SUSPYRE - When Time Fades
Mehr über Suspyre
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Sensory / Alive
- Release:
- 31.10.2008
- Possessions/The Negative
- Evolutions
- Lighted Endrhyme
- Maniac Main Point Check
- Siren (One Last Breath)
- Reign
- Fallen Stars
- A World with No Measures
- The Light of the Fire
- Apparitions
- Let Freedom Ring (The Heart Of It All)
Ein spätes Prog Metal Highlight 2008 mit gutem Sänger und annehmbaren Frickelfaktor.
Aus New Jersey kommen SUSPYRE, die man eigentlich ganz schnell beschreiben kann: man nehme eine gut abgehangene DREAM THEATER-Scheibe, sagen wir "Metroplis, Part II", gebe einen Spritzer THERION aus der aktuellen Phase dazu, schmecke mit etwas "Ten More Tales" von BALANCE OF POWER ab und fülle mit SYMPHONY X "Twilight In Olympus" auf. Klingt gut? Stimmt, tut es auch. Der US-Fünfer zelebriert auf ihrem dritten Album nämlich tatsächlich alles das, was Prog Metal-Fans lieben. Schon zuvor, auf ihrem in Eigenregie aufgenommenen Debüt-Album, das noch deutlich in Richtung Melodic Metal ging, genauso wie auf dem über Nightmare Records veröffentlichten frickeligen Zweitwerk "A Great Divide", machten sie mit gut gemachtem Metal auf sich aufmerksam, aber mit "When Time Fades" dürfte ihnen der Befreiungsschlag gelungen sein.
Allerdings muss man den Ottonormalhörer warnen. Was für den echten Progger ein Genuss ist, dürfte dem traditionellen Metallisten eher als eine Ansammlung von Obskuritäten vorkommen. SUSPYRE geben selbst an, jazzbeeinflusst zu sein, was man mehr als einmal deutlich zu spüren bekommt. Dazu noch klassische Parts und gelegentlich lässig eingeworfene Disharmonien, und schon steht der Headbanger da wie der Ochs vorm Scheunentor und hat nichts zum Rübeschütteln.
Jedoch nicht durchgehend, so ist nämlich der erste Song 'Possessions' ein kraftvoll nach vorne gehender Rocker, der gut einstimmt und locker reingeht. Doch schon mit 'Evolutions' geht es in die Vollen. Und spätestens mit 'Sirens' mit seinen ausladenden Soloeskapaden inklusive einem jazzigen Saxophon-Teil und späteren schwer verdaulichen Fusion-Einschüben weiß man, dass hier auf allerhöchstem Niveau komponiert und die Finger verbogen wurde. Man weiß aber auch, dass dies kein Album zum Nebenbeihören ist. Die Band verlangt vom Hörer, sich mit den Kompositionen auseinanderzusetzen, vielleicht den Kopfhörer abzustauben und die Scheibe zu entdecken. Aber selbst danach werden genug Fragezeichen bleiben, um "When Time Fades" immer und immer wieder einzulegen und die Frickelorgie zu genießen und sich erneut zu wundern, dass diese Aneinanderreihungen von Merkwürdigkeiten und Stilbrüchen dennoch fast immer als Songs durchgehen. Vielleicht abgesehen von dem Ende von 'Reign'. Das verstehe ich wahrscheinlich einfach nicht.
Positiv zu erwähnen ist dabei noch Sänger Clay Barton, der eine sehr angenehme, kraftvolle Stimme hat. Das ist aber auch Voraussetzung für obige Vergleiche und notwendig, um dem instrumentalen Orkan ein bindendes Glied hinzuzufügen. Wenn die Band mal live auftritt, kann man aber davon ausgehen, dass Clay auch locker während des Gigs Autogramme schreiben kann, da er so häufig nicht ans Mikro muss. Da bleiben immer mal wieder einige Minuten, um ein Schwätzchen zu halten. In späteren Songs wird mit den Vocals auch mal experimentiert, so dass Growls ('The Light Of The Fire') und gesprochene Teile ('Apparitions') integriert werden.
Für Progfans ist diese Scheibe ein absolutes Fest. Eine ordentliche Härte lassen SUSPYRE im Metal stehen und mit beiden Händen Einflüsse aus anderen Genres ziehen, soweit die musikalischen Arme reichen, um daraus abgefahrene Collagen zusammenfügen. Im Zuge dessen wird die CD Spielzeit fast ausgereizt, der Progger erhält definitiv Value For Money. Alle anderen sollten möglicherweise mit den ganz oben genannten Bands anfangen und sich langsam an dieses Genre herantasten. Wer mit SUSPYRE einsteigt, könnte einen Kulturschock erleben.
Anspieltipps: Possession, Evolutions, Siren, Reign, The Light Of The Fire, Let Freedom Ring
- Redakteur:
- Frank Jaeger