MIND'S EYE - A Work Of Art
Mehr über Mind's Eye
- Genre:
- Prog
- Label:
- Rising Sun
- Release:
- 18.03.2002
- Prologue-Lullaby
- Courage Within
- Roll The Dice
- Room With A View
- Shallow Water
- My Kindred Soul
- The Shape Of Salvation
- These Open Arms
- An Eye For An Eye
- Hands Of Time
- Your World
- Epilogue-Domine
Dies ist bereits das dritte Album des Stockholmer Quartetts MIND`S EYE. Bereits seit 1992 mit wechselnden Sängern – ursprünglich unter dem Namen AFTERGLOW – aktiv, bekamen sie ursprünglich Schützenhilfe von Metal Ikone Janne Stark (u.a. bekannt als langjähriger Journalist und Verfasser des Skandinavischen Metal Lexikons – der Verf.) und wurden schon 1993 mit ihrem selbstproduzierten Debut in der Heimat als neuer Stern am Progressiv Himmel abgefeiert. Die drei Instrumentalisten – Fredrik Grünberger (gt.), Johan Niemann (bs.) und Daniel Flores (dr./key.) – mußten aber erst den Verlust ihres Sängers German Pascual verschmerzen bevor sie 1997 ihr offizielles Debut „Into The Unknown“ beim US Indie Sensory Rec. veröffentlichen konnten. Gegen so starke Konkurrenz wie Robert Forse (HEAD`S OR TALE`S) und Thomas Vikström (CANDLEMASS) konnte sich der bis dahin völlig unbekannte Johan Persson an der vakanten Mikrostelle durchsetzen ... und war wohl nicht nur für mich der Schwachpunkt der Band.
Gut, aus Fehlern kann man lernen und so trennte man sich von Thomas, um ihn durch Andreas Novak zu ersetzen. Dieser hat bereits als Judas im Webber Musical „Jesus Christ Superstar“ Aufsehen erregt und versteht auch dem relativ kühl wirkenden Sound von MIND`S EYE Wärme zu verleihen. In diesem Line-Up entstand das Zweitwerk „... Waiting For The Tide“ auf dem bandeigenen Round Records Label.
Nächster Tiefschlag war das kurzzeitige Ausscheiden von Bassist Johan Niemann, der den Eidgenossen von THERION, bei denen ja auch sein Bruder Kristian als Klampfer zu hören war, auf „Deggial“ und der nachfolgenden Tour als Viersaiter aushalf. Dies war aber glücklicherweise nur eine kurze Stippvisite, so daß wir MIND`S EYE 2002 mit dem hier vorliegenden Album in vollem Glanz genießen können.
Und genießen ist genau die richtige Vokabel um den progressiven, aber immer emotional ergreifenden Sound der Truppe zu beschreiben. Kracht uns nach dem kurzen Intro „Prologue: Lullaby“ „Courage Within“ erstmal mit ziemlich harten Klängen entgegen, verzaubert uns spätestens „A Moment Of Honor“ mit herrlich verspielter Akustik. Erstmalig kommen die gerne an QUEEN erinnernden Chöre, die sich auf das gesamte Album herrlich verteilen, zum Einsatz. Hört hierzu nur mal „Shallow Water“, der auch die weiteren Vergleichsbands durchscheinen läßt: TOTO und QUEENSRYCHE.
Ja, genau richtig gelesen: MIND`S EYE orientieren sich viel an artrockigen Kapellen der 70er und 80er und mischen dies mit einer angenehmen Härte, die niemals den Grad von FATES WARNING oder den eben genannten Seattlern überschreitet. Musik zum Entdecken also, mit viel Gespür für Melodien und Feinheiten. Im Endeffekt also sogar für Freunde sogenannter AOR Mucke, wie „My Kindred Soul“ unweigerlich belegt. Gerade dieser Song hat es mir mit seinen herrlichen Spannungsbögen ungemein angetan. Schön wie hier die besänftigende Grundstimmung immer wieder mit härteren Riffs ergänzt wird und so ein Songgeflecht gesponnen wird, daß bereits beim ersten Durchlauf im Gedächtnis haften bleibt.
Und auch dies ist ein weiteres Plus der Skandinavier: Eingängigkeit. Gut, hatte ich beim entjungfern noch ein wenig das Gefühl hier würde emotionslos reine Kopfmusik konzipiert, so mußte ich diese Meinung spätestens beim zweiten Durchlauf komplett revidieren. MIND`S EYE spielen nicht den herkömmlichen ProgMetal, sondern vielmehr Artrock mit härteren Gitarren, der auch Anleihen von RUSH oder YES nicht verleugnen kann. Ein sehr vielschichtiges Album, dessen einziges Manko für einige eventuell fehlende Härte sein könnte. Wer es aber gerne anspruchsvoll und melodisch mag und die oben genannten Bands mag, darf hier gern ein bis zwei Ohren riskieren.
Rising Sun Records sind übrigens so kundenfreundlich der limitierten Erstauflage das komplette Vorgängeralbum beizulegen !
Anspieltips : „A Moment Of Honor“, “Shallow Water“, My Kindred Soul“
- Redakteur:
- Holger Andrae