SCHRAT - Schattenwahn
Mehr über Schrat
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Articaz / CMS
- Release:
- 02.09.2011
- Prolog
- Mal der Schande
- Schwarze Brut
- Transzendenz
- Beschwörung...
- Kriegsgericht
- Jenseits der Einsamkeit
- Eruption
- Im Zwielicht-Abgrund
- ...Erbarmungslos
Old-School-Black-Metal zwischen Epik und Langatmigkeit
SCHRAT beherrschen den traditionellen, verrohten, melodischen Black Metal, soviel steht bereits nach dem ersten Durchlauf des neuen Albums "Schattenwahn" fest. Problematisch ist allerdings, dass sich das hiesige Schwarzmetall-Kommando viel zu häufig in langwierigen Arrangements und überzogen epischen Songstrukturen verrennt. Gerade der mittlere Part des Zweitlings ist in Sachen Tempovariation eine ziemliche Geduldsprobe, die in Nummern wie 'Beschwörung...' und 'Kriegsgericht' nicht immer leicht auszuhalten ist. Weniger wäre halt manchmal mehr - diese These hätten SCHRAT auf "Schattenwahn" auf jeden Fall häufiger berücksichtigen sollen.
Dass das Quartett sein Handwerk jedoch eigentlich versteht, beweist die Band im Gros der übrigen Nummern, die sowohl in Sachen Dramaturgie ('...Erbarmungslos'), als auch im Hinblick auf Melodik ('Eruption') und Ruppigkeit ('Schwarze Brut') kaum Wünsche offen lassen. Die Gitarren finden sich im winterlich-klirrenden Sound wieder, die Reminiszenzen an die nordischen Szene-Gottheiten bleiben auf einem angenehm hohen Niveau, die Vocals präsentieren sich auch jederzeit fies und diabolisch, und was das thematische Konzept betrifft, verfolgen SCHRAT ebenfalls eine konsequente Linie, die sich auch trotz der angesprochenen Längen als roter Faden durch die Platte zieht.
Dennoch: Es geschieht unterm Strich zu oft, dass die Band ihre Melodien über das notwendige Maß hinauszieht und den Punkt nicht mehr findet. Auch 'Kriegsgericht' und 'Mal der Schande' wären im kompakteren Design wesentlich finsterer erschienen als die letzten Endes vorgestellten, jeweils siebenminütigen Epen, die hier verewigt wurden - auch wenn hier wenigstens ein bisschen mehr Wert auf mitreißende Dynamik gelegt wird. Aber wenn man sich schließlich immer wieder von Neuem in der geflissentlichen Langatmigkeit der genannten Tracks verrennt und das Thema Variation hinten anstellt, bleiben die tatsächlichen Ambitionen weit hinter der musikalischen Realität zurück. Und das ist bei den unbestrittenen Fähigkeiten der vier Musiker wirklich bedauerlich.
"Schattenwahn" hat ergo seine Momente, hängt aber zwischenzeitlich auch stark durch. Mehr auf den Punkt komponiert wäre hier nämlich ein Meisterwerk möglich gewesen.
Anspieltipps: Eruption, ...Erbarmungslos
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Björn Backes