PANé, FRANK - Liquid Emotions
Mehr über Pané, Frank
- Genre:
- Instrumental Rock/Fusion
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 16.03.2009
- Rise
- Machine #11
- Back To Sun City
- C.S.F.T.
- Butterfly
- Amazing
- Speed Boogie
- Liquid Emotion
- Eternity/Lullabye
Toller und absolut hörenswerter Fusion im Sinne des großen Joe Satriani - endlich auch mal aus Deutschland!
Hach, was gibt es schöneres als sich – mit dem Laptop bewaffnet – in die ersten Strahlen der jüngst erwachten Frühlingssonne zu setzen und den Tag von einer musikalischen Perle irgendwo zwischen Instrumental-Rock und Fusion veredeln zu lassen? Genau: nichts. Und so sind es die Künste des außerordentlich versierten Gitarreros, dem bayrischen Mariachi Frank Pané, die die perfekte Soundkulisse für diese verheißungsvolle Jahreszeit darstellen. Dem ein oder anderen Metalfan wird der Name des Künstlers möglicherweise durch sein Engagement bei den bayerischen State-Of-The-Art-Thrashern RED TO GREY etwas sagen, ansonsten ist er lediglich im Münchner Umfeld als herausragender Gitarrist bekannt. Das soll sich nun mit seinem Solodebut "Liquid Emotions" ändern und – lasst es mich so schreiben – die Trümpfe für den Erfolg und eine größere Bekanntheit liegen auf der Hand.
Vor etwas längerem traf ich Frank Pané bei einem Auftritt von JOE SATRIANI in München am Ibanez-Stand, wo er mir voller Stolz erzählte, dass er einen Endorsementvertrag mit der kultigen Gitarrenschmiede bekommen hatte. Außerdem sei es etwas ganz besonderes, bei einem Konzert seines großen Vorbilds und des wahrscheinlich bekanntesten Vertragspartner des Gitarrenherstellers, Joe Satriani, am Stand ebenjenen Herstellers stehen und die Gitarren präsentieren zu dürfen. Diese Faszination hat nun ohne Zweifel Einzug auf "Liquid Emotions" gefunden, sei es die Sologitarre bei 'C.S.F.T.' in Verbindung mit dem Bass oder der eruptive, überraschende und euphorische Übergang beim Opener 'Rise'. Dennoch sind es jene träumerischen Momente wie z.B. im Song 'Amazing', in denen Pané ein großes Händchen für sich aufbauende, träumerische Arrangements an den Tag legt. Den Beginn des Songs machen balladeske Rock-Gitarren, welche von einem Solo umspielt werden, die die ganze Palette der großen Gefühle abdecken und mit einer bewundernswert versierten Technik glänzen. Im Mittelpart leitet Pané ohne Umschweife in einen rasanten Fusionpart über, welcher sich zuerst überhaupt nicht einpassen mag. Im Übergang zu dem vom Anfang bekannten Balladenteil erkennt man jedoch den Witz dieser Komposition, welche sich erst durch den mutigen Fusionpart von einer netten Hintergrundbemalung zu einem echten Hörerlebnis mausert.
Der Name "Liquid Emotions" lässt es ebenso wie das Format vermuten: Auf seiner ersten Soloplatte durchläuft Frank Pané im Prinzip alle wichtigen Stile eines Sologitarristen. Rockigere Elemente führt er beim groovigen 'Speed Boogie' ins Feld – im Übrigen mit einem hammerartigen Gitarren-Bass-Solo, welches ich so nicht auf dieser Platte erwartet hätte –, während der Titeltrack eher in Richtung smoothigem Fusion tendiert und das Spektrum durch obig beschriebene Balladenelemente abgerundet wird. Dass er sich mit Metal nicht lange aufhält, versteht sich von selbst, ist er mit RED TO GREY in dieser Spielart ja durchaus ausgelastet. Parallel zeugt auch die Biographie von Frank Pané von einem breiten Interessensspektrum: Neben obigem, großen Vorbild, steht nicht nur Steve Vai ganz weit oben auf der Liste der Einflüsse in der Vergangenheit, sondern auch verschiedene Coverbands, die Frank Pané auf der Entwicklung zu einem eigenen Stil durchlaufen hat. Diese ergänzen die Elemente in seinem musikalischen Patchwork um Rockiges a la DEEP PURPLE und Metallischeres a la METALLICA.
Beendet wird das wahrlich bemerkenswerte Album durch einen – im positiven Sinne – poppigeren Sound: Auch eine Ballade, nämlich das nachdenklich-sentimentale und in seinem Arrangement mit einem Klavier wunderschöne 'Eternity'. Das Klavier wird dabei von Daniel Böhm gespielt und stellt in Verbindung mit dem Bassspiel von Ralf Gromer das zweite wichtige Gastspiel dar. 'Eternity' hat eigentlich einen Doppelnamen und wird durch 'Lullabye' ergänzt, welches wohl dem Nachwuchs von Frank gewidmet ist. Nun, warum erwähne ich das? Einerseits ist es einfach eine schöne Idee, dem eigenen Kind einen Song zu widmen, andererseits kann man als Hörer an dieser Stelle auch gut nachvollziehen, wie Frank seine Gitarre eigentlich sprechen lassen kann. Unter Gitarristen heißt es immer: Ein Solo ist wie eine Rede – und folgt den gleichen Regeln. Jeder kennt es: Reden können verdammt langweilig sein. Hat man allerdings eine gute gehört, so bleibt sie noch lange Zeit in Erinnerung. Die Gefahr bei einem Instrumentalalbums ist gleichermaßen, dass das Gespielte in Geschwafel und sinnfreie Effekthascherei ausartet. Dieser Problematik entzieht sich Pané aber durch das breite Spektrum seiner Kompositionen, in denen er Wiederholungen keinen Raum lässt und in der wahrhaftigen Fähigkeit, durch sein versiertes Gitarrenspiel die gewünschten Emotionen gut umsetzen zu können. Die Songs erhalten dadurch einen hohen Wiedererkennungswert. Meint man jedoch, schon alles gehört zu haben, so tun sich beim wiederholten Hören immer wieder neue, bislang nicht gehörte Versatzstücke auf. Diese machen den Griff zu dem Album wiederholt zu einem spannenden Hörerlebnis.
Bleibt zum Schluss noch festzuhalten, dass die kristallklare Produktion dem Gitarristen den Raum gibt, sich mit seinem Instrument frei entfalten zu können. Dabei ist die Abmischung je nach zitiertem Stil mal etwas rotziger, mal etwas frecher. In diesem Sinne besteht die Hoffnung, dass Frank Pané mit diesem Album nun auch seine experimentellere Sparte gefunden hat und sich der wohlverdiente Erfolg einstellt. Zu bekommen ist die Scheibe direkt beim Künstler selbst und auf seiner Homepage für fanfreundliche 14 Euro in der normalen und 15 Euro in der Limited Edition.
Fazit: Tolles Instrumental-Album, das sich Fans der genannten Künstler unbedingt einmal anhören müssen. "Liquid Emotions" ist dabei eine spannende Klangreise und ambitionierter Bewerbungsbrief gleichermaßen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer