PHANTOM CORPORATION - Fallout
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2023
Mehr über Phantom Corporation
- Genre:
- Death Metal/Crust
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Surpreme Chaos Records
- Release:
- 23.06.2023
- Dead Inside
- Left To Fade
- Gridlock
- Alongside Hell
- Vortex Of Torment
- Terminal Darkness
- Spiritual Arsonists
- No Tomorrow
- The Echoes Of Doom
- Excessive Force
- Fire And Fury
Einmal schön vercrusten lassen? Dann bitte hier einsteigen! Diese Corporation zeigt allen Fröschen, wie man einen Lockenstab richtig einsetzt.
Gerade im Segment der hart gewurzelten Hackbrettchen bin ich ja eher ein skeptischer Zuhörer, da mir zumeist flauschige Riffattacken fehlen, die Schlagzeuger häufig im achten Gang durch die Notenserpentinen rasen, und die Sänger offenbar mit einem Mikrophon am Zäpfchen ihre gutturalen Laute aufgenommen haben. Wenn ich dann aber von einer neuen Band lese, in der unter anderem Leif Jensen von DEW SCENTED als Sänger zu hören ist, dann werde ich doch kurzfristig etwas hellhörig. Da auch die instrumentale Fraktion ausschließlich aus bereits gestandenen Musikanten solcher Bands wie WEAK ASIDE, ERODED und SLAUGHTERDAY besteht, kann da ja schon rein spieltechnisch wenig anbrennen. Allerdings besteht für mich noch immer die Gefahr, dass die oben erwähnten Reibungspunkte meine zarten Lauscher abschrecken könnten.
Ein Hoch auf den Konjunktiv, denn PHANTOM CORPORATION bietet auf "Fallout" genau die Mischung, die ich mir in meinen lauschigsten Träumen erhofft hatte.
Die Gitarrenfraktion bestehend aus Philipp Schulte und Arne Berents zaubert wunderbar fleischig-spritzende Riffs aus ihrem Instrumentarium, da zappelt sogar sogar ein Bewegungslegastheniker wie ich es einer bin, dauerhaft unterm Kopfhörer herum. Dazu gibt es natürlich extrem rasante Rhythmen von Trommler Marc-Andree Dieken, der dabei aber niemals blastet. Dafür ein ganz großes Schmatzerli von mir. Neuzugang Ulf Imwiehe am Bass röhrt mit der feinfühligen Heftigkeit einer Libelle im Liebesrausch auf seinen dicken Saiten herum und sorgt so für den nötigen Wumms unten herum. Ihr merkt es, die Grundzutaten passen alle!
Die musikalische Selbsteinstufung im Bereich Crust und Death Metal, die mich zuerst etwas verschreckt hat, würde ich noch um eine gehörige Portion Thrash ergänzen, aber wahrscheinlich komme ich mit meinen Schlabberohen einfach aus der falschen Richtung auf dieses wunderbare Inferno zu und beurteile es daher mit leicht anders gepolten Empfindungen.
Was mir ganz besonders gut gefällt ist der extrem mitreißende Groove beinahe aller Nummern, der an links pfadelnde ENTOMBED, geschlachtete Geistliche aus dem Hause AT THE GATES oder wütende Bastards aus dem Hause BENEDICTION erinnern. Die permanent rollende Doublebass ist dabei ein wunderbar nach vorn treibender Faktor, der jedes Fußgelenk ausrenkt. Selbst in den kurzen Momenten, in denen man den Fuß vom Gaspedal nimmt, gibt es diese Drumläufe, einen unglaublichen Drive erzeugen.
Einzelne Songs lassen sich aus diesem Soundwall kaum heraus heben, denn eine schlechte Nummer gibt es auf "Fallout" nicht. Wer Anspieltipps möchte, sollte auf jeden Fall das von Gang-Shouts angestachelte 'Gridlock' antesten, in welchem es obendrein einen coolen Moment der aufrischenden Melodik gibt. Aber Abweschslung wird bei all der Raserei eh sehr groß geschrieben. So gibt es mit dem kurzen Instrumental 'Terminal Darkness' etwas Lagerfeuer-Romantik bevor 'Spiritual Arsonists' mit messerscharfer Riff-Klinge die Ohrrinde mit tiefen Kerben versieht. Heiliger Bimbam inlusive! Diese Nummer ist vielleicht mein aktueller Favorit auf diesem Album. Dieses Riffing ist einfach unwiderstehlich feist!
Während ich da oben immer wieder die Musik abfeiere, hätte ich eine Sache beinahe komplett vergessen: Leif singt auf "Fallout" so angepisst wie noch nie! Manchmal gurgelt er mit den tiefsten Tiefen seiner Lungenflügel, dann wütet er in giftigen Höhen herum und spuckt Blut und Galle durch den Äther. Man bekommt es mit der Angst zu tun, wüsste man nicht, dass der Tori-Amos-Fan ein wunderbar lieber Mensch ist. Oh, Image angeknackst? Ich glaube, so etwas geht ihm am Boppes vorbei.
Ich denke, es dürften alle Leser verstanden haben, dass ich "Fallout" extrem dufte finde und mich bisher noch nicht getraut habe damit Auto zu fahren: Bleifuss-Garantie.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae