MISS MAY I - Shadows Inside
Mehr über Miss May I
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Sharptone Records / Nuclear Blast
- Release:
- 02.06.2017
- Shadows Inside
- Under Fire
- Never Let Me Say
- My Destruction
- Casualties
- Crawl
- Swallow Your Teeth
- Death Knows My Name
- Lost In The Grey
- My Sorrow
Metalcore-Band entdeckt den Metal.
Wer hätte das gedacht? Nach THE DEVIL WEARS PRADA und MEMPHIS MAY FIRE sind auch die einstigen Teenie-Metalcoreler von MISS MAY I endgültig ihrer hier und da unangenehm poppig-corigen Jugendphase entwachsen und präsentieren uns mit ihrem fünften Album "Shadows Inside" ein erstaunlich reifes und angenehm metallisch geprägtes Werk.
Vor allem die erste Albumhälfte strotzt nur so vor amtlich drückenden und kurzweiligen Kraftpaketen zwischen modernem Heavy Metal und den corigen Auswüchsen härterer Mainstream-Rockmusik. Mit dem titelgebenden Opener wird ähnlich überraschend losgethrasht wie seinerzeit, als sich AS I LAY DYING auf "An Ocean Between Us" fast aller ausgeleierter Melodic-Death-Wurzeln entledigte. Bei MISS MAY I gibt es zwar auch weiterhin eingängige Gangshouts, Singalongs und breaklastiges Riffing, dennoch lebt 'Shadows Inside' von einer angenehm schwermetallischen Gitarrenarbeit und glänzt mit einem ebenso schlichten wie leidenschaftlich vorgetragenem Refrain. Während die Shouts von Levi Benton trotz unzweifelhafter Bissigkeit insgesamt etwas heiser daherkommen, kann er mit klarer Stimme voll und ganz überzeugen – keine Weinerlichkeit, viel Volumen, viel Kraft. Und so haut mich denn auch das folgende 'Under Fire' komplett aus den Latschen: Der Fünfer aus Ohio fährt eine moderne melodische Metal-Hymne auf, deren Refrain ebenso gut von DIEVERSITY oder TRIVIUM stammen könnte. Nichts mehr mit Popcore und öden Mithüpf-Riffs. 'Under Fire' könnte auch auf den Jahresbestenlisten gestandener Traditionalisten ganz oben auftauchen. Und es geht auf demselben erfreulichen Niveau weiter, mit der einfühlsamen Halbballade 'Never Let Me Say' und dem unwiderstehlichen Hard-Rock-Stampfer 'My Destruction' – PARKWAY DRIVEs 'Vice Grip' lässt grüßen! Phänomenal auch das deutlich corigere, aber erneut mit einem vorzüglichen Melodic-Metal-Chorus ausgestattete 'Casualties'.
Leider erleidet "Shadows Inside" zur Albummitte einen nicht unerheblichen Bruch: Zunächst wird mit 'Crawl' auf einmal doch wieder belangloses Mitsinggedudel geboten, das es in dieser Form höchstens auf eine LINKIN PARK-B-Seitenauswahl geschafft hätte. Anschließend folgt mit 'Swallow Your Teeth' einer jener Songs, für die der Metalcore-Nachwuchs der späten 00er Jahre zu Recht von anspruchsvolleren Metalfans mit Verachtung gestraft wurden: Sinnlos überproduzierte 0815-Downbeats, Gangshouts von der Stange, langweilige Melodien und vulgäre Vokalkraftmeierei. Das balladeske 'Death Knows My Name' rettet die zweite Halbzeit zwar vor dem totalen Absturz, da jedoch die beiden letzten Nummern 'Lost In The Grey' und 'My Sorrow' eher wieder Standardware bieten, fällt Hälfte Nr.2 deutlich unterm dem Niveau der ersten fünf Tracks zurück.
Unterm Strich bleibt aber vor allem der hervorragende Anfangseindruck haften. Die auf "Shadows Inside" bewiesene Entwicklung von MISS MAY I ist schlicht beeindruckend. Schade nur, dass sich die Heavy-Metal-Einflüsse nicht auf ganzer Schlagdistanz durchsetzen konnten. Vielleicht folgt dieser Durchbruch ja auf dem nächsten Album. Ein sehr guter Anfang wurde mit den ersten fünf Songs dieser Platte ja gemacht.
Anspieltipps: Under Fire, My Destruction, Casualties
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause