MANNTRA - Oyka
Mehr über Manntra
- Genre:
- Folk Rock / Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- NoCut / SPV
- Release:
- 26.07.2019
- Oyka
- Yelena
- Kroatien
- Dance
- In The Shadows
- Everlasting
- Fire In The Sky
- Nevera
- Rakhia
- Sanjaj
- Murter (Kroatische Version)
- Yelena (live)
Hat MANNTRA das Alleinstellungsmerkmal verkauft?
Eins vorweg: MANNTRA ist für mich eine Herzensangelegenheit, denn vor allem der Vorgänger der Kroaten namens "Meridian" ist ein Dauerbrenner geworden, der obendrein eng an schöne Erinnerungen geknüpft ist. So ist die Vorfreude auf das vierte Album dementsprechend groß. Allerdings deuteten sich schon im Vorfeld einige Änderungen an. Der stetig wachsende Erfolg in Deutschland inclusive eines Auftritts beim renommierten Wacken-Open-Air bescherte MANNTRA ein neues Label, und damit einhergehend änderte man auch die Singsprache von kroatisch auf englisch. Mit der Single 'In The Shadows' bewarb man sich im Frühjahr für den Eurovision Song Contest, doch dementsprechend geradlinig ist der ansonsten ordentliche Song auch ausgefallen. Doch kann man von diesem Song nun auf das ganze Album schließen?
Ja, kann man. Und nach langem hin und her muss ich schließlich sagen: leider ja. Für mich ist erstmal durch die englischen Lyrics ein Teil des MANNTRA-Charmes verloren gegangen. Den teilweise tiefgründigen Texten in kroatischer Sprache, deren Worte selbst für jemanden, der diese nicht versteht, fantasieanregend war, stehen nun englische Texte gegenüber, die leider allzu oft an ihren Plattitüden leiden. Und die Musik spielt dieses Spiel munter mit. Die ersten Durchläufe von "Oyka" waren somit in der Tat ziemlich ernüchternd. In der Folge beginnt ein kleiner Kampf der Elemente, die ich bei MANNTRA schätze, gegen die neue Party-Folk-Ausrichtung für ESC-Metaller.
Wirkt der englische Gesang von Marko Sekul bisweilen doch recht holprig, so hat MANNTRA ganz sicher nicht das Gespür für ohrwurmelnde Melodien verloren. Und mit der Zeit weiß ich die gnadenlose Eingängigkeit der mehrstimmig gesungenen Refrains von 'Oyka', 'Yelena', 'Dance' oder 'In The Shadows' auch zu schätzen, zumal sie auch wieder sehr klar und krisp produziert sind. Aber es gibt auch Lieder, die Kopfschütteln (allerdings nicht im metallischen Sinne) oder gar Schmerzen verursachen. 'Kroatien' - gesungen auf deutsch! - ist eine Aufzählung aller gängigen Schlagworte über dieses Lieblings-Sommerurlaubsland der Deutschen. Party in den Städten, Wind, Meer und Inseln, und natürlich Majka Dalmacija. Ich glaube, Kroaten müssten sich hierfür sogar ein wenig schämen. Schlimmer ist aber der Proll-Song 'Rakhia' (ich übernehme die Schreibweise des Promoblattes, richtig schreibt man diesen beliebten Obstbrand aber 'Rakija'). Das sind ganz üble "Eins-zwei-drei-noch-ein-Ei"-Lyrics, dazu wird beim Titelwort plakativ das RAMMSTEIN-"R" gerollt. Das geht echt gar nicht, MANNTRA! Dafür gibt es in der Mitte mit 'Everlasting' und 'Fire In The Sky' zwei sehr schöne Nummern, die noch ein klein bisschen die Würde der "Meridian"-Songs haben. Diese würde ich sehr gerne in der Landessprache hören.
Was bleibt also unterm Strich? "Oyka" ist alles in allem wohl ein ordentliches Party-Folk-Metal-Album, von dem man darüber hinaus allerdings keinen Tiefgang erwarten sollte. Die Lieder verbreiten meist gute Laune, vor allem wenn man die Ausfälle skipt. "Oyka" am Ende aber sogar noch eine "gute" Note zu verpassen ist mir bei aller Liebe nicht möglich. Über das Album kann ich vielleicht lächeln; lieben, so wage ich zu prognostizieren, werde ich es nicht.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Thomas Becker