SOLSTICE (UK) - Clann
Mehr über Solstice (UK)
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Progrock Com's Essentials / Just For Kicks
- Release:
- 25.04.2025
- Firefly
- Life
- Plunk
- Frippa
- Twin Peaks
- Earthsong 2025
Nichts als Wohlklang.
Die britische Prog-Band SOLSTICE wurde vor über 40 Jahren gegründet. Wenn in dieser langen Zeit nicht allzu viele Alben von der Gruppe erschienen sind, liegt das auch daran, dass sie mehrfach wenn eventuell nicht formell aufgelöst, so doch zumindest stillgelegt war. Doch seit 2020 ist das letzte aktive Gründungsmitglied, der Gitarrist Andy Glass, mit neuer Mannschaft wieder aktiver. Das dritte Album der jüngeren Phase ist "Clann", das konzeptionell an seine beiden Vorgänger anschließen soll. Gewidmet ist das Album Familie, Freunden und Weggefährten, also dem Clan (oder Clann) der Bandmitglieder.
Nun gut, eine Progressive-Rock-Formation aus den Achtzigern also. Da dürfte man nicht überrascht sein, dass der Eröffner 'Firefly' mit Neoprog-Keyboards anfängt. Aber damit wird man nur auf eine falsche Fährte gelockt. Bald schon zeigt sich das wahre Wesen von "Clann", eine heitere, leichtfüßige Musik mit deutlichem Folk-Einschlag, die von sanften, weiblichen Stimmen, Gitarren und einer Geige dominiert wird. Beim Stichwort "Geige" wäre der Gedanke an KANSAS jedoch irreführend. Dazu ist das Ganze zu harmonisch und gefällig. Das Coverbild, das die Band mit wallenden Haaren und bunten Klamotten auf einer Blumenwiese im Sonnenschein zeigt, ist sehr aussagefähig. Gäbe es hier nicht die mitunter ausgeklügelte, aber immer unaufgeregte Rhythmusarbeit, könnte man Zweifel hegen, überhaupt ein Prog-Album zu hören. Hinzu kommen einige schöne und entspannte Gitarrensoli.
Die friedlich-freundliche Atmosphäre durchzieht das ganze Album, ohne es dabei eintönig werden zu lassen. Die Instrumente wechseln sich in der Führungsposition ab, wobei - in diesem Kontext sicher überraschend - vereinzelt auch Synthis zu hören sind. Bei 'Life' etwa spielt die erwähnte Geige eine wichtige Rolle, dabei versinkt das Stück keineswegs in Folk-Tranigkeit, sondern weist eine starke Dynamik auf. Sehr auffällig setzt mitten in der CD 'Plunk', dem Gitarre, Bass und Bläser eine klare Funk-Note verpassen, einen eigenen Schwerpunkt. Gegen Ende thront 'Twin Peaks', das in seinen fast 14 Minuten die Zeit hat, verschiedene Aspekte der Musik von SOLSTICE zu präsentieren. Nach einer ruhigen, weitgehend akustischen Einleitung wird das Stück schleichend intensiver, und Andy Glass krönt es mit einem wundervollen Solo. Ein Synthesizer leitet zum gesangsdominierten Finale über, in dem die kunstvoll arrangierten Chöre wie ein weiteres Instrument wirken. Zuletzt gibt es eine Neueinspielung des 'Earthsong'. Da ich das Frühwerk der Band nicht kenne, kann ich keine Vergleiche anstellen. Auch bei einer völlig anderen Entstehungszeit fügt sich die Nummer gut in "Clann" ein. In gesanglicher Hinsicht (und wirklich nur in dieser Hinsicht) fühle ich mich an die CARPENTERS erinnert.
Die Scheibe bietet sicher etwas anderes, als man bei Stichworten wie "Prog" und "Rock" erwartet, aber gute Musik ist gute Musik.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser