MELOCO - Weck Mich auf
Mehr über Meloco
- Genre:
- Alternative Rock / Metal
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Boersma Records
- Release:
- 24.11.2023
- Angst
- Explosion
- Blinde Passagiere
- Meilenweit
- Träumer
- Barfuß im Regen
- Megaphon
- Echolot
Neuanfang in deutscher Sprache mit alten Problemen.
Die Bayern MELOCO und ich, wir sind bisher irgendwie nicht die besten Freunde gewesen. Bereits zwei Alben hat das Quintett aus Nürnberg schon veröffentlicht, doch weder "Roots", noch das Debüt "Port Noir" konnten konnten meinen Nerv treffen, obwohl ich eigentlich ein großer Fan von Crossover und Nu Metal bin. Bisher waren mir die Jungs aber schlicht und ergreifend zu experimentierfreudig oder eben nicht zwingend genug, weswegen beide Scheiben mit 4,5 Zählern über die Ziellinie kamen. "Weck Mich auf" nimmt als drittes Album der Bandgeschichte nun einen erneuten Anlauf, um mein Herz vielleicht doch noch gewinnen zu können.
Ein kurzer Blick auf die Trackliste und den Titel des Langspielers lässt die Fragezeichen in meinem Kopf allerdings wieder aufploppen. Erstmalig versucht sich der Fünfer in den insgesamt acht neuen Songs nämlich an komplett deutschen Texten, was eine ziemliche Kehrtwende zum ansonsten doch eher amerkanischen Sound der Band darstellt. Zumindest erkennen die Bayern im beiliegenden Pressetext selbst an, dass die beiden vorherigen Alben sich etwas wild durch die Musiklandschaft probiert haben und nun doch einmal ein roter Faden her musste. Dass dieser jetzt in einem Fundament aus Deutschpunk und Deutschrock gefunden wurde, das gerne noch in Richtung Metalcore, Nu Metal und Crossover schielt, kommt dagegen durchaus überraschend.
Gut, 'Angst' will den Hörern und Hörerinnen den Übergang zumindest so einfach wie möglich gestalten, denn mit starken RAMMSTEIN-Vibes in der Strophe und Stakkato-Riffs haben wir es hier mit dem Song zu tun, der sich vielleicht noch am besten dem Metal-Sektor zuordnen ließe. Nicht unbedingt ein überragender Einstieg, auch wenn der Refrain durchaus eingängig daherkommt. 'Explosion' schlägt im Anschluss zu Beginn in die gleiche Kerbe, denn die wuchtigen Gitarren-Riffs haben etwas PANTERA-DNA, doch ab der Mitte hin schwingt der Songs ganz gewaltig in Alternative-Gefilde hinüber und serviert insgesamt einen Text, bei dem sich bei mir angesichts des lyrischen Inhalts doch eher die Nackenhaare aufstellen. Hat sich MELOCO bis hierher verpuppt und noch an alten Metal-Wurzeln festgehalten, taucht der Fünfer spätestens mit 'Blinde Passagiere' als Schmetterling wieder aus dem Kokon auf und präsentiert sich plötzlich als waschechter Deutschrock-Act mit massig Pop-Schlagseite, wobei vor allem der etwas herbe Gesangsvortrag die Brücke hinüber zu den BÖHSEN ONKELZ schlägt oder auch an IN EXTREMO-Fronter Michael Robert Rhein denken lässt.
So langsam glaube ich aber, dass der verprochene rote Faden von MELOCO noch lange nicht gefunden wurde, denn auch wenn die Experimente auf "Weck Mich auf" nicht mehr so extrem sind, weiß die Truppe scheinbar noch immer nicht so recht, was sie will. 'Meilenweit' versucht sich mit extrem käsigem Refrain am Balance-Akt gefährlich dicht an der Schlager-Grenze, während in 'Träumer' plötzlich wieder vermehrt die Crossover-Versatzstücke eine Renaissance feiern. 'Barfuß im Regen' zeigt uns schließlich - ob wir nun wollen oder nicht - wie TOKIO HOTEL zu 'Durch den Monsun'-Zeiten hätte klingen können, wenn sie eine etwas herbere Stimme am Mikrofon gehabt hätten, während wir in 'Megaphon' erfahren dürfen, wie sich LIMP BIZKIT in deutscher Sprache schlagen könnte.
Mein Fazit zu "Weck Mich auf" fällt dann wenig überraschend nicht so anders als im Falle von "Roots" aus, denn auch anno 2023 werde ich das Gefühl nicht los, dass MELOCO nicht so richtig weiß, wo die Reise hingehen soll. Wieder einmal haben die Bayern nämlich ein Album kreiert, das so klingt, als würde man wild durchs Radio zappen. Ein schlüssiges Gesamtbild ergibt sich damit euch heuer nicht und selbst einzelne Songs stechen zumindest für mich nicht als besondere Hits heraus. Die Endnote dürfte dann auch niemanden überraschen, denn folgerichtig müsste es wieder einmal 4,5 Zähler für ein unschlüssiges und irgendwie zerfahrenes Album geben. Einen halben Punkt lege ich dieses mal aber für das zumindest etwas einheitlichere Gesamtbild oben drauf.
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs