RIVERS OF NIHIL - Rivers Of Nihil
Mehr über Rivers Of Nihil
- Genre:
- Progressive Death Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Metal Blade Records
- Release:
- 30.05.2025
- The Sub-Orbital Blues
- Dustman
- Criminals
- Despair Church
- Water & Time
- House Of Light
- Evidence
- American Death
- The Logical End
- Rivers Of Nihil
Trotz drehendem Besetzungkarussel eine Macht im Prog-Death-Sektor.
So richtig konnten die Amerikaner RIVERS OF NIHIL in unseren Redaktionshallen nicht für Begeisterung sorgen, denn unser ehemaliger Chefredakteur Peter und auch Kollege Jakob Ehmke gaben "The Work" aus dem Jahr 2021 und "The Conscious Seed Of Light" (2013) trotz bekannter Prog-Affinität nur sieben Zähler. Klar, das monumentale Meisterwerk "Where Owls Know My Name" haben wir aus unbekannten Gründen gänzlich verpasst, trotzdem nehme ich beide gerade erwähnten Langspieler deutlich positiver wahr als die beiden Kollegen. So habe ich es nun auch auf mich genommen, euch das fünfte Album der Bandgeschichte, das übrigens schlicht den Bandnamen trägt, näher zu bringen. Hoffen wir, dass das Qualitätsniveau dabei gehalten wird, damit ich nun auch dem Silberling eine entsprechende Jubelarie angedeihen lassen kann.
Gänzlich ruhig war das Fahrwasser für den Vierer seit "The Work" allerdings nicht unbedingt, denn mit Sänger Jake Dieffenbach musste der Abgang eines Gründungsmitglieds verkraftet werden und auch an der Gitarre gab es eine Umbesetzung, wo nun Andy Thomas (Ex-BLACK CROWN INITIATE) in die Saiten greift und zusätzlichen Gesang beisteuert. Statt den Vollzeitposten am Mikrofon allerdings extern neu zu besetzen, entschied man sich kurzerhand, dass Basser Andy Biggs diese Rolle in Personalunion nun übernimmt. Bei so viel Bewegung im Besetzungskarussel ist ein kleines Fragezeichen hinter dem musikalischen Output kaum zu vermeiden, dennoch gibt die Band zu Protokoll, dass "Rivers Of Nihil" zwar einen Neuanfang markiert, gleichzeitig aber auch den Sound aller bisherigen Alben in sich vereinen soll. Daher auch die schlichte Wahl des Bandnamens als Albumtitel, um diese neu gefundene Identität und die musikalische Zusammenführung der eigenen Vergangenheit entsprechend zu würdigen.
Nach dem ersten Durchlauf bin ich durchaus gewillt, den Angaben der Band zuzustimmen, denn "Rivers Of Nihil" klingt insgesamt durchaus frisch, gleichzeitig aber eben auch wohlig vertraut und vor allem trotz der proggigen Schlagseite überraschend kompakt und zwingend. Der Opener 'The Sub-Orbital Blues' ist hier schon direkt das perfekte Beispiel, denn auch wenn die Riffs und Leads durchaus vertrackt aus den Boxen rauschen, ist der Klargesang immer rechtzeitig zur Stelle, um einen roten Faden und eine prägnante Melodie zu servieren, an der man sich als Hörer oder Hörerin entlang hangeln kann.
Entsprechend ist der Einstand auch direkt ein Volltreffer, dem mit dem orchestral-epischen 'Dustman' und dem herrlich proggig-verschachtelten 'Despair Church' direkt zwei weitere Sahnestückchen zur Seite gestellt werden. Nur 'Criminals' bricht ein wenig den starken Ersteindruck, denn auch wenn die Nummer unheimlich viele coole und verspielte Riffs im Gepäck hat, will der Refrain mit seinem Klargesang nicht so richtig aufgehen, was irgendwie ein wenig die Dynamik der gesamten Komposition beschneidet. Von einem Ausfall würde ich hier dennoch nicht sprechen, denn auch ohne den ganz großen Hook ist die Nummer immer noch hochgradig spannend. Das was hier vielleicht an melodischer Schlagkraft fehlt, macht spätestens 'House Of Light' wieder komplett wett. Denn hier haben wir es mit einem waschechten Prog-Death-Metal-Hit zu tun, der nicht nur sämtliche Trademarks des Bandsounds (inklusive Saxophon!) bewusst abarbeitet, sondern gleichzeitig auch von Andys großartigen Gesängen verfeinert wird. In ähnliche Sphären stößt dann auch noch 'American Death' vor, das sich mir als zweiter Anspieltipp aufdrängt und eine tolle zweite Halbzeit des Silberlings abrundet, die eigentlich nur davon getrübt wird, dass die abschließende Bandhymne zwar durchaus ein interessanter und melancholischer Song ist, aber lange nicht die Epik und Durchschlagskraft mitbringt, die ich von einem selbstbetitelten Song erwarten würde.
Das alles bleibt aber Kritik auf allerhöchstem Niveau, denn insgesamt muss man die Aussage des Pressetextes unterschreiben: Auf "Rivers Of Nihil" präsentiert sich die amerkanische Combo gleichen Namens tatsächlich mit frischen Ideen, vereint aber eben auch alle Pole des Bandsounds zu einem rundum gelungenen Gesamtbild. Gerade in Sachen Hit-Ausbeute ist die Erfolgsquote heuer dabei so groß wie noch nie, weshalb ich dem fünfte Album trotz zweier "nur" starker Songs neuneinhalb Zähler mit auf den Weg gebe. Viel besser hat RIVERS OF NIHIL selbst auf dem bisherigen Karrierehöhepunkt "Where Owls Know My Name" nicht geklungen.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs