MILE MARKER ZERO - Coming Of Age
Mehr über Mile Marker Zero
- Genre:
- Prog Rock / Prog Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- JFK
- Release:
- 23.08.2024
- A Time In Place
- Best Is Yet To Come
- Towns To Grow Up In
- Bizarre
- Coming Of Age
- Heavy Days
- Far From Here
- End Of August
Prog-Meisterstück aus Amerika.
Ich bin ehrlich, Conneticut als Heimatstadt für das Quintett MILE MARKER ZERO wäre mir angesichts der Musik überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Mit ihren proggigen Tönen klingen die Amerikaner nämlich deutlicher eher so, als hätten sie ihre Wurzeln in Großbritannien oder Australien. Doch weit gefehlt, der Fünfer stammt aus dem Nordosten der Vereinigten Staaten und hat bisher mit zwei Alben und einer EP aufhorchen lassen. Mit der dritten Veröffentlichung scheint die Band aber nun erwachsen geworden zu sein, zumindest wenn man das in den Albumtitel "Coming Of Age" hinein interpretieren möchte.
Doch was wird uns eigentlich musikalisch geboten in den acht Kompositionen, die gerne einmal die 7-Minuten-Marke knacken? Nun, das kann auch ich nach mehreren Durchläufen noch immer nicht so richtig sagen, denn außer dass der Fünfer es definitiv gerne auch mal vertrackt und ausladend mag, sind die Einflüsse so divers, dass man kaum einen einfachen gemeinsamen Nenner findet. So lässt mich das Intro 'A Time In Place' in Teilen an die Briten GENESIS in den frühen Achtzigern denken, schlägt mit dunkeln Keyboardsounds aber auch die Brücke hin zu Kollegen wie STEVEN WILSON. Das großartige 'Best Is Yet To Come' hält die GENESIS-Referenzen am Leben, gleichzeitig lässt hier aber auch RUSH grüßen. Der flotte Up-Tempo-Beat könnte glatt dem AOR entliehen sein und wenn sich die Gitarren in der Mitte der Nummer in den Fokus drängen, ist sogar der Sprung zu DREAM THEATER nicht weit. 'Heavy Days' traut sich dann schlussendlich ganz offen, die amerikanischen Prog-Heroen auch mit entsprechend harten Gitarrentönen zu zitieren und könnte locker als Prog-Metal-Song durchgehen, ohne dass sich jemand an dieser Einordnung stören würde.
Eine Kategorie für MILE MARKER ZERO zu finden, ist also nicht gerade einfach, aber auch nicht wirklich nötig, denn in einer Sache herrscht bei allen Songs Einigkeit: Diese fünf Amerikaner verstehen es, ausladende, spannende und gleichzeitig dennoch unverschämt eingängige Songs zu schreiben. Von 'Best Is Yet To Come' hatte ich ja bereits in Ansätzen geschwärmt und auch 'Heavy Days' ist mit seinem wahnsinnig schönen Refrain eine Nummer, die ich euch unbedingt als Anspieltipps ans Herz legen möchte. Die ganz großen Höhepunkte haben wir da aber noch nicht gehört. Für mich ist das melancholisch angehauchte und sogar ein bisschen an TOTO erinnernde 'Towns To Grow Up In' nämlich der wunderschön funkelnde Hit-Diamant dieser Scheibe, dessen Gesangslinien einem einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Auch das vertrackte und elektronisch angehauchte 'Far From Here' ist ein absoluter Glanzpunkt, der für mich aber gerade durch seine beschwörerische und teils finstere Atmosphäre punkten kann. Einzig der Titeltrack macht so am Ende auf mich einen etwas zu zerrissenen Eindruck und vermag nicht, mich endgültig zu packen, egal wie viele Chancen ich der Nummer gebe.
Aber auch das bleibt nur eine Randnotiz zu einer Platte, die mich ansonsten aus dem Stegreif zu einem Fan von MILE MARKER ZERO gemacht hat. Wie die Amerikaner auf ihrem Drittwerk von AOR über Siebziger-Prog bis hin zu modernem Prog Metal sämtliche Spielarten der progressiven Musik miteinander verheiraten, ist nämlich schlicht und ergreifend beeindruckend. Dass dabei auch noch ein paar echte Hits abfallen, ist da nur die Kirsche auf einem unheimlich gut mundenden Prog-Kuchen, den ihr als Fan des Genres unbedingt einmal antesten solltet!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs