PAIN INJECTION - Paraphilia
Mehr über Pain Injection
- Genre:
- Noise / Drone
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Signora Ward Records
- Release:
- 10.02.2024
- Asphyxiophilia
- Arterofilia
- Algolagnia
- Belonefilia
- Masochist
- Agalmatofilia
Verstörendes Horror-Drone-Gemisch mit industrieller Kälte.
Ein stabiles Nervenkostüm ist Grundvoraussetzung beim Lauschangriff auf das neue Album von PAIN INJECTION. Die Combo aus der italienischen Hauptstadt wählt für ihre Interpretation des depressiven Black Metals einen sehr eigenwilligen Ansatz und kreuzt rein musikalisch nur sehr, sehr marginal die Grenzen des anvisierten Genres. Stattdessen ist "Paraphilia" von einer Vielzahl verstörender Drone-Eskapaden gezeichnet, streift gerne auch mal den elektronischen Noise-Sektor und mausert sich eher zum perfekten Beispiel für einen Horror-Soundtrack, als zur konventionellen Unterhaltung. Doch was bedeutet das?
Eigentlich ist bereits im ersten Song alles gesagt, was PAIN INJECTION im weiteren Verlauf noch zu sagen hat. Beängstigend verzerrte Spoken-Word-Passagen wechseln sich mit destruktiven Klangkaskaden ab, ein gewisses Grundrauschen erinnert an den cineastischen asiatischen Horror, und mittendrin ertönen abartige Geräusche, die man in einer Fabrik verorten würde, die infolge der Apokalypse lediglich von maschinell betriebener KI betrieben wird. Einige kurze Synthie-Passagen kreieren Gegensätze, die eingesprochenen Passagen verkörpern düstere Emotionen, und wenn man sich anstrengt, kann man auch das Wummern des Basses wahrnehmen, der im Hintergrund eine zentrale Rolle spielt. Es klingt penetrant, es bleibt dauerhaft anstrengend, und es ist kaum vorzustellen, dass man diesen Output wird genießen können, wenn man sich nicht selbst mit dem Innenleben einer verletzten oder gar psychotischen Seele beschäftigt hat - und selbst dann ist "Paraphilia" weiterhin Special Interest, ein Nischenalbum, das von seinem Spannungsaufbau her sicherlich den einen oder anderen Akzent setzt, mit seinem sonoren Grundklang aber einfach viel zu sperrig ist, als dass die Scheibe nicht eine Menge analytischer Arbeit bedeutet, um sie vielleicht doch irgendwie liebzugewinnen.
Wer Industrial und Drone zu seinen liebsten Genres zählt, wird mit "Paraphilia" sicherlich einiges anfangen können, denn schlecht gemacht ist das Ganze definitiv nicht. Aber die Zugangsbedingungen sind schon relativ schwierig, so dass hier wirklich nur die angesprochene Zielgruppe investieren sollte. Mit Black Metal hat PAIN INJECTION nämlich nur ganz weit am Rande etwas am Hut.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes