SHIELDS (LONDON) - Life In Exile
Mehr über Shields (LONDON)
- Genre:
- Metalcore / Melodic Hardcore
- ∅-Note:
- 4.50
- Label:
- Long Branch Records / SPV
- Release:
- 20.04.2018
- Intimacy
- Black Dog
- In The Grey
- Upside Down
- White Embers
- It's Killing Me
- Delilah
- Love Is Dead
- Mother
- Sibling
- N35.E138
- Aokigahara
Weniger wäre definitiv mehr. Viel mehr!
Bei dem mir vorliegenden Album "Life In Exile" handelt es sich leider nicht um einen neuen Output der Band SHIELDS aus Leeds, die dem Kollegen Freiesleben vor fünf Jahren ekstatische Euphorieausbrüche bescherte. Diese SHIELDS hier kommen aus London, ballern uns mit ihrem Langspieldebüt aber eine beinahe unerträgliche Ladung an überproduziertem Death-, Djent- und Metalcore um die Ohren und disqualifizieren sich damit nachhaltig für ein Publikum mit einem Mindestmaß an Anstand, äh Anspruch.
Für die moderne Core-Szene scheint die Produktionsschraube in Sachen "Fättness" einfach keinen Anschlag zu kennen - und so wummert, tranct und drückt nun auch "Life In Exile" so übermächtig aus den Boxen, dass jegliches Hörvergnügen im Keim erstickt wird. Wenn dann noch wie beim Opener 'Intimacy' auch die längst ausgeleierte Breakdown-Masche von einem Schlag zum nächsten über unerträglich lange und leere Sekunden hinweg ausgedehnt wird, ist es mir schlicht und ergreifend nicht mehr möglich, diese Truppe hier ernst zu nehmen. Im Gegensatz zu ESKIMO CALLBOY oder DESASTERKIDS klingt im Krach der SHIELDS noch nicht einmal so etwas wie Brachialhumor oder spaßige Vorschlaghammerironie an. VEIL OF MAYA heißt offenbar das große Vorbild, und die Londoner wollen unter allen Umständen noch einen draufsetzen auf den technisch-überproduzierten Ami-Sound, verzetteln sich dabei aber in einer uninspirierten Mischung aus Deathcore-Gefriemel, langweiligen Djent-Sounds und trancigen Atmosphäre-Parts. Jedesmal wenn Mr. Edwards von seinem bestialischen und uninspirierten Gebrüll ablässt, geht die Leistungskurve tatsächlich nach oben - Post Hardcore der härteren Sorte scheint SHIELDS eher zu liegen; hier sehe ich den einzigen Ausweg aus der Sackgasse, in welche sich die Briten mit ihrem prolligen EMMURE-Gebolze selbst hineinmanövriert haben. 'In The Grey' ist mit einem stärkeren Schwerpunkt auf Melodie da schon gar kein schlechter Kandidat für die Besserungsanstalt - doch schon beim folgenden 'Upside Down' schlägt wieder hässliches Djent-/Core-Geballer die guten Ansätze in Trümmer.
Möglich, dass den vier Prügelknaben diese Problematik beim Schreibeprozess für "Life In Exile" bewusst wurde, denn im Verlauf des Zwölftrackers nimmt der Melodieanteil tendenziell zu - leider gibt es dann viel durchschnittliches Gedudel, das ganz verlässlich von tonnenschweren Angeber-Breakdowns weggefegt wird. Nee, so nicht, meine Herren. Zu viel Dicke-Lippe-Core-Quark, deutlich zu viel Geprotze in Sachen Sound und Produktion, zu wenig Ausgewogenheit, zu wenig vernünftige Melodieansätze - das hier ging wirklich mal gründlich daneben. Live soll die Truppe ja ordentlich abräumen, und die Auftritte mit VEIL OF MAYA oder ARCHITECTS haben definitiv Spuren im Sound von SHIELDS hinterlassen – doch die Band weiß offensichtlich nicht wohin mit ihrer Energie, und auf "Life In Exile" wird ihr dies zum Verhängnis. Versucht es doch einmal ohne die lächerlichen Downbeats, ohne dieses klangtechnische Angebertum – der Drive und die Gefühlskomponente, die hier anklingen, könnten den nächsten Output qualitativ ganz alleine auf ein ganz anderes Level hieven.
- Note:
- 4.50
- Redakteur:
- Timon Krause