PEARL JAM - Dark Matter
Mehr über Pearl Jam
- Genre:
- Alternative Rock / Grunge
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Monkeywrench Republic
- Release:
- 19.04.2024
- Scared Of Fear
- React, Respond
- Wreckage
- Dark Matter
- Won't Tell
- Upper Hand
- Waiting For Stevie
- Running
- Something Special
- Got To Give
- Setting Sun
Tolles Spätwerk der Seattle-Legenden.
Schön zu sehen, dass wenigstens einer der Grunge-Giganten der Neunziger auch drei Dekaden nach dem ursprünglichen Seattle-Boom noch quicklebendig ist. Während NIRVANA oder SOUNDGARDEN nämlich aus tragischen Gründen inzwischen der Vergangenheit angehören und ALICE IN CHAINS ohne Layne Staley zwar toll, aber nicht mehr die gleiche Band ist, veröffentlicht PEARL JAM gerade mit "Dark Matter" das zwölfte Studioalbum, das uns insgesamt elf frische Kompositionen präsentiert, die von Eddie Vedder und seinen Mitstreitern in knappen drei Wochen gemeinsam mit Produzent Andrew Watt mit großer Spontanität eingezimmert wurden.
Meine persönliche Beziehung zu PEARL JAM ist dabei wohl das, was man früher auf Facebook als "es ist kompliziert" bezeichnet hätte. Mal bin ich restlos begeistert vom Output der Amerikaner, andere Alben treffen nicht so recht meinen Nerv und werden entsprechend auch eher selten aus dem heimischen Regal gezogen. Der letzte Langdreher "Gigaton" war dabei ein Fall für die letzte Kategorie, denn trotz durchaus starker Tracks wurde ich nie recht warm mit dem doch recht modernen und teils mit Synthesizern versetzten Sound der Platte. Doch schon der Opener dieses neuen Albums, 'Scared Of Fear', scheint klar zu machen, dass wir es hier wieder mehr mit dem knackigen und puristischen Rock früherer Tage zu tun haben. Mit ihrer tollen Rhythmusarbeit, feinen und vielschichten Gitarrenarrangements und einigen fantastischen Hooklines ist der Track jedenfalls schonmal ein mehr als positiver Einstand, der in meinen Ohren nicht nur jede Menge Hit-Potential mitbringt, sondern auch gekonnt die Sperrigkeit des Grunge mit der Eingängigkeit bekannter Stadionrocker vereinigt.
Das deutlich sperrigere und spannend komponierte 'React, Respond' hat dagegen schon eindeutige "Yield"-Vibes und ist eher was für Liebhaber, die auch gerne nach mehreren Durchläufen noch frische Details in einem Song entdecken. 'Wreckage' weckt dagegen im Anschluss mit entspannteren Tönen Erinnerungen an die "Riot Act"-Ära und dürfte, angetrieben von feinen Gitarren, ein toller Soundtrack für einen lauen Sommerabend werden. Der Titeltrack hätte im Anschluss mit mächtigen Fuzz-Gitarren durchaus eine gute Figur auf dem direkten Vorgänger gemacht, zündet im Gegensatz zum "Gigaton"-Material dank beeindruckender Gesangsleistung Vedders bei mir aber sofort. Danach nehmen die Amerikaner allerdings etwas das Tempo raus und gerade die Sechsaiter-Front um Stone Gossard und Mike McCready greift des öfteren zur cleanen oder gar akustischen Gitarren. Das lässt Mr. Vedder viel gesanglichen Spielraum, kommt in meinen Ohren aber nicht ganz so zwingend daher wie die härteren Momente von "Dark Matter". Doch keine Sorge, auch hinten heraus gibt es durchaus noch Höhepunkte zu entdecken, etwa wenn 'Running' mit punkiger Attitüde durch die Lautsprecher kracht oder 'Got To Give' einen wunderbaren Ohrwurm zündet, der mir wohl so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen wird. 'Setting Sun' ist schließlich als Rausschmeißer ein eigenartiger, aber dennoch wirklich gelungener Grenzgang zwischen Grunge und Country, der die Platte mit nachdenklichen und beschwörerischen Tönen zu einem tollen Ende führt.
Insgesamt hat Produzent Andrew Watt nach seinem Meisterstück mit den ROLLING STONES und "Hackney Diamonds" damit erneut bewiesen, dass er es nicht nur versteht, die Energie einer Rockband perfekt auf Tonband zu verewigen, sondern es auch irgendwie schafft, das Beste aus jeder Band herauszukitzeln. Nicht, dass PEARL JAM ein Comeback nötig gehabt hätten, denn keines der zahlreichen Alben der Bandgeschichte war jemals schlecht, doch "Dark Matter" sticht zumindest für mich aus dem sowieso schon starken Gesamtwerk heraus. Klassiker wie "Ten" oder "Vs." werden natürlich nicht erreicht, aber gehobenes Mittelfeld der Diskografie ist dieses Spätwerk definitiv.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs