TREASURE SEEKER - A Tribute To The Past (Re-Release)
Mehr über Treasure Seeker
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Ulterium Records
- Release:
- 19.04.2024
- A Tribute To The Past
- Too Late For Living
- To Hell With The Devil
- Flames Of Fire
- Out Of The Darkness
- Silent Screams
- Rebels Of Jesus Christ
- Warrior Of Light
- Heroes
- Meet Again
Ein Juwel des White Metal!
Ja, es gibt schon eine Rezension zu diesem Re-Release, und da ist die Musik sachlich auch gut beschrieben worden von unserem Björn. Trotzdem möchte ich gerne ein paar weitere Zeilen zu "A Tribute To The Past" schreiben, der einzigen Veröffentlichun von TREASURE SEEKER. Warum? Zum einen bedeutet mir die Scheibe sehr viel, wovon ich gleich noch erzählen werden. Zum anderen fehlen in der Rezension von Björn ein paar zentrale Informationen, die ich hiermit gerne nachreichen möchte. Das schöne Artwork von Enrique Nieto möchte ich gerne hervorheben - er war auch mehrfach für SEVENTH AVENUE tätig.
Bevor ich jetzt mit Namedropping komme, möchte ich gerne erzählen, warum ich diese Scheibe seit 21 Jahren suche. 2003, ich war gerade 15 geworden, durfte ich das erste Mal in meinem Leben auf ein Festival. Ich war beim "Freakstock" in Gotha - dem jährlichen Festival der Jesus Freaks. Christlicher Alternative, HipHop und Metal liefen vier Tage durch, eine vierstellige Zahl an Menschen feierte - und hörte vormittags Predigten. Ich durchwanderte dort de facto meine allererste Metal-Börse, denn in verschiedenen Zelten gab es große Mengen an christlichen Hard-Rock- und Metal-CDs. Da mein Budget arg begrenzt war, nahm ich nur ein paar CDs mit (unter anderem "Rising Out Of The Ashes" von WARLORD am Stand der Stephan's Buchhandlung). Aber ich holte mir auch viel Inspiration, hatte zum ersten Mal eine STRYPER-Scheibe in der Hand, bewunderte das Artwork von "Eyes Of Eternity", der damals aktuellen Scheibe von ROB ROCK (die später für mich sehr prägend wurde) - und bekam irgendwo ein Fanzine in die Hand gedrückt, das aus den späten Neunzigern stammte. Was heute wenig faszinierend wäre, war damals für mich eine unglaubliche Fundgrube. Ich hatte plötzlich Informationen über White Metal aus den Achtzigern in der Hand, zudem ein Interview mit meinen Favoriten NARNIA! Eine Story, die mich total faszinierte, berichtete über eine Gruppe von Deutschen, die klassische Achtziger-Hits des White Metal coverte. Dazu gab es einen Abdruck des Cover-Artworks und ein paar Informationen. Ich wusste: Diese Scheibe muss ich haben! Aber ich fand sie nie... bis 2024 Ulterium Records ein Einsehen hatte und uns diesen Re-Release bescherte! Wohl kaum ein anderes Album habe ich also so lange gesucht wie dieses.
Ich hatte euch aber auch ein Namedropping versprochen, denn hier sind wirklich hochklassige Musiker am Start! Hauptverantwortlich war Bassist und Prodzent William Hieb, der auf den ersten drei Alben von SEVENTH AVENUE spielte und mit "Way To Paradise" von THE PREACHERS ein weiteres Kleinod des White Metal einspielte, das ich gerne mal in der Hand halten würde. William kratzte die Band zusammen, und dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung. Der heute prominenteste Musiker der Truppe ist fraglos Andy Gutjahr. Der ursprüngliche LIGHTMARE-Gitarrist ("The Fool" - noch so ein White Metal Scheibchen, das endlich wiederveröffentlicht werden sollte!) ist seit 1998 nämlich fester Bestandteil der deutschen Thrash-Legende TANKARD. Er spielte zudem phasenweise für SEVENTH AVENUE, sowie für die deutschen CREED. Olaf Hayer ist dann ein Weltklasse-Sänger, der aus wirklich phänomenal geschriebenen Songs teils noch mehr herausholt als die Original-Vokalisten. Er war später für DIONYSUS, LUCA TURILLI und ein paar weniger relevante Truppen (LORD BYRON, SYMPHONITY, MAGIC KINGDOM) tätig. Zudem nahm er die Chöre für Bands wie KAMELOT oder RHAPSODY OF FIRE auf. Marc Piras spielte später Gitarre für die deutsche Band TRUST ROCKS (die auch dem White Metal zuzuordnen ist), Schlagwerker Danilo Baldorf war als Drumtech für KEN TAMPLIN aktiv. Für den deutschen White Metal ist das also eine ziemlich großartige Liste an Musikern!
