QUEENS OF THE STONE AGE - Era Vulgaris
Mehr über Queens Of The Stone Age
- Genre:
- Stoner Rock
- Label:
- Universal
- Release:
- 08.06.2007
- Turnin' On The Screw
- Sick, Sick, Sick
- I'm Designer
- Into The Hollow
- Misfit Love
- Battery Acid
- Make It Wit Chu
- 3's & 7's
- Suture Up Your Future
- River In The Road
- Run, Pig, Run
- The Fun Machine Took A Shit And Died
Mit "Era Vulgaris" veröffentlichten die QUEENS OF THE STONE AGE nun ihr fünftes Album in der zehnjährigen Geschichte der Band. Die Erwartungen an die Platte gingen von vornherein schon weit auseinander. Wir erinnern uns: Mit "Songs For The Deaf" überraschte und begeisterte die Band 2002 noch alle Menschen und Medien, man wurde sogar schon als 'Retter des Rocks' gefeiert. Das Nachfolgealbum "Lullabies To Paralyze" wurde dagegen bereits mit gemischten Gefühlen aufgenommen – so konnten große Hits wie 'Little Sister' oder 'Burn The Witch' noch problemlos an alte Erfolge anknüpfen, während ein Großteil des Langspielers allerdings durch komplexere Arrangements, längere Songs und hypnotische Gesänge bei einigen Hörern für Langeweile sorgte.
Auf jeden Fall lässt sich über "Era Vulgaris" bereits beim ersten Durchhören sagen, dass sie genau diese Richtung weiter beschritten haben und noch intensiver auf dieses Schema eingegangen sind. Ich selbst muss gestehen, dass ich es recht schade finde, allerdings war es auch abzusehen. Man sollte auf jeden Fall dabei erwähnen, dass die QUEENS OF THE STONE AGE keinesfalls nachgelassen haben – sie entschieden sich nur für eine neue Richtung, die für sie selbst interessanter zu sein scheint. Man merkt förmlich, wie sie in der Musik aufgehen und mit Freude herumexperimentieren, ganze ohne Rücksicht auf irgendwelche Erwartungen, die man an sie haben könnte – wirklich vorbildlich!
Das Albumcover und der Rest des Booklets zeigen in erster Linie kiffende, grinsende Glühbirnen und Streichholzschachteln, teilweise verkleidet als Piraten. Laut Sänger Josh Homme sollen diese die guten Ideen darstellen, die man manchmal hat und sich später doch als ziemlich schlecht herausstellen. Der optisch künstlerische Aspekt der Gestaltung hält sich wie schon bei bisherigen Platten der Band also in Grenzen.
Aber zum Album als solches: In altbewährter Tradition wurde die Produktion von Josh Homme selbst, zusammen mit seinem alten Freund von MASTERS OF REALITY, Chris Goss, übernommen. Man kann also beruhigt davon ausgehen, dass sich das Album technisch problemlos in den gewohnten QUEENS OF THE STONE AGE-Sound einordnen lässt. Der Opener 'Turnin' On The Screw' verdeutlicht bereits nach einem knackigen kurzen Intro einleuchtend, was einen im Folgenden noch erwarten wird. Der Gesang zieht sich schleppend nach vorn, die Riffs sind eingängig, doch die Songs wollen nicht enden, obwohl sie kaum Neues mehr bieten können im Verlauf.
Auch der noch kommende Song 'Misfit Love' wird das auf gleiche Art noch bestätigen. Doch zuvor geriet man an 'Sick, Sick, Sick', der bereits als Vorabsingle die Runde machte. Man hört hier mal wieder deutlich, wie gern die QUEENS ihre Gitarren über Bassverstärker spielen. Doch das Highlight des Songs ist eindeutig das hintergründige Synthesizer-Gitarrenspiel, aber auch der Gastauftritt des STROKES-Sängers Julian Casablancas. Auch sonst fehlt es wie schon bei bisherigen Veröffentlichungen der Band nicht an namenhaften Gastmusikern; diesmal gehörten dazu auch Ex-Bandmitglied MARK LANEGAN, der nach wie vor immer noch als Solomusiker am aktivsten ist, und Trent Reznor von den NINE INCH NAILS, der auch neben dem Gastspiel einen zusätzlichen hörbaren Einfluss auf die Musik zu haben scheint. Meiner Meinung nach kann man dasselbe auch über die DOORS beim Song 'Into The Hollow' sagen, auch wenn hier irgendwie der Songhöhepunkt fehlt. Aber diese sind auf dem ganzen Album sehr rar zu finden. So fehlt die wirkliche Würze auch bei Songs wie dem aggressiveren 'Battery Acid' oder dem durch sein dominantes Schlagzeugspiel markanten 'River in the Road' sowie bei 'Make It Wit Chu', welches anfangs fast genauso klingt wie der etwas ältere QUEENS OF THE STONE AGE-Song 'The Lost Art Of Keeping A Secret'.
Was jetzt noch ungenannt blieb, kann man wohl schlicht und einfach als die Glanzpunkte der Platte bezeichnen. '3's & 7's' hatte es schon vor der eigentlichen Veröffentlichung in die Medien geschafft und ist meiner Meinung nach der beste Song des Albums – ein knapper Song mit tollem Riff und eingängigem Gesang, was will man mehr von einem Stoner-Rock-Liedwerk? 'Suture Up Your Future' treibt auf dem ersten Blick auch nur so vor sich hin, aber der Song hat eine ungemein deprimierend-schöne Aura, deren Ursprung ich selbst nicht so ganz erklären kann, auf jeden Fall kann er überzeugen! Und die letzten beiden Songs, die noch einmal richtig schön in die Länge gehen, wirken absolut verspielt und experimentierfreudig. Die Riffs überbieten sich in ihrer Größe gegenseitig eines nach dem anderen, und vor allem in 'Run, Pig, Run' fehlt es auch bei weitem nicht an Eingängigkeit und überragendem Gesang.
Übrig bleiben letztendlich gemischte Gefühle. Man hat hier ganz klar ein typisches QUEENS OF THE STONE AGE-Werk in Händen und Ohren, doch wer in der Vergangenheit einzig auf knappe und berechnende Hits wie 'Little Sister' und 'Go With The Flow' gesetzt hat, wird mit dem Album nicht viel Freude haben. Alle, die dagegen die verspielte Seite der Band mögen und bereits an dem Vorgängeralbum ihre Freude hatten, können auch hier bedenkenlos zugreifen! Und keine Sorge wegen der relativ kurzen Tracklist: Mit 54 Minuten hat man hier dennoch eine Menge zu hören und die Songs sind teilweise so komplex, dass andere Bands glatt drei daraus gemacht hätten.
Anspieltipps: 3's & 7's, Run, Pig, Run, Sick, Sick, Sick, Suture Up Your Future
- Redakteur:
- Martin Kloß