ROBERGE, JACOB - The Passing
Mehr über Roberge, Jacob
- Genre:
- Progressive Rock / Melodic Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion / Just For Kicks
- Release:
- 23.05.2025
- The Long Way Home
- Emptry Traces, Pt. 1
- Garden Of Souls
- Petrichor
- Empty Traces, Pt. 2
- The Passing
Ambitioniertes, wunderschönes Erstlingswerk.
Ohne dem kanadischen Musiker zu nahe treten zu wollen, ist Jacob Roberge eigentlich noch ein ziemlicher Grünschnabel, der sich seine Sporen in der progressiven Rockszene erst noch erarbeiten muss - zumindest lautet so die Betrachtungsweise vor dem ersten Durchgang von "The Passing". Hat man sich dann aber in den melodischen Welten des Multiinstrumentalisten aus Québec City erst einmal eingefunden, will man gar nicht glauben, dass dieser junge Kerl ganz alleine für die Songs und die Umsetzung dieses hervorragenden Debüts verantwortlich sein soll, immerhin hat Roberge sich bis dato noch nirgends wirklich in Szene setzen können.
Nun könnte man vorausschieben, dass der gewiefte Songschreiber an manchen Stellen seines durchaus emotionalen neuen Silberlings ein bisschen dick aufträgt und gelegentlich auch etwas pathetisch vorgeht, wenn die Songs etwas seichter sind, doch diesen Umstand kontert er sogleich wieder mit formidablen Widerhaken, unglaublich tollen Harmonien und so vielen kleinen versteckten Details innerhalb der sechs neuen Stücke, dass man hier problemlos verzeihen mag, wenn es doch mal etwas schwülstiger zugeht. Andererseits verleiht Roberge seinen Songs auch etwas sehr Melancholisches, schafft einen durchgängig nachdenklichen, manchmal gar traurigen Charakter, der sich prima in Stücken wie 'Petrichor' und 'Garden Of Souls' abbilden lässt - wunderschöne, butterweiche Melodien inklusive.
Doch die wahren Sternstunden lauern an anderer Stelle, namentlich im zweiteiligen 'Empty Traces'-Epos sowie im 32(!)-minütigen Titelstück, in dem der Kanadier in vielen kurzen Episoden unter Beweis stellen kann, dass er den Herausforderungen der progressiven Tonkunst allemal gewachsen ist. Zwar gibt es hier genauso wenig wie in den übrigen Kompositionen eine üppige Instrumentalschlacht, allerdings eine Fülle von bewegten Stimmungswechseln, wunderbares Storytelling und zuletzt einmal mehr diese dezent düsteren Harmonien, die Roberge bereits jetzt in Perfektion auf den Plattenteller zaubert.
Alleine dieser abschließende Song würde ausreichen, um den Künstler mit all seinen Qualitäten zu empfehlen, doch im Bündel mit den fünf übrigen Stücken ist "The Passing" eines der leidenschaftlichsten Debüts seit den Anfangstagen von PORCUPINE TREE und THE PINEAPPLE THIEF - und in deren direktem Dunstkreis ist dieses Kleinod schließlich auch anzusiedeln. Noch Fragen? Nun, die sollten sich spätestens mit diesem Vergleich erübrigt haben.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes