TOMORROWS EVE - The Unexpected World
Mehr über Tomorrows Eve
- Genre:
- Prog
- Intro
- Success
- Voyager
- Outside
- Silent Dream
- Changes
- Descent Into Insanity
- Conflict
- The Unexpected World
Es gibt wohl in der Musikbranche nichts schwierigeres, als als Prog-Newcomer den kritischen Ohren der Presse und dem Publikum zu unterliegen. Man steht zwangsläufig im Schatten der übermächtigen DREAM THEATER, FATES WARNING oder QUEENSRYCHE, wird trotzdem mit diesen Bands verglichen, muss innovative Ideen bringen und das Allerschwierigste: Man muss die Gratwanderung zwischen gefühlskaltem Gefrickel und leichtverdaulichen Songs schaffen. Ein schwieriges Vorhaben, an dem bisher die meisten gescheitert sind.
Die Deutschen TOMORROWS EVE versuchten sich trotzdem daran und was soll ich sagen ? Ich bin begeistert ! Mit "The Unexpected World" haben sie vollkommen unerwartet ein klasse Album hingelegt, mit dem sie bereits jetzt problemlos die Outputs von VANDEN PLAS und Konsorten an die Wand spielen. Die 50 Minuten Spielzeit vergehen wie im Fluge, TOMORROWS EVE glänzen durch Einfallsreichtum und Musik, in der man aufgehen und die Welt um sich vergessen kann. Kein einziger Ausrutscher ist auf "The Unexpected World" auszumachen, das einzigste was ich vermisst hatte war ein ausgedehntes Instrumentalstück, aber man kann ja nicht alles haben (aber das nächste Mal baut ihr bitte eins mit ein, ok Jungs ?).
Als angemessen repräsentativ möchte ich hier das Stück "Voyager" hervorheben. Dieses kleine Meisterwerk kann man ohne weiteres als logische Verbindung zwischen QUEENSRYCHE und DREAM THEATER ansehen. Textlich wird hier einiges an Visionen einer wenig wünschenswerten Zukunft geboten, wobei der Zusammenhang zu unserer heutigen Welt immer bestehen bleibt. Musikalisch hätte "Voyager" ohne Probleme auf DREAM THEATER's "Scenes From A Memory" stehen können. Einfallsreichtum, Abwechslung pur, verschiedenste Songstrukturen (das Material hätte ohne weiteres für drei geschlossene Songs gereicht) und ein teils bedrohlich, teils ängstlich wirkender Gesang, der perfekt im Einklang mit den Lyrics steht sprechen für sich. Ähnlich aufgebaut sind auch die Stücke "Changes" und "Descent Into Insanity". Mit einer durchschnittlichen Spielzeit von knapp 10 Minuten wird hier einiges aufgefahren, was zwar rhythmisch nicht immer klar nachvollziehbar ist, aber so gehört sich das schließlich für eine anständige Prog-Scheibe.
Hervorzuheben ist auf jeden Fall der Drummer Ralf Gottlieb, der gewisse Parallelen mit Mike Portnoy aufweisst (kleiner Tip: die ständigen Taktwechsel in "Success", besonders während des Anfangsriffs...) Mit "Outside" ist noch die obligatorische Ballade auf CD gepresst worden, die ein klein wenig an SPOCKS BEARD zu erinnern vermag. Als Abschluß wird dem Hörer mit "Conflict" noch ein äußerst MelodicRock-lastiges Stück präsentiert, was den Proggies zwar nicht ganz so gut steht, aber dennoch zu überzeugen vermag. Textlich dreht es sich hierbei um ein Thema, was bevorzugt mit Samthandschuhen angefasst wird: Deutschland, seine Vergangenheit und die Bewältigung derjenigen. An dieser Stelle möchte ich ein paar Zeilen ohne weiteren Kommentar meinerseits zitieren: "Germany, don't you see... dumb spectators are watching you... waiting for a disaster, talking about you... after all..."
Abschliessend lässt sich folgendes sagen: Alldiejenigen, die mit Prog sowieso nie etwas anfangen konnten, sollten auch um TOMORROWS EVE einen Sicherheitsabstand von einigen Metern einhalten. Für jeden Proggie jedoch ist mindestens das Reinhören Pflicht.
Anspieltips: Voyager, Success
- Redakteur:
- Christian Debes