausrichtung liegt, als man es sonst gewohnt wäre. Der Evergreen 'Molly Maguires' mit Unterstützung vom CRUACHAN-Fronter Keith Fay hat ordentlich Drive und ist mit Sicherheit die beste Ausbeute, während 'The Wind Shake the Barley’ nicht mal Ansatzweise mit Versionen von DEAD CAN DANCE oder LORRENA McKENNITT mithalten kann. Wer allerdings auch METALLICA für 'Whiskey in the Jar' feiert, wird auch hier Metal-Elemente mit höherer Qualität gleichsetzen.
Ebenfalls typisch für eine Irland-Rundschau sind dann noch traditionelle Melodien, welche mit einem individuellen Text ausgestattet werden. Einen Irish Stew kann man ja auch immer wieder aufkochen und er schmeckt. Leider funktioniert das bei TUATHA DE DANNAN nur bedingt. 'Guns and Pikes' basiert auf auf der alten 'Napoleon (Crossing the Alp)' Tonfolge und wurde schon von den HIGH KINGS mit dem feierlichen 'Irish Pub Song' und den DUBLINERS mit 'Hot Asphalts' deutlich stärker zelebriert. Des Weiteren ist auch die große Abwechslung am Gesang ein zweischneidiges Schwert, da sie einerseits die Vielseitigkeit des Albums fördert, aber auf der anderen Seite auch die Homogenität und das Klangbild des gesamten Albums stärker in Richtung Sampler drückt als es sinnvoll wäre.
Doch das klingt jetzt vermutlich schlechter als es wirklich ist. Immerhin gibt es neben den instrumentalen Beiträgen mit dem richtig starken 'The Calling' und dem herrlich frischen Party-Song 'The Devil Drink Cider' auch weitere tolle Momente. Man sollte eben nur hinterfragen, ob man von all diesen Songs weitere Versionen braucht und ob man es gutheißt, dass sich eine einst so individuelle Truppe mit fantastischen Songs wie z.B. 'Rhymes Against Humanity' in Richtung FIDDLER'S GREEN und Co. entwickelt.
Das wäre dann tatsächlich schade.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal