POEMA ARCANUS - Timeline Symmetry
Mehr über Poema Arcanus
- Genre:
- Atmospheric Doom Metal/ Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Aftermath Music
- Release:
- 21.09.2009
- Timeline Symmetry
- Raven Humankind
- The Average Man's Odyssey
- Mars Lullaby
- By The Cliff
- This Once Long Road
- Alter
- Zoom The Void
- Epilogo
Chilenischer Dunkeldoom mit der weit ausholenden Suche nach dem Ursprung.
Chile darf wieder mittun: bei der Copa Mundial 2010 sind die Strichländer endlich wieder einmal dabei, wie auch mit dieser Neuveröffentlichung auf dem Doom-Metal-Sektor vertreten. Wem dieser Vergleich und Einstieg zu sehr hinkt, der gehe in sich und prüfe die Mentalität dieses seltsamen Landes am anderen Ende der Welt: Der Norden wird von der erhabenen und Tod bringenden Atacama besetzt, der Süden ist ein Ausdruck von Kälte, Kargheit und Zerklüftung. Bitternis, Rauheit und Einsamkeit also, wohin man sieht in Chile...
Der Band POEMA ARCANUS aus Santiago de Chile gelingt es, einen Überblick über diese Befindlichkeiten einzufangen, wie auch eine Linie zwischen all den ur-chilenischen Melancholismen zu ziehen. Das vergnügt den Hörer, auch wenn das erklärungsbedürftig ist: Das Debüt "Arcane XIII" von 1999, "Iconoclast" von 2002 und das bisher erfolgreichste "Telluric Manifestatio" von 2005 bauten jeweils und unbedingt immer auf verschiedenen Stilrichtungen auf. Mixte das bereits 1992 gegründete Quartett anfangs noch Grindcore mit Death Metal mit Doom Metal, wie das in den frühen Neunzigern noch weithin statthaft war, so konnte auf dem Drittling progressiv-verspieltes Material vernommen werden. Schon das schleppende „Iconoclast“ war vorher der bis dahin eingeschworenen Doom-Gemeinde alsbald ein Begriff geworden.
"Timeline Symmetry" nun scheint das gesamte Können der Südamerikaner auf einer Linie zusammenzufassen, denn auf den Punkt bringt sich hier gar nichts. Viel zu ausladend und weit ausholend wurde hier komponiert, wird gelitten, geteufelt und verdammt. Der Gesang von Claudio Carrasco ist angenehm an die Sängereien der klassischen Doom-Urgetüme von MY DYING BRIDE oder frühen CATHEDRAL angelehnt, was in unseren Ohren ja ein Qualitätsmerkmal höherer Güte ist. Also: Wer es schafft, dem einfachen Dahintrott dieses epischen Genres zu entkommen und sich nicht gesenkten Schwarzhauptes in die Reihe der schlurfenden Weltenvernichter einreiht.
Die Chilenen betrachten hingegen eher den weiten Himmel über ihrer Heimat, aus den Beiträgen spricht eine Sehnsucht nach Weite und Unerreichbarkeit, nach Natur und Endlosigkeit, an der der wissende Mensch schier zugrunde gehen will. Und wird. Aber nicht verzagen - weiter, weiter, ins Verderben. 'Mars Lullaby' scheint in der Art und Aggressivität ein solcher Zukunftsunmutiger zu sein. Hier deutet der Haufen seine Death-Metal-Wurzeln an. Wenn das Herzle dann all die Verzweiflung und die Ausweglosigkeit gar nicht mehr verzeihen kann, wird auch mal ordentlich in den Abendhimmel geröhrt. Als Ventil sozusagen. Die Synthie-Teppiche dürfen natürlich auch nicht fehlen, halten sich aber sehr angenehm im Hintergrund.
Wenn dies hier eine Neuerfindung wäre, so würde sich die gesamte, langatmige Dunkelszene andächtig lauschend umkehren – so aber versteht sich "Timeline Symmetry" als Hommage an die früh gemischten und unauslöschbaren Grundzutaten für leidende Doomsters. Gern doch.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben