MORIBUND OBLIVION - K.i.N. - Killer Is Nowhere
Mehr über Moribund Oblivion
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Block Action Music / New Music Destribution
- Release:
- 01.12.2008
- Intro
- God Send
- You Are Not Contented
- Come Back
- Your Life Is Done
- Blind Guide
- Never Forgot
- I Will Bury
- Did Your Soul Tell Lies To You?
- Geriye Don
- Outro
Klischeefreie Schwarzkunst vom Bosporus, die den Blick über den stilistischen Tellerrand wagt.
Wir werden annehmen dürfen, dass eine Band kalkgesichtiger Schwarzmetaller in der Türkei nach wie vor als ein wenig anrüchig empfunden wird. Dennoch haben die vier Jungs aus Istanbul in ihrer Heimat bereits beachtliche Anerkennung ernten können und so stellen sie ihr mittlerweile viertes Album auch in Europa in die Läden, und das der Internationalität halber nun auch in englischer Sprache, wobei ich mich frage, ob die Band nicht doch beim Türkisch hätte bleiben sollen. Das hätte vielleicht ein Stück mehr Eigentümlichkeit bedeutet und den Missgünstigen die Nörgel-Grundlage entzogen, die nun akribisch nach sprachlichen Fehlern suchen. Sollen sie doch ...
Optisch und ästhetisch erinnert die Band durchaus nicht unbeträchtlich an die Herren der dunklen Burg aus Norwegen, wobei das eine eher oberflächliche Assoziation bleiben wird. Musikalisch finden wir zwar auch bei MORIBUND OBLIVION eine zeitgemäß produzierte Mischung aus Raserei und epischem Bombast, doch sind die Synths und Orchestrierungen etwas hintergründiger eingesetzt als bei Shagrath & Co. Tastenmann Can Agriboz weiß, wann er sich besser ein wenig zurückhält und den surrenden Gitarren von Savas Sungur und Bandleader Bahadir Uludaglar das Feld überlässt. Letzterer hat eine zwar sehr typische aber doch irgendwie beeindruckende Black-Metal-Stimme, die kehlig aber doch sauber artikuliert eine Lyrik wiedergibt, die ganz gekonnt die typischen Klischees umschifft, die den europäischen Black Metal oft ein wenig ins Peinliche abdriften lässt. Hier mag es sein Gutes haben, dass man in der Türkei mit allzu plakativen Schockeffekten und derber Blasphemie doch noch etwas sensibler umgeht als hierzulande. Das schadet gar nichts, denn sowas haben die Jungs gar nicht nötig.
So ist das bissige Riffing des Gitarrendoppels ebenso gelungen wie gelegentliche akustische Einschübe oder auch die Rhythmusarbeit von Basser Onur Burgaz und Trommelmeister Emre Kutucalaroglu. Aufgelockert wird das Ganze zum Beispiel durch gothische Einschübe bei 'Come Back', wobei man hier natürlich trefflich drüber diskutieren kann, ob die nun wirklich sein mussten. Besser gefällen mir da schon das hackende Inferno bei 'Your Life Is Done' oder die atmosphärischen und ruhigen Anklänge, die bei 'Blind Guide' ein bisweilen entrücktes Szenario zeichnen.
So ist den fidelen Jungs vom Bosporus ein Werk mit nur kleinen Schwächen gelungen, dessen Stärken deutlich überwiegen. Exotisch oder ausgefallen ist dabei jedoch allenfalls die Herkunft, denn musikalisch ist das Gebotene zwar vielseitig, es setzt sich jedoch kaum vom etablierten Stil hiesiger oder nordischer Bands ab. Trotzdem ist die Scheibe ein Stück weit erfrischend, weil sie eben völlig auf Peinlichkeiten verzichtet und immer wieder den Mut hat, in die einzelnen Stücke Elemente einzubauen, die aus dem typischen Schema ausbrechen.
Anspieltipps: Your Life Is Done, Blind Guide
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle