MINSK - The Ritual Fires Of Abandonment
Mehr über Minsk
- Genre:
- Doom/Psychedelic
- Label:
- Relapse/SPV
- Release:
- 23.02.2007
- Embers
- White Wings
- Mescaline Sunrise
- The Orphans Of Piety
- Circle Of Ashes
- Ceremony Ek Stasis
Es gibt Platten, die man immer und überall und vor allem in jeder Stimmung hören kann. FATES WARNINGs "Awaken The Guardian" beispielsweise. Oder alles von BLACK SABBATH mit Ozzy. "The Ritual Fires Of Abandonment", das zweite Album der Amis MINSK, gesellt sich allerdings nicht zu den universell einsetzbaren Scheiben. Wenn einem mal wieder alles auf die Nerven geht, sollte man besser die Finger von dem Teil lassen; andernfalls besteht die Gefahr, dass die Anlage die nächsten zehn Minuten nicht überlebt. Dabei macht das Quartett nicht mal abgefahrene, durchgeknallte oder in irgendeiner Form kranke Musik, die man nur schwer verarbeiten kann. Es ist die bekiffte Gleichgültigkeit, die einige Songs auf dreizehn Minuten und mehr anwachsen lässt und den Hörer zum nervösen Fußwippen animiert. Und eigentlich kann ich mir auch nur eine Gelegenheit vorstellen, bei der dieser Dreher Begeisterung auslösen kann: Man liegt matschig in der Ecke, weiß nicht mehr, wer oder wo man ist, und hält die Ilse, die neben einem rumgammelt, für die Bombe schlechthin.
Letztlich manövriert sich der Vierer von Anfang an in die zugedrogte Belanglosigkeit. Die fünfminütige Delay-Gitarren-Schleife 'Mescaline Sunrise' und das von bedeutungsschwangeren Sprach-Samples durchzogene 'Circle Of Ashes' können sogar ruhigen Gewissens als Totalausfälle gewertet werden. Außer gepflegter Langeweile transportieren diese Nummern nichts. Nur unwesentlich anders verhält es sich mit den drei Monumentaltracks 'Embers', 'The Orphans Of Piety' und 'Ceremony Ek Stasis': Hypnotisches Tribal-Drumming wird mit einschläferndem verwechselt, die Gitarrenarbeit ist uninspiriert (wie man Fuzzy-Psychedelic-Wand-Riffs und ruhige Space-Parts gekonnt zusammenbringt, sollte bei u. a. AMPLIFIER nachgehört werden), und der Gesang hat auch nichts Fesselndes. Das Gebrüll ist okay, aber gute Melodielinien sucht man vergeblich. Gut, die Jungs sehen in den Vocals sowieso nur ein weiteres Instrument, das an ausgewählten Stellen zum Einsatz kommt. Und da der Rest überwiegend öde ist, kann man in diesem Bereich auch auf Prägnantes verzichten – was zumindest konsequent ist.
Es gibt fantastische ruhige Musik, die schwebt und von der ersten bis zur letzten Minute packt. Aber wenn man wie im Fall von "The Ritual Fires Of Abandonment" größtenteils das Gefühl hat, dass der Sound nur deshalb relaxt ist, weil sich die Beteiligten im Studio irgendwas in die Birne gezogen haben und ihre Instrumente danach nur noch unmotiviert und in Zeitlupe bearbeiten konnten, wird's sehr schnell anstrengend. Ich muss allerdings zugeben, dass ich beim Anhören dieses ISIS-meet-Psychedelic-Silberdeckels nicht in dem oben beschriebenen Zustand war. Wer da was plant, kann mal Bescheid geben. Vielleicht habe ich danach 'ne neue Lieblingsplatte.
Anspieltipp: eventuell 'White Wings'?
- Redakteur:
- Oliver Schneider