Das beste Namedropping gibt es aber noch: Denn die Songs, allesamt Klassiker des White Metal, stammen ja zu 90% nicht von den Musiker selbst. Der Opener und Titeltrack ist die einzige Eigenkomposition, fügt sich aber nahtlos zwischen den Oldies ein. 'Too Late For Living' stammt vom gleichnamigen SAINT-Album aus dem Jahr 1988 und ist herausragender US Metal. 'To Hell With The Devil' ist die vielleicht bekannteste STRYPER-Hymne und war 1986 ein veritabler Erfolg. 'Flames Of Fire' stammt von den Schweden LEVICITUS und erschien 1987 auf "Setting Fire To The Earth". 'Out Of The Darkness', der vielleicht beste BLOODGOOD-Song, ist der Titeltrack ihres vierten Albums von 1989. 'Silence Screams' stammt von REZ (auch bekannt als RESURRECTION BAND), der Band um den christlichen Rock-Pionier Glenn Kaiser. 1988 war ihr Hard Rock ziemlich metallisch geworden, und so passt auch dieser Song hervorragend auf das Album. 'Rebels Of Jesus Christ" erschien auf dem Kultalbum "Dancing On The Head Of The Serpent" von den Schweden JERUSALEM - ein Must-Have-Album für alle White-Metal-Fans! Richtig obskur wird es mit 'Warrior Of Light' von FORCE 3 - dieses britische Achtziger-Juwel fehlt in meiner Sammlung. 'Heroes' von BRIDE findet sich auf dem "Live To Die"-Album von 1988. Sicher eine der ganz großen White-Metal-Bands - es gibt bei uns auch einige Rezensionen zu ihren Werken. Zum Abschluss wird uns 'Meet Again' serviert - ein Song aus "good ol' Germany", nämlich von "unseren" CREED. "The Sign Of Victory" wurde ja auch leider noch nie neu aufgelegt, aber hier merkt man wieder, dass es überfällig ist!
Was bleibt noch zu sagen? Die Liner Notes machen diesen Re-Release absolut kaufenswert - auch für alle, die das Original bereits besitzen! Neben ganzseitigen Texten der beteiligten Musiker (man erfährt zum Beispiel, dass Luca Turilli Olaf Hayer aufgrund seiner Gesangsleistung auf diesem Album kontaktierte!) gibt es Kommentare von Original-Musikern, zum Beispiel Josh Kramer (SAINT), Les Carlsen (BLOODGOOD), Glenn Kaiser (REZ) oder Dale Thompson (BRIDE) - sowie vom Metal-Pastor schlechthin, Bob Beeman, und von Doug van Pelt vom HM Magazin. Super spannend! Dann auch noch zu lesen, dass es eine zweite Scheibe geben soll, macht mich enorm glücklich!
Ach ja: Es gibt durch die Bank hochklassigen Achtziger-Metal mit einer Weltklasse-Produktion! Instrumental ist alles im grünen Bereich, teils werden die Original-Arrangements etwas aufgemotzt, aber alles geschieht mit extrem hohem Respekt vor den Klassikern. Man kann die Scheibe also auch wie Björn hören und ein herausragendes traditionalistisches Metal-Album der späten Neunziger hören. Für mich (und viele White-Metal-Maniacs) ist das Album aber so viel mehr!
Anspieltipps: Too Late For Living, Out Of The Darkness
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer