MöRK GRYNING - Mörk Gryning
Mehr über Mörk Gryning
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Black Lodge / Rough Trade
- Release:
- 18.11.2005
- Lazarus Rising
- Ingen Dyrkan
- The Sun
- Into Oblivion
- The Aurora
- Pure
- All Discarded
- Disguise My Parting
- Neverwhere (AT THE GATES-Cover)
MÖRK GRYNING hat eine weite Reise hinter sich und nun ist laut Bandgründer Goth Gorgon bedauerlicherweise die Zeit gekommen, da für die Band selbst ein vom Bandnamen bereits prophetisch vorweggenommenes finstres Morgengrauen anbricht. Die Stockholmer, die 1995 mit ihrem fulminanten Debüt "Tusen År Har Gått" von der musikalischen Klasse her zur absoluten Speerspitze der schwedischen Szene hätten aufschließen müssen, aber leider immer etwas im Schatten größerer Namen geblieben sind, sind nun am Ende ihrer gut zwölfjährigen Odyssee angelangt, die sie sowohl auf klassisch-schwarzmetallischen als auch auf experimentell-avantgardistischen Pfaden wandeln ließ. Mit vorliegendem selbstbetitelten Fünftling geben die Jungs ihre Abschiedsvorstellung und diese ist noch ein letztes Mal durchweg gut gelungen, wenn auch nicht irgendwie epochal oder wegweisend.
Es gibt wirklich hervorragendes Material auf "Mörk Gryning", wie vor allem den von einem dramatisch-apokalyptischen Klassik-Intro namens 'Lazarus Rising' eingeleiteten Opener 'Ingen Dyrkan', dessen schwedisch gesungene Vocals und sägende Riffs wirklich der höchsten Schule entstammen und sich hinter den Werken von DARK FUNERAL und Konsorten nicht zu verstecken brauchen. 'The Sun' ist melodischer, mit einigen spacigen Passagen versehen, und weiß somit etwas andere Akzente zu setzen, so dass die Scheibe nicht langweilig wird. Das abgedrehte Stilelement mit den atmosphärischen Synthklängen ist auch bei 'Into Oblivion' vertreten, wo der auf der gesamten Platte spürbare technoide Sound des Schlagzeugs und der seltsame Mix der Gitarren besonders auffallen. Die Produktion ist irgendwie eigenartig und könnte manche Leute sicher ein wenig irritieren, doch man gewöhnt sich sehr schnell an den Klang, und für meinen Geschmack ist er im Endeffekt sogar ein Plus der Scheibe, da MÖRK GRYNING dadurch einfach weniger austauschbar klingen.
'The Aurora' beginnt mit abgedrehten Sounds, die klingen, als würde jemand seine Geige stimmen ... Auch im Verlauf des Stückes begegnen uns immer wieder reichlich schräge Disharmonien und Samples, dafür aber auch schön harmonische Riffs und fesselnde Gitarrenleads. Weitere Pluspunkte können die Schweden bei mir mit dem mächtigen 'Pure' sammeln, das im ersten Hauptstück eine kleine Perle schwarzen Dooms zu werden verspricht, nachher aber tempomäßig stark anzieht und relativ vertrackt aufgebaut ist; dazu ein schöner Refrain mit interessanten Backing Vocals. Auch 'All Is Discarded' enthält etliche doomig-atmosphärische Passagen und 'Disguise My Parting' - die voraussichtlich letzte Eigenkomposition, die uns MÖRK GRYNING schenken werden - geht ein letztes Mal voll auf die Zwölf. Rasende Gitarren, tolle Melodien und markerschütternder Gesang. Danach folgt noch ein gutklassiges Cover von AT THE GATES' 'Neverwhere', dessen Anwesenheit jedoch nicht viel zu diesem Album beiträgt. Dann eine ganze Weile Stille, noch ein kurzes Techno-Experiment und aus, vorbei, Ende!
MÖRK GRYING sind nicht mehr, doch ihr Abschiedsalbum ist noch mal sehr gut geworden und wird den treuen Fans sicher wehmütig ums Herz werden lassen, da über der Scheibe wirklich der Geist des Abschieds schwebt. Na ja, vielleicht gibt es ja irgendwann ein Wiedersehen. Wer weiß das schon? Einstweilen bleibt mir nur zu sagen: Farväl, MÖRK GRYNING!
Anspieltipps: Ingen Dyrkan, Pure, Disguise My Parting
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle