NINE INCH NAILS - And All That Could Have Been
Mehr über Nine Inch Nails
- Genre:
- Industrial Post Rock
- Label:
- Interscope Records/ Universal
- Release:
- 11.02.2002
- Terrible Lie
- Sin
- March Of The Pigs
- Piggy
- The Frail
- The Wretched
- Gave Up
- The Great Below
- The Mark Has Been Made
- Wish
- Suck
- Closer
- Head Like A Hole
- The Day The World Went Away
- Starfuckers, Inc.
- Hurt
Unfassbar mitreißend, übervoll mit kreativer Energie. Und in seinem Namen verhöhnend für die Fans, die NINE INCH NAILS noch nicht gesehen haben: "And All That Could Have Been" ist ein Live-Album, das intensiver nicht sein kann. Es führt schmerzlich vor Augen, wie geil es sein könnte, diese lebende Industrial-Legende einmal live zu erleben. Es ist eine Scheibe, die dank ihres gigantischen Stadionsounds die Hirnsynapsen im Kreis springen lässt; der Puls steigt unweigerlich. Ein Sturm, der intellektuelle Beschäftigung verlangt. Solche "Storm Reflections" besingt NIN-Frontmann Trent Reznor beim nervös-schleppenden 'The Wretched'. Großartig. Das Stück ist dabei aber nur einer der wunderbaren Momente dieser ultimativen NINE INCH NAILS-Scheibe, die dank ihrer hervorstechenden Gitarren selbst für Leute geeignet ist, die sonst nicht so sehr auf Industrial-Sounds abfahren - Songs wie das fantastische 'Wish' klingen deutlich roher und aggressiver als auf den Studioalben der Band.
Ein weiteres besonderes Merkmal dieser Platte: Sie ist in manchen ihrer 74 Minuten purer Sex. Nach dem schon hormonell anregenden 'Suck' kommt beispielsweise ein Klassiker wie das aufreizend-penetrierende 'Closer'. Da singt Reznor zu einem hypnotischen Rhythmus die berühmt-berüchtigte Zeile "I want to fuck you like an animal". Und über den dabei erlebten Orgasmus krächzt es aus ihm heraus: "You get me closer to god". Sex als Ersatz für Religion?! Auch an die Vor- und Nachspiele hat Mr. Reznor gedacht: Ein Stück wie 'The Day The World Went Away' kann kaum anders als eine endlose Kuscheleinladung gedeutet werden, das später von Johnny Cash gecoverte 'Hurt' ist so interpretiert die Entsprechung für das (selbst-)verletzliche Gefühl im Moment der größten Liebe ...
Es ist diese Art von akustischer Deutungsbreite, die diese zu jeder Zeit innovative Band ausmacht: Ihr Sound lässt Raum für verrückte Gedanken. Denn freilich bieten NINE INCH NAILS auch ganz andere Erklärmuster als die pure Lust. Wahlweise ist es die Wut auf die Welt, die bei 'March Of The Pigs' hervorbricht - oder einfach auch nur die pure Lust an der Aggression wie bei dem mitreißenden 'Starfuckers, Inc.'. Es stecken alle Gefühle in den Kompositionen von NINE INCH NAILS, völlig zu Recht gelten viele der Songs als Hymnen einer ganzen Musik-Generation, als wichtige Inspirationen für Künstler aller Art. Schon wegen des Überblicks über die geniale Schaffenskraft von Trent Reznor ist diese Live-Platte deshalb so wichtig, auch wenn sie natürlich nicht komplett das Live-Feeling von NINE INCH NAILS vermitteln kann. Denn die legendären Wutausbrüche von Mr. Reznor, die haben auf diesem durch und durch perfekt produzierten Album keinen Platz ... Den passenden Satz fürs Fazit liefert der Text des Übersongs 'Piggy': "Nothing can stop me now" - NINE INCH NAILS sind auf "And All That Could Have Been" nicht zu stoppen.
Anspieltipps: alles ...
- Redakteur:
- Henri Kramer