MORGUL - All Dead Here
Mehr über Morgul
- Genre:
- Black Metal / Avantgarde
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 18.04.2005
- Intro / The Mask Of Sanity
- The Need To Kill
- All Dead Here
- Sanctus Perversum
- Hategrinder
- Shackled
- Outro
- Empty
MORGUL heißt Magie, und zwar in der schwarzen Sprache von Mordor, doch da kommt die seit geraumer Zeit zum Soloprojekt reduzierte Dunkelstahlschmiede nicht her. MORGUL kommt aus Norwegen und könnte sehr wohl zu den bekannteren Truppen des Landes zählen, wenn das starke Debüt und der Nachfolger nicht erst 1998/99 erschienen wären, als die Veröffentlichungsflut im Black Metal es längst verhinderte, dass noch wirklich neue Legenden entstehen konnten. Nun, das Schicksal ist manchmal ungerecht, aber dennoch ging es weiter mit MORGUL. Nach einer gravierenden musikalischen Kurskorrektur und zwei Alben auf Century Media, ist Mastermind Jack D. Ripper nun bei Season Of Mist gelandet und hat nach über vier Jahren endlich wieder eine neue Scheibe am Start.
Diese trägt den Titel "All Dead Here" und enthält eine sehr düstere, aber auch extrem abwechslungsreiche Mischung diverser Stilelemente, die neben Black Metal auch klassisch geprägte Keyboardpassagen und Streicherarrangements, industrielle Samples, orientalische und osteuropäische Folkzitate sowie viele weitere Elemente enthält, die durchaus spannenden Hörgenuss versprechen. Das orchestrale Intro könnte fast aus dem Soundtrack zum Herrn der Ringe stammen und dort eine dramatische, beklemmende Szene begleiten. Der Opener 'The Mask Of Sanity' ist dann eine sehr eindringliche, heavy stampfende Synthese aus finstrem Doom und industriallastigem Black Metal. Er hat klaren Gesang wie auch Kreischen und Growling zu bieten, manche Gesangspassagen erinnern, ebenso wie der monströse Gitarrensound, sogar ein wenig an CROWBAR. Bei 'The Need To Kill' zieht das Tempo mächtig an und die Mischung aus Black-Metal-Screams und klarem Gesang sowie der sterile Keyboard-Bombast zitieren in punkto Stimmung eine bekannte Größe des norwegischen Black Metal, ohne dieser zu nahe zu kommen. Es folgt das Titelstück, das mit seinen bizarren folkloristischen Geigen, teilweise stark elektronisch angezerrten Vocals und dramatischen Stimmungswechseln sowie den sehr intensiven Breaks ein echtes Highlight der Scheibe darstellt. 'Sanctus Perversum' beginnt wieder mit klassisch inspiriertem Piano und Streichersynths und mündet in ein weitgehend langsames, doomiges Düsterstück mit etlichen Ausbrüchen der aggressivsten Art. Eine weitere Perle offenbart sich im sehr theatralischen 'Hategrinder' mit den bemerkenswerten cleanen Gesangspassagen, die durchaus was mit ARCTURUS gemein zu haben scheinen. Herausragend sind auch hier die Geigenparts sowie das dynamische Riffing. Eine ganz andere Gangart legt MORGUL beim thrashigen 'Shackled' mit seinen hackenden Riffs und den traditionell metallischen Leads an den Tag. Doch auch hier fesselt ein dramatischer Einschub mit wahnsinnig düstrem Bombast und sehr schön geflüsterten Vocals ... dazu erneut die Geige, welche auch beim kurzen Outro wiederkehrt, dort aber als alleiniges Instrument. Es folgen gute zehn Minuten Stille, bevor mit 'Empty' noch eine Art Bonusstück folgt, das zunächst recht stark vom modernen Thrash beeinflusst scheint, dann aber mit ausgedehnten akustischen Passagen auch andere Vibes versprüht, bevor es wieder in einen melodischen Death-Metal-Abschnitt mündet.
Wichtig ist zu erwähnen, dass die Vielfalt der stilistischen Einflüsse MORGUL zu keiner Zeit sperrig oder unzugänglich macht. Die Songs haben genau den Variantenreichtum, den sie brauchen, um interessant und spannend, aber dennoch flüssig und prägnant zu sein. Puristen des sogenannten wahren Black Metal wird "All Dead Here" sicher zu viel Toleranz abverlangen, doch wer sich in der Avantgarde der schwarzen Zunft zu Hause fühlt und neben DIMMU BORGIR auch Gruppen wie ARCTURUS, THE KOVENANT oder auch SIGH gerne mag, sollte auch mit der neuen MORGUL warm werden können. Dabei handelt es sich aber keineswegs um eine Kopie einer der genannten Bands, es sind zwar gewisse Parallelen auszumachen, doch MORGUL klingt stets sehr eigenständig, was vor allem an der solierenden Geige liegt, die zum Glück nicht als omnipräsentes Begleitinstrument genutzt wird, sondern sich darauf beschränkt, an entscheidenden Stellen wirkliche Akzente zu setzen. Das ist echt großartig und verleiht der Band Relevanz in einer überfüllten Szene.
Anspieltipps: The Mask Of Sanity, All Dead Here, Hategrinder
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle