MORALITY CRISIS - Boats
Mehr über Morality Crisis
- Genre:
- Sludge/ Doom/ Punk/ Hardcore/ Noise Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Minnesconsin Records
- Release:
- 25.06.2013
- Enormous Fucking Death Ass Knife
- Lumberjane
- Naptaker
- Gary Plays With Fire
- Touched By An Adult
- Anxiety Rifle
- Electric Friends
Was sagen die? Shitrock? Aber Hallo, was für einer!
Dieses Album, diese Geschichte ist ein tolles tollwütiges Beispiel für die Richtigwichtigkeit von Crowdfunding-Geschichten. MORALITY CRISIS, ein Trio aus Wasau aus dem Staate Wisconsin, tollte seit dem Teenageralter gemeinsam durch Proberäume, Bühnen, Keller, Krisen, um nun mit "Boats" ein – ich kann es nicht anders angeben – wunderbares Album auf der Schnittstelle zwischen Noiserock, Punk, Doom Metal, Hardcore abzugeben. Der Kommunikation über die recht bekannte Plattform kickstarter.com ist es zu verdanken, dass die Typen dieses siebenköpfige Monster auf die Beine bekommen haben.
Wird man mit dem wutgebölkten Sludgebolzen 'Enormous Fucking Death Ass Knife' erst einmal zu Beginn auf die Slowhardcore-Schiene gesetzt, wird spätestens ab dem groovigen Metal der 'Lumberjane' das weitläufige, ausschweifende Profil der Band mehr als hörbar. Math-Elemente, hypernervöse Entkontrollen, ruhige Passagen verbunden zu einem Spannungsbogen, der durch die Genres rattert – es gibt kein Innehalten. Wie spielerisch zwischen entrückten Gesangsparts, Black-Metal-Attacken und Hardcorekeif gewechselt, gesprungen wird, ist eine wahre Pracht. In den nachfolgenden Vollblutrasern 'Naptaker' und 'Gary Plays With Fire' ist die Melange von Mitreiß-Riffing und Ideenvervielfältigung gelungen, wie zumindest ich das lange nicht mehr gehört habe. Ja, begeistert fresse ich jeden Tag mindestens drei Male diese Platte weg, und dann noch mal von vorn. Hardcore kann spannend sein, wenn er sich nicht in seinen ausgetreten Pfaden dahinschleppt.
'Touched By An Adult' hat neben dem gesellschaftsrelevanten Thema wiederum heftige Stimmungswechsel, Wutausbrüche und Streicheleinheiten zu bieten. Auch hier: hervorragend umgesetzt! Wenn sich die Botschaft herausgewunden hat, packen die drei Musiker noch ihre experimentellen wild gewürfelten Parts hinten dran. Beide Sänger ergänzen sich nahtlos in ihrem Zuspiel, wenn sie keinen Bock mehr zu haben scheinen, wird wie in 'Anxiety Rifle' eine Postpunkschwelgerei mit einem schwarzmetallenen Drumgeschepper verbunden, in den Neunzigern hat irgendein Strolch so etwas mal Weird Metal genannt. Das greift viel zu kurz, da wo wir heute sind. Es ist eine Messe!
Ich hoffe, die Truppe ist in baldiger Bälde mal in Europa unterwegs. Und zu 'Electric Friends' ist nur noch zu sagen: ein würdiger Abschluss eines absoluten Favoritenalbums 2013.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben